Zahl der Suizide in Vorarlberg erneut deutlich angestiegen

In Vorarlberg hat sich die Zahl der Suizide 2024 weiter erhöht. Standen 2023 noch 54 Fälle zu Buche, so waren es im vergangenen Jahr 64. Das geht aus dem aktuellen Suizidbericht des Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks) hervor, der am Dienstag vorgestellt wurde. Damit lag die Suizidrate mit einem Wert von 15,6 (Zahl der Suizide pro 100.000 Einwohner) über dem Ziel-Wert der WHO von 15. Die Studienautoren sprachen von einer "besorgniserregenden Entwicklung".
Nach einem Höchststand Mitte der 1980er-Jahre hatte die Zahl der Suizide in Vorarlberg (1985: 81 Fälle), wie in ganz Österreich, um die Hälfte abgenommen. In den Bundesländern war die Entwicklung im vergangenen Jahr uneinheitlich. Während in Nieder- und Oberösterreich sowie in der Steiermark die Zahlen rückläufig waren, nahmen sie in den anderen Bundesländern zu - der Anstieg in ganz Österreich blieb mit laut Statistik Austria 1.331 Suiziden (2023: 1.310) aber moderat. Suizidraten über 15 gab es außer in Vorarlberg auch in Kärnten (19,5) und Salzburg (16,3). Die österreichweite Suizidrate lag bei 13,9 (2023: 13,0). Die seit 2022 legalen assistierten Suizide sind in diesen Statistiken nicht enthalten. Der aks erstellt seit 1987 einen Suizidbericht, der sich auf Daten der Statistik Austria sowie das beim aks eingerichtete Suizidregister stützt.
Über 60 Suizide zuletzt 2005
Über 60 Suizide waren in Vorarlberg zuletzt 2005 registriert worden (2021: 41, 2022: 44). 2024 betraf die Steigerung insbesondere Frauen. Während die absolute Zahl der männlichen Suizide mit 43 konstant blieb, wuchs sie bei den Frauen um zehn auf 21 an. "Die Ursachen für die Zunahme von Frauensuiziden erweisen sich als vielschichtig. Nicht zuletzt wirken sich jedoch auch aktuelle gesellschaftliche Veränderungen negativ auf die psychische Gesundheit von Frauen jeden Alters aus", sagte Studienautorin Isabel Bitriol-Dittrich. Verzeichnet wurde im vergangenen Jahr auch ein Kindersuizid, während die meisten Suizide von Menschen im mittleren Lebensalter begangen wurden. Die Betroffenheit bei den Über-65-Jährigen war ähnlich hoch wie in den anderen Bundesländern.
Große Zunahme kein statistischer Ausreißer mehr
Nach der neuerlich großen Zunahme an Fällen könne man nicht mehr von einem statistischen Ausreißer reden, sagten Bitriol-Dittrich und die weiteren Studienautoren Albert Lingg und Reinhard Haller. Einen einzigen maßgeblichen Grund für diese Entwicklung gebe es nicht, aber zahlreiche "kleine Ursachen". So führten sie etwa "die Nachwirkung der Pandemie", eine schlechte Stimmungslage in der Gesellschaft, Drogensucht oder eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit Jugendlicher an. Angesprochen wurden aber auch "die gelockerten gesetzlichen Bedingungen" - so lasse das Unterbringungsgesetz in vielen Fällen die erforderliche längere stationäre Behandlung von suizidalen Menschen nicht mehr zu. Ebenso wurde der zunehmende Mangel an Fachpersonal angeführt.
Warnsymptome erkennen
Die Autoren riefen insbesondere zu Aufmerksamkeit auf. Es gelte, typische Warnsymptome zu erkennen und Problemen - familiären Konflikten, wirtschaftlichen Belastungen, körperlichen Erkrankungen, Suchterkrankungen - Beachtung zu schenken. Zudem sei in einigen Regionen Vorarlbergs die psychiatrische Versorgung unzureichend und schwer zugänglich, kritisierten sie.
Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige
Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.
(APA)
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