Jeder Handgriff sitzt bei Annemarie Bär. Ich kenne jedes Kraut hier im Garten, sagt sie. Für Besucher sind Schilder angebracht. Sie zeigt auf eine weiße Blüte. Meisterwurz, meine Lieblingspflanze. Voller Leidenschaft erzählt sie von den heilenden Wirkungen des seit dem Mittelalter bekannten göttlichen Wundermittels. Wurzel wie Blätter der scharf schmeckenden Meisterwurz beinhalten desinfizierende Stoffe. Grippe lässt sie keine Chance, auch nicht Verdauungsstörungen und Atemwegserkrankungen.
Die Liste seiner Eigenschaften ließe sich unendlich weiterführen. Vieles von der Pflanzenkunde ist mir sozusagen in die Wiege gelegt worden. Schon die Mutter der gebürtigen Auerin beschäftigte sich mit Kräutern und Beeren. In einer Heilpflanzenschule in Freiburg lernte sie mehr. Denn Sammeln will gelernt sein. Aussehen und Geruch müssen vor der Verwendung 100-prozentig identifiziert werden, mahnt sie alle Sammler. Nicht selten enden Verwechslungen etwa des Bärlauchs tödlich. Bei Unsicherheit empfiehlt sie, Fachleute etwa von der inatura einen Blick auf die Pflanze werfen zu lassen. Aufpassen heißt es bei der Holderbeere. Gekocht und gepresst ist der Saft eine Vitamin-C-Bombe. Finger weg aber bei rohen Beeren sie enthalten Giftstoffe. Die Abwehrkräfte stärkt auch der Dost. In der kalten Jahreszeit wirkt der Tee auch wärmend und gemütserregend. Im vor acht Jahren errichteten Kräutergarten findet Annemarie Bär auch Rosmarin den meisten als Gewürz bekannt. Dabei steigert der Studententee die Leistungsfähigkeit und Konzentration.
Stundenlang könnte Annemarie Bär weiter erzählen. Die Leidenschaft für Kräuter machte sie zum Beruf. Kräuterwanderungen für Erwachsene und Kinder gehören zum Programm des Projekts Naturerlebnis Holdermoos, das sie gemeinsam mit Adolf Natter und Klaus Pfeifer ins Leben rief. Für die Instandhaltung des Gartens greifen ihr 16 Frauen unter die Arme. Dennoch: Im Herbst hat sie alle Hände voll zu tun. Die gesammelten Tees müssen sortiert und abgepackt werden. Beeren setzt sie in Alkohol und Zucker an. Erst wenn der erste Schnee fällt, mache ich eine Pause.
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