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YB-Trainer Hütter: "Ich habe offenbar etwas richtig gemacht"

Vorarlberger sorgt in der Schweiz für Aufsehen: "Young Boys sind ein Riesenverein".
Vorarlberger sorgt in der Schweiz für Aufsehen: "Young Boys sind ein Riesenverein". ©GEPA
Adi Hütter hat als Trainer der Young Boys Bern einen Einstand nach Maß gefeiert. Anfang September übernahm der Vorarlberger den ambitionierten Schweizer Fußball-Erstligisten, feierte danach fünf Pflichtspielsiege in Serie und wurde von Fans und Presse bejubelt. Zwar gesellten sich zuletzt Niederlagen dazu, der 45-Jährige ist dennoch mit seinem Wechsel in die Schweiz hochzufrieden.

Nach 15 Runden liegen die Young Boys als Dritter 13 Punkte hinter Meister FC Basel. Vor dem anstehenden Länderspiel zwischen Österreich und der Schweiz sprach Hütter mit der APA – Austria Presse Agentur über seine Eindrücke in der Super League, den Vergleich der beiden Nationalteams und darüber, dass er seine Zukunft noch länger nicht als ÖFB-Teamchef sieht. Das Spiel in Wien wird er sich in Bern vor dem TV-Gerät ansehen.

APA: Sie wollten bei Ihrem Amtsantritt mit den Young Boys begeistert aufspielen, inwiefern hat das in den vergangenen zwei Monaten geklappt?

Hütter: “Wir haben einen Blitzstart gehabt mit fünf Siegen, das war phänomenal. Ich habe versucht, meine Vorstellungen reinzubringen, das hat relativ schnell geklappt. Aber ich habe immer gesagt, es wird Rückschläge geben. Jetzt haben wir auch aufgrund von Verletzungen von Führungsspielern Spiele verloren bzw. nicht gewonnen. Diese Phase hat kommen müssen. Es ist ein Reifeprozess.”

APA: Der FC Basel dominiert das Geschehen in der Schweiz. Inwiefern wollen die Young Boys da mithalten?

Hütter: “Basel ist ein Topverein mit Topmöglichkeiten. Unser Ziel ist es, nachzuziehen, die Lücke zu schließen. Auch wenn das schwierig ist. Aber auch die Young Boys sind ein Riesenverein. Wir haben in Summe 150 Mitarbeiter, spielen vor im Schnitt 19.000 Zuschauern. Wir wollen auf jeden Fall Zweiter werden.”

APA: Es heißt, in der Schweiz kommt im Vergleich zu Österreich die spielerische Note mehr zum Vorschein. Ist das auch Ihr Eindruck?

Hütter: “Ja, auch physisch ist das Leistungsniveau hoch. Die Liga ist vom Format gleich wie unsere, aber die Dichte ist größer. Basel ist zwar im Moment weit voraus, aber vom Zweiten Grasshoppers bis zum Letzten ist nicht viel Unterschied. Die Zuschauerzahlen sind besser, auch die Stadien.”

APA: Bei Ihrem Abschied aus Salzburg haben Sie betont, kein Ausbildungstrainer sein zu wollen. Nun bauen Sie auch in Bern auf junge Spieler.

Hütter: “Den Begriff habe ich vielleicht falsch gewählt, da es anders interpretiert werden kann, als ich tatsächlich gemeint habe. Ich versuche immer, die richtige Mischung aus Alt und Jung zu finden. Schon bei Altach, Grödig oder Salzburg habe ich junge Spieler erfolgreich eingebaut. Wichtig ist, eine klare Vorstellung davon zu haben, wie man spielen will.”

APA: Inwiefern blickt man von der Schweizer Liga auf die österreichische?

Hütter: “Ich würde sagen, es ist so, dass der Österreicher nicht auf die Schweiz schaut und der Schweizer nicht nach Österreich. Im Grunde blicken beide eher nach Deutschland.”

APA: Wo auch ein Großteil der jeweiligen Nationalspieler unter Vertrag steht. Wie sehen Sie die Entwicklung der beiden Nachbarn?

Hütter: “Sehr ähnlich. Im Schweizer Team verdienen viele Spieler in Deutschland ihr Geld, einige in England. Bei uns ist es genauso. Wir sind in der Weltranglisten auf den Plätzen 10 und 11. Die Schweiz ist schon seit Jahren in diesem Bereich, aber Österreich hat irrsinnig aufgeholt in den letzten Jahren. Dass wir jetzt vor Italien, Holland und Frankreich liegen – Hut ab.”

APA: Ist der Aufschwung der Österreicher in der Schweiz ein Thema?

Hütter: “Natürlich, ich werde auch darauf angesprochen. Durch die Besetzung von Marcel Koller als Teamchef hat das ÖFB-Team hier einen besonderen Stellenwert.”

APA: Was erwarten Sie vom Spiel in Wien am Dienstag?

Hütter: “Ich denke, es wird ein Spiel auf Augenhöhe. Vielleicht ist Österreich ein wenig zu favorisieren, weil in Wien gespielt wird. Ich erwarte ein tolles Spiel, weil durch Koller als Schweizer auch ein wenig Brisanz drin ist.”

APA: Ihr Vertrag läuft bis Sommer 2017. Wo sehen Sie sich eigentlich selbst in fünf Jahren?

Hütter: “Ich möchte hier einmal gute Arbeit leisten, eine Mannschaft auf die Beine stellen, die die Lücke zu Basel schließen kann. In Bern wartet man schon seit 30 Jahren auf einen Meistertitel. Ich finde, dass ich gut her passe. Natürlich gibt es Visionen, aber jetzt liegt meine Konzentration hier.”

APA: Der Posten als Teamchef, würde Sie der in Zukunft einmal auch reizen?

Hütter: “Vielleicht irgendwann einmal schon, aber jetzt kann ich mir das nicht vorstellen. Ich arbeite gerne jeden Tag mit der Mannschaft. Und ich bin vielleicht noch zu jung für den Teamchef-Posten.”

APA: Neben Peter Stöger und Ralph Hasenhüttl sind Sie der einzige österreichische Trainer in einer namhaften europäischen Liga. Macht Sie das stolz?

Hütter: “Ich bin schon stolz, dass ein ausländischer Verein nach Österreich schaut. Ich weiß, wie viele Trainer sich bei Bern angeboten haben, ich selbst nie. Doch man hat sich für mich entschieden. Das bedeutet, dass ich offenbar etwas richtig gemacht habe. Der Schweizer Fußball ist ein guter Fußball. Da einer von zehn Trainern zu sein, macht mich stolz.”

APA: Abschließend: Wie steht es um Ihr Schwizerdütsch?

Hütter: “Als Vorarlberger habe ich kein Problem, wobei der Berner Dialekt schon ein wenig anders ist. Mein (steirischer, Anm.) Co-Trainer Christian Peintinger hat schon mehr Probleme. Aber ihm wird da natürlich geholfen.”

(APA)

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