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WK-Forderung sorgt für Wirbel: "Kein Geld mehr für ersten Tag im Krankenstand"

"Fehlzeitenreport": 2023 durchschnittlich 15,4 Krankenstandstage pro Arbeitnehmer.
"Fehlzeitenreport": 2023 durchschnittlich 15,4 Krankenstandstage pro Arbeitnehmer. ©Canva
Nach dem am Dienstag präsentierten "Fehlzeitenreport", der mehr Krankenstände nach der Pandemie aufzeigt, sorgt die Wirtschaftskammer Salzburg mit einer umstrittenen Forderung für Entrüstung.

Die Zahl der Krankenstände ist nach einem Lockdown-bedingten Rückgang im Jahr 2021 in den vergangen beiden Jahren wieder gestiegen. Die unselbstständig Beschäftigen verbrachten 2022 durchschnittlich 14,9 Tage im Krankenstand, im Folgejahr 15,4 Tage. Das geht aus dem am Dienstag präsentierten "Fehlzeitenreport" hervor.

WKS will unbezahlten ersten Krankenstandstag

Die Wirtschaftskammer Salzburg ortet hier indirekte Lohnnebenkosten in erheblichem Ausmaß und fordert, dass Arbeitnehmer für den ersten Tag ihres Krankenstandes keine Lohnfortzahlung mehr erhalten sollen. Dies solle Missbrauch verhindern und die hohen Kosten für Unternehmen reduzieren. Im Vergleich zu anderen Ländern hätten österreichische Arbeitnehmer sehr großzügige Ansprüche auf Entgeltfortzahlungen im Krankenstand. In Schweden etwa gebe es für den ersten Krankenstandstag kein Krankengeld, was Kurzkrankenstände reduziere, so die WKS.

Eigene Schätzung: "250 Euro für einen Tag Krankenstand"

Die Salzburger Wirtschaftskammer betont zwar, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer korrekt mit Krankenständen umgehe, jedoch einige wenige den Anspruch missbrauchen würden. Ein erster unbezahlter Krankenstandstag solle helfen, Missbrauch zu verhindern und die betrieblichen Kosten zu senken. In der WKS schätze man, dass ein Tag Krankenstand ein Unternehmen rund 250 Euro koste. Einerseits gehe die Arbeitsleistung verloren, andererseits hätten die Betriebe Mehrkosten, weil sie zum Beispiel zusätzlich zum Lohn die Überstunden von Kollegen zahlen müssten.

ÖKK-Obmann gegen umstrittene Forderung

Für ÖKK-Obmann Andreas Huss ist der Anstieg der Krankenstände kein Grund zur Sorge. In den "Coronajahren" seien die Krankenstände zurückgegangen, "weil wir sehr auf uns geachtet haben, Maske getragen, Hände gewaschen und uns distanziert haben", so Huss bei der Präsentation des Reports. Dass Menschen zu schnell in den Krankenstand gehen, lasse sich aus den Zahlen nicht ableiten. Der Forderung, der erste Tag des Krankenstandes solle unbezahlt sein, kann Huss nichts abgewinnen.

ÖGK-Obmann Andreas Huss. ©APA/Archivbild

Krankenstände fallen kürzer aus

Der Anteil der Versicherten, die zumindest einmal in Krankenstand gingen, stieg von 57,4 Prozent im Jahr 2021 auf 71,2 Prozent 2023. Allerdings fallen die Krankenstände kürzer aus: Mit 9,3 Tagen erreichen sie ein Allzeittief. Zurückzuführen ist der Anstieg der Krankheitsfälle einerseits auf eine Zunahme bei den Atemwegserkrankungen - so stieg etwa die Zahl der Influenza-Erkrankungen in den vergangenen Jahren stark. Atemwegserkrankungen würden auch durch Umweltveränderungen häufiger. Andererseits auf psychische Erkrankungen, die für die längsten Krankenstände verantwortlich sind.

Psychische Erkrankungen: Im Schnitt 23,6 Tage Krankenstand

Während eine Krankschreibung bei Infektionskrankheiten bei den 15- bis 29-Jährigen im Schnitt 3,7 Tage dauerte, waren es bei psychischen Erkrankungen 23,6 Tage. Gerade bei Berufseinsteigerinnen und -Einsteigern zeigen sich höhere Krankenstandsquoten, was laut Huss auch darauf zurückzuführen sei, dass diese am wenigsten selbstbestimmt arbeiten könnten.

(VOL.AT, APA)

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