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"Wäre wie ein Lotto-Sechser"

Bregenz - "Ich habe gedacht, da erlaubt sich jemand einen Scherz mit mir", sagt Siegi Gugele, als sie vor zwei Tagen ihre Mailbox mit einer Nachricht des Filmstudios "Unicorn" abhört.

Zuerst recherchiert sie im Internet, ob die Anruferin tatsächlich die Frau des Produzenten Leonhard Gmür ist. Dann speichert sie die Sprachmitteilung. Sie möchte sie jederzeit anhören können, denn ganz glauben will die Bregenzerin die ganze Sache noch nicht: sie soll tatsächlich eine der 1.500 Statist-Innen im neuen James Bond sein? “Mir haben regelrecht die Knie geschlottert. Das wäre wie ein Lotto-Sechser für mich!”, freut sich Siegi Gugele. Dabei ist die 52-jährige Pflegehelferin im Sozialzentrum Mariahilf gar kein James-Bond-Fan. Beim Casting vor drei Wochen hatte sie Bedenken, als ein Scout verstohlen etwas auf sein Blatt kritzelte, als die Dame mit Hütchen, Federboa und Glitzer-Shirt vor ihm gestand, dass sie die meisten Bond-Filme gar nicht kenne. Wo doch andere Kandidaten Schauspieler und Filmtitel nur so herunterrasselten.

Langes Warten

Keine Illusionen macht sich die Darstellerin in spe darüber, dass sie entdeckt und sich zum großen Star mausern könnte. “Ich weiß, was auf mich zukommen könnte”, sagt sie. “Langes Warten und pro Nacht eine Sekunde brauchbares Filmmaterial”. Nach einer nochmaligen Vorstellung beginnen die Proben. Dann wird ab dem 28. April zehn Tage lang, oder besser gesagt Nächte, gedreht. Von 18:00 bis 6:00 Uhr morgens heißt es adrett und kälteresistent im schwarzem Abendkleid eine Opernbesucherin mimen. Produzentin-Gattin Karin Gmür relativiert: “Wir rufen derzeit über fünftausend potentielle Statisten an um anzufragen, ob sie die passende Kleidung haben. Das ist keine fixe Zusage, aber die Betreffenden sind ein Stückchen weiter. Die Entscheidung wird nicht bei uns getroffen und auch nicht vor April”. Für Siegi Gugele aber ist eines klar: Eine schwarze Robe muss her. Und vielleicht auch warme Unterwäsche. Die brauchen die Laiendarsteller laut Infoblatt. Vielleicht erkennen die Entscheidungsträger in London?, dass sie es mit einem “verrückten Huhn” zu tun haben, wie sie ihr Mann Peter liebevoll beschreibt. Insgesamt acht Jahre war seine Frau mit den beiden Kindern Festspiel-Statistin bei der “Zauberflöte”, “Hoffmanns Erzählungen”, “Carmen” und “Nabucco”. Knapp 30 Mal sprang sie in “Carmen” mit schwarzer Perücke und schwerem Flamenco-Dress beherzt in den Bodensee. “Das hat mir getaugt”, schärmt sie noch heute, “Vorne die ganzen Leute und dann hüpft die Gugele ins Wasser. Das war meine persönliche Mickeymaus-Starrolle!”

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