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"Würdest du im Amt bleiben?" - Wütender Erdogan legt Putin Rücktritt nahe

Erdogan legt Putin Rücktritt nahe.
Erdogan legt Putin Rücktritt nahe. ©DAPD
Wollte sich die Türkei mit dem Abschuss des russischen Jets den Ölhandel mit dem IS sichern? Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt mit dieser Äußerung für neue Spannungen zwischen Ankara und Moskau. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan reagiert erbost.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat der Türkei Zusammenarbeit mit dem IS vorgeworfen. Wie focus.de berichtet, weist Erdogan diese Äußerungen scharf zurück. Sollte Russland dafür Beweise vorlegen können, würde er von seinem Amt zurücktreten, konterte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu. Außerdem legte er dem russischen Präsidenten den Rücktritt nahe, sollte er diese Äußerungen nicht belegen können: “Ich frage den sehr geehrten Putin: “Würdest Du in diesem Amt bleiben?” Sekundiert wird Erdogan vom türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu. Die Anschuldigungen seien “grundlos”. Durch die Haltung Moskaus habe sich aus dem Syrien-Konflikt “jetzt leider eine Krise zwischen der Türkei und Russland entwickelt”, sagte Davutoglu laut Anadolu.

Obama rief Türkei und Russland zu Beilegung von Streit auf

US-Präsident Barack Obama hat Moskau und Ankara zur Beilegung ihres Streits um den Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei aufgerufen. Alle müssten sich auf den Kampf gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) konzentrieren, forderte Obama am Dienstag nach einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Paris.

“Wir haben darüber beraten, wie die Türkei und Russland zusammenarbeiten können, um die Spannungen zu entschärfen und einen diplomatischen Weg zur Lösung dieser Angelegenheit zu finden”, sagte Obama nach dem Treffen in der Residenz der US-Botschafterin in Paris. “Ich habe Herrn Erdogan gesagt: Wir haben alle einen gemeinsamen Feind, das ist der IS. Und ich will sicherstellen, dass wir uns auf diese Gefahr konzentrieren.”

Der Abschuss des russischen Kampfflugzeugs im syrisch-türkischen Grenzgebiet vor einer Woche hat zu schweren Verwerfungen zwischen Moskau und Ankara geführt. Unter anderem beschloss der Kreml eine Reihe von Sanktionen gegen die Türkei.

Russland veröffentlichte Liste mit Sanktionen gegen die Türkei

Russland hat im heftigen Streit mit der Führung in Ankara seine Sanktionsliste gegen die Türkei veröffentlicht. Demnach verbietet Moskau vom 1. Jänner 2016 an unter anderem die Einfuhr von Hühner- und Putenfleisch, Tomaten, Orangen, Weintrauben und Salz aus der Türkei. Ebenfalls am Neujahrstag tritt eine Visapflicht für Türken in Kraft.

Der visafreie Reiseverkehr zwischen beiden Ländern war im April 2011 in Kraft getreten und vor allem von Touristen genutzt worden. Zuletzt reisten jährlich etwa vier Millionen Russen in die Türkei, die größte Gruppe nach den Deutschen. Nun stellt Russland – bis auf die Heimreisen russischer Touristen – auch alle Charterflüge mit der Türkei ein.

Die Sanktionsliste verbietet zudem russischen Unternehmen, darunter Sportvereinen, einen Anstellungsvertrag mit Türken abzuschließen. Türkische Baufirmen brauchen künftig für Arbeiten in Russland eine Sondergenehmigung. Moskau stellt zudem die Tätigkeit einer bilateralen Regierungskommission ein und stoppt vorerst ein geplantes Regierungsabkommen über den gemeinsamen Handel. Das Projekt eines russisch-türkischen Investitionsfonds wird ebenfalls eingefroren.

Keine Erwähnung in der Sanktionsliste finden zwei ehrgeizige Energieprojekte der russischen Regierung: der Bau eines Atomkraftwerks in der Türkei und die geplante Gaspipeline Turkish Stream. Russland reagiert mit den Strafmaßnahmen auf den jüngsten Abschuss eines Kampfjets durch die Türkei.

(APA/Red.)

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