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"Wir haben uns zurückgekämpft"

©Martin Göggel
Anna Hagspiel und Serena Au Yeong schlagen bei der Badminton-WM in Paris auf. Ihre Vorbereitung war geprägt von Schmerz, Reha und unerschütterlichem Willen.

Die Bühne ist weltmeisterlich und zwei Vorarlbergerinnen sind bereit, sie zu betreten: Anna Hagspiel (24) und Serena Au Yeong (24) vertreten Österreich im Damendoppel bei der Badminton-Weltmeisterschaft 2025 in Paris (25. bis 31. August). Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach.

Die beiden spielen erst sieben Monate zusammen und haben sich auf Anhieb für die WM qualifiziert. ©Martin Göggel

Zwei Athletinnen, ein Ziel – trotz Rückschlägen

Seit Anfang Februar kämpfte Hagspiel mit hartnäckigen Schulterschmerzen – ausgerechnet in der Schlaghand. Bei der Europameisterschaft im Frühjahr war klar: Es geht nicht mehr. Zwei Monate lang legte die Wolfurterin den Schläger zur Seite.

Anschließend begann sie ihre Grundausbildung als Heeressportlerin – ein Spagat zwischen militärischer Disziplin und sportlicher Reha. Mit spezieller Freistellung konnte sie wenigstens punktuell trainieren.

Noch schwerwiegender traf es ihre Partnerin: Die Rankweilerin Serena Au Yeong erlitt im April zwei Muskelfaserrisse. Die Folge: drei große Thrombosen im Bein, monatelange Reha, schmerzhafte Geduld.

Trotz Verletzungen ließen sich die beiden nicht aufhalten. ©Martin Göggel

Das Comeback rechtzeitig zur WM

"Das Ziel war immer klar: rechtzeitig zur WM wieder auf dem Feld stehen", erklärt Au Yeong. Nach vier Monaten konsequenter Reha gelang das – ein medizinisches wie mentales Comeback.

Erst zwei Wochen vor dem WM-Start konnten die beiden wieder gemeinsam trainieren. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit ist der Optimismus spürbar: "Wir freuen uns extrem, wieder auf dem Feld zu stehen und gegen die Besten der Welt zu spielen."

"Wir sind bereit und stolz, Österreich zu vertreten"

Für Au Yeong ist es bereits die vierte WM-Teilnahme – für Hagspiel die erste. Als Paarung ist es das gemeinsame Debüt. Erst seit sieben Monaten bilden sie ein Team, haben sich dennoch auf Rang 72 der Weltrangliste gespielt. Der Turnierstart gegen das spanische Duo Lucia Rodriguez und Paula Lopez ist eine Herausforderung – aber keine Übermacht.

"Alles ist möglich", sagen die beiden. "Natürlich geben wir alles, aber wir sehen die WM auch als Schritt zurück in den Turnieralltag, um optimal in die Qualifikation für die European Games zu starten." Aus österreichischer Sicht ist neben den beiden Vorarlbergerinnen auch noch Collins Valentine Filimon im Einzel der Herren in Paris am Start.

Au Yeong kennt die WM-Luft, für Hagspiel ist es die Premiere. ©Martin Göggel

Von Null auf WM – ein kometenhafter Aufstieg

Mit dem ersten Platz bei den Croatian International, einem dritten Platz in Portugal und dem neunten Platz bei den Hylo Open in Deutschland qualifizierte sich das Duo auf Anhieb für die Weltmeisterschaften. Die Erfolge zeigen: Ihr Zusammenspiel funktioniert – auch wenn es verletzungsbedingt lange nur auf dem Papier existierte.

Dass mittlerweile beide dem Heeressportprogramm angehören, half in der Vorbereitung. Durch koordinierte Freistellungen und flexible Trainingszeiten konnten Hagspiel und Au Yeong – trotz aller Widrigkeiten – an ihrem Traum festhalten.

"Alles ist möglich", sagen die beiden vor ihrem gemeinsamen WM-Debüt. ©Martin Göggel

WM als Auftakt für mehr

Die Badminton-Weltmeisterschaften in Paris sind für das Vorarlberger Doppel nicht nur sportliches Highlight – sie markieren auch den emotionalen Wendepunkt nach Monaten der Ungewissheit. Ein gelungener Auftritt wäre mehr als ein Achtungserfolg: Es wäre ein Zeichen für den unerschütterlichen Willen, sportliche Spitzenleistungen trotz Rückschlägen möglich zu machen.

Die beiden Vorarlbergerinnen haben bereits die nächsten Ziele im Auge. ©Martin Göggel

(VOL.AT)

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