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"Wonderful Crazy Night" mit Elton John in der Wiener Stadthalle

Nur Liberace funkelte mehr: Elton John live in Wien.
Nur Liberace funkelte mehr: Elton John live in Wien. ©APA
Mit viel Glitzer und Stil: Gewohnt exzentrisch machte Popstar Sir Elton John am Donnerstag auf seiner "Wonderful Crazy Night"-Tour in der Wiener Stadthalle Station - zahlreiche Hits im Gepäck natürlich inklusive.
Der Sir machte Stimmung in der Stadthalle

70 wird der britische Sir kommendes Jahr, und gehört seit bald 50 Jahren zur Speerspitze des Pop. Er sei nie ein großer Sänger wie David Bowie oder Mick Jagger gewesen, erinnerte er sich Anfang des Jahres beim fast 15 Millionen Mal angeklickten “Carpool Karaoke” mit Komiker James Corden, und als Sexsymbol habe er sich auch nie gefühlt.

Damals wie heute ist er der Mann am Klavier, wenn er auch mittlerweile in punkto Pomp zurückfährt und sich verdient für sein mit Pop-, Rock- und Soul-Elementen gespicktes Oeuvre feiern lässt.

Elton John live in der ausverkauften Stadthalle

Stolze 25 Songs brachte Elton John in die ausverkaufte Stadthalle mit, wobei ihm eingangs die Akustik nicht gerecht wurde, die Instrumente übersteuert klangen und seine noch immer kräftige Stimme ein wenig hallte. Nur zwei aus dem vor Optimismus sprudelnden, neuen Album “Wonderful Crazy Night” schafften es auf die Setlist: das euphorische “Looking Up” und die “allen Liebenden” gewidmete Ballade “Good Heart”. Neues Material sei schwer unterzukriegen, sagte John kürzlich dem “Rolling Stone”, weil Fans jene Songs erwarten, die sie kennen.

Also spielte er sie alle – von “Rocket Man” über “Bennie and the Jets” und “Daniel” bis “Goodbye Yellow Brick Road”, “Your Song”, “Don’t Let The Sun Go Down On Me” und “Tiny Dancer”. Ab und an variierte er Tempo und Tonart bei Bekanntem, dazwischen streute er umjubelte Piano-Soli und Jam-Sessions mit seiner fünfköpfigen Band ein. Die zeigte sich durchwegs solide, harmonisch und spielfreudig, sind doch etwa Gitarrist Davey Johnstone und Schlagzeuger Nigel Olsson seit Jahrzehnten mit dabei.

“I’m Still Standing”- und Wien wachte auf

Zum programmatischen “I’m Still Standing” wachte dann auch das etwas müde Publikum auf und strömten viele von ihren Sitzen vor die Bühne.

Das letzte Fünftel war von Tanzbarem geprägt, stilistisch unterbrochen von der untrennbar mit Prinzessin Dianas Beerdigung verbundenen Ballade “Candle in the Wind”, bei der Taschentücher und leuchtende Handydisplays gezückt wurden. So wie Elton John einst sein Heimatland zu trösten wusste, so baute er seine Fans hier wieder mit dem abschließenden “Crocodile Rock” auf – wobei so ein kollektives “Lalalala” ebenso Gänsehaut-Potenzial hat.

Stimmungsvolles Konzert ohne müde Routine

Routiniert wirkte die Show vor über 10.000 Fans nie, eher gesetzt und mit den an voreingestellte Bildschirmschoner erinnernden Visuals von Wolkenfeldern, Regentropfen und dem Erdball ein wenig aus der Zeit gefallen. Ein Elton-John-Konzert, so scheint es, ermöglicht verschiedenen Generationen eine mehrstündige Flucht aus dem Alltag und einer konfusen Welt. Über die äußerte sich der Musiker, der sich nie ein Blatt vor den Mund nimmt, kein einziges Mal – und das an einem Tag, an dem sein Sprecher die Meldung dementieren musste, dass John bei der Inauguration von Donald Trump zum US-Präsidenten im Jänner spielen würde.

So spärlich seine Wortmeldungen ausfielen, so ausgiebig verbeugte sich der Engländer, erhob sich nach jedem Song von der Pianobank und nickte den Besuchern in jede Richtung anerkennend zu. Nur eingangs hüpfte er frech für die Fotografen auf seinen Flügel, gegen Ende ging er den vorderen Bühnenrand ab und schrieb Autogramme für Fans, die vereinzelt mit “Union Jack”-Hüten, Rosen oder einem Plüsch-Simba (aus “König der Löwen”, aus dessen Soundtrack an diesem Abend kein Lied erklang) warteten. Die Liebe, die schlägt Elton John seit 1969 auch nach mehr als 4.000 Auftritten in mehr als 80 Ländern noch entgegen. In Österreich war er zuletzt 2013, und gastiert kommendes Jahr noch zwei weitere Male: Am 15. Juli im Wörthersee Stadion in Klagenfurt und tags darauf auf der Burg Clam in OÖ.

(APA)

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