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Zack, zack, zack: Jubel um "Wie geht es weiter" in Bregenz

Uraufführung von "Wie geht es weiter - Die gelähmte Zivilgesellschaft"
Uraufführung von "Wie geht es weiter - Die gelähmte Zivilgesellschaft" ©VOL.AT/Hartinger
Bregenz - Mit der Uraufführung von "Wie geht es weiter - die gelähmte Zivilgesellschaft" feiert das aktionstheater ensemble sein 30-jähriges Bestehen und untermauert wieder einmal eindrucksvoll seine Daseinsberechtigung.
"Wie geht es weiter" in Bregenz
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Die am Dienstag in Bregenz gezeigte Inszenierung von Martin Gruber ist kreativ, kraftvoll sowie hochaktuell – ohne bei ihren Anspielungen plump zu werden. Das Publikum war begeistert.

Es gibt in der aktuellen Produktion des aktionstheater ensemble gar nicht übermäßig viele, dafür aber in starken Akzenten sehr konkrete Anspielungen auf das tagesaktuelle politische Geschehen. Man hört das berühmte “Zack, Zack, Zack”, und die Schauspielerin Michaela Bilgeri sagt “Genug ist genug” und erzählt dabei vom Klettern und wie es sich anfühlt, wenn der Punkt an einem Seil erreicht ist, an dem man nicht mehr weiterklettern kann und es wehtut – um im nächsten Satz dieses Erlebnis mit einem Orgasmus gleichzusetzen. Regisseur Martin Gruber erklärt diese Herangehensweise an die Tagespolitik: “Der Alptraum erklärt sich selbst und muss nicht nochmals erklärt werden.”

Viele Körpereinsatz und wunderbare Klangwelt

Vielmehr setzt Gruber auch in der Jubiläums-Produktion auf einen Text, der durch Erfahrungsaustausch und Recherchen der Darsteller gemeinsam erarbeitet wurde, weiters auf viel Körpereinsatz mit choreografierten Bewegungsabläufen und auf Musik. Die Kompositionen von Kristian Musser bilden für die Darsteller eine wunderbare Klangwelt, Sänger Pete Simpson beeindruckt mit seiner Stimme. Das Bühnenbild dazu ist gewohnt karg, fast leer, abgesehen von den Seitenwänden mit einer Videoinstallation von Thomas Bechter, auf denen zwei Bäumen zu sehen sind, die während des Stücks wachsen. Die Darsteller bekommen als Requisiten jeweils einen Autoreifen. Diese Last schleppen bzw. bewegen sie durch den Abend.

Von trivialen Themen verdrängt

Die Last im übertragenen Sinn sind die großen Themen, um die es sich in unserem Land drehen sollte, wie zum Beispiel Umweltschutz, “Fridays for Future”, Flüchtlinge, Entwicklungshilfe. Aber sie werden verdrängt von den sehr trivialen Themen des alltäglichen Lebens. So hält Benjamin Vanyek einen etwas absurden Monolog über seine Vorliebe für Vollmilch-Schokolade und seine Ablehnung von Fairtrade- und dunkler Schokolade. Thomas Kolle wiederum ist mit knallrotem Kussmündchen auf der dauernden Suche nach Fun. Das in glänzender Spiellaune auftretende Ensemble wird ergänzt durch Maria Fliri, Andreas Jähnert und Fabian Schiffkorn. Sie alle nutzen den Raum mit einem körperbetonten, intensiven Spiel, das die Zuschauer für 70 Minuten in seinen Bann zieht.

Der abschließende lange Premieren-Applaus belohnte das Produktionsteam eindrucksvoll. Die Koproduktion mit der Landeshauptstadt Bregenz/Bregenzer Frühling und Werk X ist noch dreimal in Bregenz zu senden, danach wird sie von 12. bis 16. Juni in Wien im Werk X gezeigt.

(APA)

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