AA

Yuan-Turbulenzen senden Schockwellen durch die Märkte

Yuan rutscht auf Vier-Jahres-Tief ab.
Yuan rutscht auf Vier-Jahres-Tief ab. ©EPA
Die erneute Abwertung der chinesischen Landeswährung Yuan lässt die Märkte erzittern. An den Aktienbörsen in Europa und Asien ging es am Mittwoch ordentlich bergab, auch die Rohstoffpreise gerieten ins Rutschen.

Wenn die chinesische Zentralbank den Yuan so stark fallen lasse, “müssen die Sorgen um die Wirtschaft schon groß sein”, urteilte Masashi Murata von der US-Privatbank Brown Brothers Harriman. NordLB-Analyst Frederik Kunze sieht es genauso: Die Maßnahmen der chinesischen Zentralbank ließen Zweifel an der konjunkturellen Verfassung Chinas aufkommen, erkläre er. Die Volksrepublik ist einer der wichtigsten Absatzmärkte für Europa und die USA – mit der Abwertung des Yuan werden Exporte nach China teurer, chinesische Waren auf dem Weltmarkt dagegen wettbewerbsfähiger.

Peking versucht derzeit mit aller Macht, sich gegen eine deutliche Abkühlung der chinesischen Wirtschaft zu stemmen. Die Notenbank hob den Referenzkurs des Dollar zum Yuan den zweiten Tag in Folge kräftig an. Der Greenback stieg auf ein Vier-Jahres-Hoch von 6,4510 Yuan. Einige Experten befürchten nun einen Abwertungswettlauf, der die weltweite Wirtschaft in Turbulenzen stürzen könnte.

Dax rutscht ab

Der Dax fiel um 3,2 Prozent unter die Marke von 11.000 Punkten und markierte mit 10.932 Zählern den tiefsten Stand seit fünf Wochen. Schwächer notierten vor allem die Aktien der exportorientierten Autobauer, die unter der Furcht vor einem Nachfrageeinbruch in China litten. Der EuroStoxx50 gab um drei Prozent nach – seit Dienstag kommen Dax und EuroStoxx50 auf einen Abschlag von rund fünf Prozent.

Auch die Börsen asiatischer Staaten, deren Wirtschaftswachstum vom Export abhängt, gerieten unter Druck. In Südkorea, Taiwan und Singapur brachen die Indizes ein. Die beiden Letzteren fielen dabei jeweils auf den tiefsten Stand seit eineinhalb Jahren.

Rohstoffe brechen ein, Gold steigt

“Es ist zwar noch zu früh, um zu beurteilen, ob dies der Beginn einer nachhaltigen Abwertung des Yuan ist”, sagte Rajeev De Mello, Chef des Geschäfts mit asiatischen Anleihen beim Vermögensverwalter Schroders. “Aber andere Zentralbanken könnten sich gezwungen sehen, dem Beispiel zu folgen und in den Industrienationen eine neue Runde des Abwertungswettlaufs einzuläuten.” Vor dem Hintergrund spekulierten einige Anleger bereits auf eine Verschiebung der Zinserhöhung in den USA. Der Euro kletterte um mehr als einen US-Cent auf 1,1159 Dollar und war damit so teuer wie zuletzt Mitte Juli.

Bei den Rohstoffen stürzte der Preis für Nickel, das für die Stahl-Herstellung benötigt wird, zeitweise um mehr als 15 Prozent ab. Dies war der größte Kursrutsch seit vier Jahren. Kupfer fiel in der Spitze auf ein Sechs-Jahres-Tief von 5.062 Dollar. Da die Wechselkurs-Entwicklung das Metall für chinesische Käufer verteuere, würden sie erst einmal weniger ordern, sagte UBS-Analyst Daniel Morgan.

Zuflucht fanden einige Anleger in Bundesanleihen, die gerne als sichere Häfen angesteuert werden. Die Kurse stiegen, im Gegenzug fiel die Rendite der zweijährigen Titel auf ein Rekordtief von minus 2,888 Prozent. Die “Antikrisen-Währung” Gold verteuerte sich um ein Prozent auf 1.119,80 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Sorge vor Währungskrieg

Die erneute Abwertung der chinesischen Landeswährung Yuan schürt Sorgen vor einem Währungskrieg. Der Exportweltmeister erhofft sich dadurch Vorteile im Kampf um Marktanteile und Impulse für die lahmende Konjunktur, werden seine Waren im Ausland doch dadurch preislich attraktiver. Das könnte Nachahmer in anderen Ländern finden und so zu einem Abwertungswettlauf führen. “Sie zerstören uns”, kritisierte US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump das Vorgehen. Die deutsche Wirtschaft reagierte dagegen gelassen und der Internationale Währungsfonds lobte die Chinesen.

Die Furcht vor einem weltweiten Währungskrieg beunruhigte Anleger rund um den Globus. “Nicht nur ein möglicher Währungskrieg macht den Marktteilnehmern zu schaffen”, sagte NordLB-Analyst Frederik Kunze. “Die Abwertung lässt auch Zweifel an der konjunkturellen Verfassung Chinas aufkommen.”

Auslöser für die Eingriffe der Zentralbank in Peking ist eine Serie schwacher Konjunkturdaten. Im Juli brachen die Exporte um mehr als acht Prozent ein, auch Industrieproduktion, Einzelhandelsumsatz und Investitionen fielen schwächer als erwartet aus. “Diese Art von Daten untermalen nur die negative Einschätzung, die jeder über die Wirtschaft hat”, sagte Louis Kuijs, Chinas Chefökonom der Royal Bank of Scotland. Damit werde es schwerer, das offizielle Ziel von sieben Prozent Wachstum in diesem Jahr zu erreichen. Dies wäre ohnehin das kleinste Plus seit einem Vierteljahrhundert. Experten gehen davon aus, dass es nur zu 6,5 Prozent reichen könnte – zu wenig, um ausreichend Arbeitsplätze zu schaffen.

(APA)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Wirtschaft
  • Yuan-Turbulenzen senden Schockwellen durch die Märkte