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Wirtschaftskrise treibt Spaniens Jugendliche wieder ins Elternhaus

Marc Solsona aus Barcelona ist 35 Jahre alt und hatte gerade eine Wohnung gefunden, die er sich hätte leisten können. Schon seit Jahren plant er, bei seinen Eltern auszuziehen. Wegen der hohen Miet- und Wohnungskosten verlassen wie er die meisten Spanier viel später als ihre europäischen Altersgenossen das Elternhaus.

Der junge Katalane hatte sich bereits die passenden Möbel für die Wohnung ausgesucht, als auch ihn die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise traf, die besonders in seinem Sektor derzeit zu Massenentlassung in Spanien führt. Marc Solsona ist Immobilienberater, seine Firma machte pleite und jetzt muss er stempeln gehen.

Die Hypothek für seine Wohnung kann er jetzt nicht mehr zahlen. Der Traum vom Leben in den eigenen vier Wänden ist vorerst ausgeträumt. Der junge Immobilienmakler ist bei weitem kein Einzelfall in Spanien. Immer mehr spanische Jugendliche kehren von der Wirtschaftskrise getrieben wieder ins Elternhaus zurück oder schieben ihre Emanzipierung hinaus. “Während sich immer mehr Jugendliche frühzeitig selbstständig machten, haben wir seit 2007 ein deutliches Abbrechen dieser Tendenz festgestellt”, erklärt Jose Luis Arroyo, Vizepräsident der spanischen Jugendbehörde. Nahm die Zahl der Jugendlichen, die ihr Elternhaus zwischen 20 und 30 Jahren verließen, in den vergangenen sechs Jahren jährlich um fünf Prozent zu, waren es im ersten Halbjahr 2008 nur noch 2,8 Prozent.

Schuld daran sind vor allem die zunehmende Jugendarbeitslosigkeit, die immer noch zu hohen Immobilienpreise sowie vorsichtiger agierende Banken, die mit Blick auf die zunehmende Zahlungsunfähigkeit Tausender Kunden in Spanien mit der Lupe neue Hypothekenanfragen anschauen. Allein im zweiten Trimester verloren 302.100 junge Arbeiter zwischen 16 und 29 Jahren ihre Jobs.

“Diese Altersklasse ist die erste, welche die aktuelle Wirtschaftskrise zu spüren bekommt. Sie laufen ein besonders hohes Risiko, arbeitslos zu werden und deshalb sind die Banken sehr vorsichtig, ihnen Kredite für einen Wohnungskauf zu geben oder um ein eigenes Geschäft aufbauen zu können”, bestätigt Gonzalo Bernardos, Wirtschaftsprofessor an der Universität von Barcelona. Zudem seien die Wohnungspreise in Spanien von durchschnittlich 210.140 Euro für die meisten Jugendlichen immer noch zu hoch. Ein Jugendlicher muss heute knapp 83,8 Prozent seines Einkommens für die Rückzahlung seiner Hypothek ausgeben, erklärt auch Jose Luis Arroyo von der spanischen Jugendbehörde.

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