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WM-Ball "Jabulani" im Kreuzfeuer

Der Frust gegenüber dem WM-Ball "Jabulani" (übersetzt "Feiern") wächst zunehmens. Nun bestätigt auch noch eine Studie die Vorurteile.
WM-Ball "Jabulani"

“Der Ball ist schwer für die Torhüter und auch für uns. Wir können uns nicht daran gewöhnen“, schimpfte Argentiniens Lionel Messi. Der Hersteller des Balles, Sportartikelhersteller Adidas, sieht das freilich anders und kommentierte trocken: “Wir sind uns aber sicher, dass sich Lionel Messi noch weiter an den Ball gewöhnen wird und weiterhin hervorragende Leistungen bei der WM bringen wird”. Auch der Weltfußballverband reagierte kühl auf die sich häufenden Klagen. “Uns liegen keine offiziellen Beschwerden vor“, teilte die FIFA am Montag mit.

Vor allem die Keeper hatten sich schon lange vor Turnierbeginn vehement über die Kugel mit der neu entwickelten Außenhaut beschwert. Auch die Schuld am Ausrutscher von Englands Keeper Robert Green wird spontan auf den Ball geschoben.

Die neue Fertigungstechnik mit nur acht zusammengeschweißten Platten soll eigentlich ein stabiles Flugverhalten gewährleisten. Schon seit einem halben Jahr wird er in mehreren Ligen getestet, auch in der Bundesliga. 

An den ersten WM-Spieltagen war jedoch auffällig, dass selbst gefürchtete Schützen kaum etwas mit Freistößen anfangen konnten. “Die meisten gingen weit über das Tor. Auch das hängt sicher mit dem Ball zusammen“, sagte Holland-Coach Bert van Marwijk.

Die Diskussionen um die Eigenschaften des Turnierballs flammen zwar bei jeder WM auf, eine so breite Front gegen den Ball hat jedoch zuvor keine WM gesehen. “Eine Schande“, wetterte Italiens-Torwart Gianluigi Buffon. “Der hat einen abgründigen Charakter“, urteilte sein spanischer Kollege Iker Casillas. “Für die Verteidiger ist er schwer zu berechnen, den Angreifern erschwert er den Abschluss“, fasste Chiles Keeper Justo Villar zusammen.

Dass die Eindrücke der Spieler nicht ganz falsch sind, bestätigt nun auch eine offizielle Studie der australischen Adelaide University. “Die Torhüter dürfen sich bei diesem WM-Ball nicht mehr alleine auf ihre Intuition verlassen. Sie sehen den Ball auf sich zukommen, wissen, wo er hinkommen müsste – doch dann passiert auf einmal was ganz anderes”, fasst Professor Derek Leinweber die Ergebnisse der Studie zusammen.

Der Ball könne sehr stark angeschnitten werden und gerat dadurch in eine schnelle Rotation, das Ergebnis sei eine extreme Flugkurve.

Besonders bei Freistößen kann dieses Mittel der Weg zum Erfolg sein. Um den Ball zum Flattern zu bringen, wird in den meist mit Vollspann und ohne Rotation geschossen. Die Bälle stehen dadurch praktisch in der Luft, bevor sie mehrfach die Richtung wechseln und danach oft ins Tor gehen.

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