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"Young and Reckless 2" als kulturelle Herausforderung

"Young and Reckless" sind die Künstler, die in der gleichnamigen Serie im neuen Kunstraum "BAWAG Contemporary" gezeigt werden. Auch gestandene Kulturprofis haben mit den Exponaten ihre Probleme.

Frei nach dem Motto: Betrachterfreundlichkeit ade, Kontinuität war vorgestern, Perspektive ist da, um gefälscht zu werden. “Die Geschichte ist auch für mich selbst ziemlich verwirrend”, bemerkte Stephen Mathewsons bei der Presseführung, heute, Mittwoch, über sein als langer Tisch angeordnetes Comic-Drehbuch-Assoziations-Hybrid. Bis zum 3. Februar zeigen auch Christian Schwarzwald und Harald Hasler ihre “rücksichtslosen” Arbeiten.

Die gesamte Rückwand ist von einem fliesenartigen Bildermosaik bedeckt. 490 Stück. “Es ist eine Belastungsprobe für jedes einzelne Bild”, erklärte Christian Schwarzwald. “Und für das Auge.” Geteilt wird die Wand durch eine fiktive Horizontale, die ein Gewässer unterhalb suggeriert. Einfärbig blaue Flächen wechseln sich mit gegenständlichen Motiven ab – wie die Kacheln in einem Badezimmer. Ein Blick auf und in das Meer, mit seinen Fischen und Fabelwesen. Wie eine entstellte Reminiszenz an die traditionelle Landschaftsmalerei nimmt sich auch die obere Hälfte aus: Ein Wald aus Hinterköpfen, fein gezeichneten Frisuren, der, ganz ohne Gesichter, deren unendliche Vielfalt vorwegnimmt.

Harald Hasler, der auch Bar und Lounge des neuen Kunstraums entworfen hat, stellt Schwarzwalds Motivflut eine farbige Fenstermalerei gegenüber. Nach Außen wie Innen leuchtet die neu adaptierte Arbeit “Corner”, die in saftigen Streifen Ecken und räumliche Tiefe erschafft, wo nur Fläche und Fenster ist. Ein “ironischer Kommentar zur Ausstellungsarchitektur des White Cube”, vor allem aber ein Perspektivenspiel, einfach und effektvoll.

“Halb Möbel, halb Skulptur” prangt mit Stephen Mathewsons’ Zeichnungskonvolut in der Mitte. “Eine Episode aus einer Fernsehserie” mit einer absurden, schwarzhumorigen Story. Das Kidnapping eines Filmregisseurs geht schief, weil die Entführer hungrig sind. Ein Mann verwandlet sich in einen Bären, scheinbar. Textblasen entführen in skurrile, alltagssprachliche Gespräche über die Schuldgefühle der gescheiterten Entführer, oder ihre Idee, das Opfer mit einem Einkauf bei “King Richards’ delicious Sandwiches” zu entschädigen. Und die Sandwiches schmecken. “Es gibt jede Menge Referenzen zum Privatleben anderer Leute”, erklärte Mathewsons kryptisch. Aufgespürt werden wollen sie gar nicht.

Jede Menge Referenzen zum Privatleben anderer Leute werden im BAWAG Contemporary auch heute Abend geboten, wenn bei der Ausstellungseröffnung ein Flohmarkt mit ungewollten Weihnachtsgeschenken zugunsten der Wiener “Gruft” stattfindet. Eigentlich hatte man eine Versteigerung geplant, aufgrund der Fülle an Geschenken, die gebracht wurden, kommt nun nur eine kleine Auswahl unter den Hammer, die übrigen Kleinode vom Küchenporzellan zu eingelegtem Essen bis zu schmucken Bilderrahmen können ab 19 Uhr im zum Flohmarkt umfunktionierten Hinterzimmer erstanden werden.

“Young and Reckless 2”,
7. 1. bis 3. 2. täglich 14-20 Uhr,
BAWAG Contemporary,
6., Barnabitengasse 11-13,
http://www.bawagcontemporary.at

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