Bei der Suizidrate lag Vorarlberg mit 13,4 Selbstmorden pro 100.000 Einwohner in der Österreich-Statistik auf Platz zwei hinter Burgenland, erklärten am Donnerstag Suchtspezialist Reinhard Haller und Albert Lingg, Chefarzt des Landesnervenkrankenhauses Rankweil, bei der Präsentation des Vorarlberger Suizidberichts 2007.
Bundesweit wurden 2007 1.280 Suizide registriert, die Suizidrate lag somit bei 15,4. Die höchsten Raten hatten die Bundesländer Steiermark (18,5) sowie Salzburg und Tirol (beide 17,7), im Burgenland hingegen brachten sich im vergangenen Jahr 9,6 Personen pro 100.000 Einwohner um.
“Vorarlberg hat trotz der Zunahme an Suiziden erneut das WHO-Ziel einer Suizidrate von 15,0 unterboten”, betonte Gesundheits-Landesrat Markus Wallner. Haller und Lingg sprachen in Bezug auf die Entwicklung in den vergangenen 20 Jahren von einem positiven Trend. Seit damals habe die Suizidziffer um fast die Hälfte reduziert werden können.
Großteil Männer
40 der 49 Vorarlberger Suizidopfer im vergangenen Jahr waren Männer. Als besondere Risikogruppe nannte Lingg “Männer im besten Alter”, also zwischen 45 und 64. “Diese sind oft sehr gefordert oder überfordert. Wenn zu Erschöpfungsdepression, wirtschaftlichen Sorgen, Beziehungskrise dann auch noch Alkohol hinzukommt, ist das oft verhängnisvoll”, so der Chefarzt.
Zu viele Männer hätten die Tendenz, mit ihren Problemen alleine zu bleiben. Laut Haller sind Beziehungsprobleme die häufigste Ursache für eine Selbsttötung, die nächsthäufigen Anstöße zum Suizid sind gesundheitliche Sorgen und berufliche Gründe. Das “Ausgebranntsein” sei weiter im Zunehmen begriffen, sagte Lingg.
Laut Haller hat auch der Beruf Einfluss auf das Suizidrisiko. Eine hohe Gefährdung bestehe etwa bei Ärzten, während in Kreativberufen sowie bei Facharbeitern und Handwerkern das Risiko niedrig sei. Ob in den nächsten Monaten auch Banker und Fondsmanager zu den gefährdeten Berufsgruppen gehörten, werde sich weisen, sagte Haller in Anspielung auf die aktuelle Finanzkrise.
Generelle Zunahme an Suiziden
Österreichweit sei eine Zunahme der Selbsttötungen unter Kindern und Jugendlichen zu beobachten, darauf müsse besonderes Augenmerk gelegt werden, betonte Haller. Laut einer Studie der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie gebe jeder fünfte Jugendliche Schüler an, Suizid als mögliche Lösung all seiner Probleme zu sehen. Lingg ergänzte, dass Suizidversuche unter Jugendlichen sehr häufig seien, glücklicherweise aber nur selten gelängen. “Der Überlebenswille ist bei Jugendlichen so stark, dass sie Suizidversuche oft nicht so entschlossen anlegen wie Ältere”, erklärte Lingg.
Sowohl Haller als auch Lingg betonten die Wichtigkeit von Präventionsprogrammen, um möglichen Suiziden entgegenzutreten. Wallner sagte dazu, dass man die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Vorarlberg ausbauen werde.
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