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Zahl der US-Corona-Todesopfer womöglich höher als bekannt

Fauci hält eine höhere Dunkelziffer für möglich
Fauci hält eine höhere Dunkelziffer für möglich ©APA (AFP)
US-Regierungsberater Anthony Fauci hält es für möglich, dass die Corona-Pandemie in den USA mehr Menschenleben gefordert hat als bisher bekannt.

Laut einer Aufstellung der Johns Hopkins Universität gibt es USA-weit mehr als 80.000 Tote. Fauci sagte dem US-Senat per Video, die tatsächliche Todeszahl sei vermutlich noch höher. Von Verstimmungen mit US-Präsident Donald Trump wollte er nichts wissen.

So könne es Menschen gegeben haben, die zu Hause an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben seien, ohne dass dies in einer offiziellen Statistik gelandet sei. Die Pandemie ist in vielen US-Landesteilen nicht unter Kontrolle. Präsident Donald Trump treibt die Öffnung der Wirtschaft dennoch voran. Dabei erfüllen viele Staaten die Kriterien aus den von ihm selbst vorgestellten Richtlinien zur Wiedereröffnung nicht, die unter anderem eine Abnahme der Infektionen über 14 Tage vorsehen. Fauci warnte vor einer vorschnellen Rückkehr zur Normalität.

"Konfrontative Beziehung" zu Trump

Fauci betonte zudem, zwischen ihm und Trump lägen in der Corona-Pandemie keine Verstimmungen vor. "Es gibt gewiss keine konfrontative Beziehung zwischen mir und dem Präsidenten", sagte Fauci am Dienstag in einer Video-Anhörung des US-Senats.

Er berate Trump basierend auf wissenschaftlichen Informationen, sagte Trump. Der Präsident höre sich das an, respektiere dies und bekomme auch von anderen Seiten Ratschläge. Andere Experten aus der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses betonten bei der Anhörung im Senat ebenfalls, es gebe keine Konfrontationen mit Trump. Die Fachleute gäben in der Runde offen ihre Einschätzungen ab, und der Präsident höre zu.

In den vergangenen Wochen hatten sich Mitglieder der Arbeitsgruppe - allen voran Fauci, mehrfach bemüßigt gesehen, Trump bei bestimmten inhaltlichen Aussagen zur Corona-Pandemie öffentlich zu widersprechen.

Warnung vor übereilter Rückkehr zur Normalität

Auch am Dienstag warnte Fauci etwa eindringlich vor einer übereilten Rückkehr zur Normalität in den USA, während Trump Lockerungen vorantreibt. Fauci mahnte ebenso, das Virus werde nicht einfach verschwinden. Trump hatte dies zu Beginn mehrfach behauptet.

Fauci hatte vor Wochen der Webseite des Fachjournals "Science" gesagt, dass Trump ihm zuhöre - "auch wenn wir in manchen Sachen nicht einer Meinung sind". Trump habe seinen eigenen Stil. "Aber in inhaltlichen Fragen hört er auf das, was ich sage."

Trump selbst hatte Fauci trotz inhaltlicher Meinungsunterschiede auch mehrfach ausdrücklich öffentlich gelobt. Er betonte, er schätze die Experten in seinem Coronavirus-Team sehr und werde weiter auf ihren Rat hören.

Coronafälle im Weißen Haus

Fauci befindet sich derzeit in selbst auferlegter häuslicher Quarantäne, weil er Kontakt zu einem Corona-infizierten Regierungsmitarbeiter hatte. Um den Umgang mit Corona-Fällen im Weißen Haus wird seit einigen Tagen gestritten. Trump kündigte nun an, als Schutzmaßnahme seine Kontakte zu Vizepräsident Mike Pence möglicherweise zu reduzieren.

Im Weißen Haus waren in der vergangenen Woche binnen zwei Tagen zwei Coronafälle bestätigt worden. Unter anderem wurde Pences Sprecherin Katie Miller, positiv auf das Coronavirus getestet. Der Vizepräsident selbst sei aber negativ auf den Erreger getestet worden, sagte Trump.

(APA/dpa/ag.)

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