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"Wir gehen dort über die Grenze"

Hohenems - Im Jüdischen Museum Hohenems werden Geschichten gesammelt und erzählt. Das umgebaute Jüdische Museum in Hohenems wird am 29. April eröffnet.

“Meine Mutter hat mir ja nur Folgendes gesagt: Wir gehen jetzt dort über die Grenze, und wenn du dort hinkommst, dann musst du weinen, musst sagen, es ist dir kalt und du willst den Papa sehen und so weiter und so weiter, einfach irgendetwas machen, dann besteht eventuell die Möglichkeit, dass sie uns durchlassen.“

Der Mann, der Hanno Loewy, dem Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems, das erzählte, heißt Heinz Müller. Er ist – wie hunderte andere Menschen – mit seinen Eltern im Jahr 1938 über Hohenems in die Schweiz geflohen. Er ist dem Tod, der Ermordung in einem KZ, entkommen.

Die alte Schausammlung des 1991 eröffneten Jüdischen Museums in Hohenems war informativ, sie entspricht aber nicht mehr dem heutigen Konzept einer Vermittlungsarbeit, den gesellschaftlichen Veränderungen, den wesentlichen Fragen zu Migration und Zusammenleben. Dieser Erkenntnis zufolge, wird sie, wie berichtet, erneuert. In wenigen Wochen findet die Wiedereröffnung des Museums statt.

Erlebnisfelder

Die Architekten Erich Steinmayr und Friedrich Mascher sowie das Designbüro „stecher id“ in Hohenems haben die Räume in der denkmalgeschützten Villa der Familie Heimann-Rosenthal als begehbare Erlebnisfelder gestaltet. Der Besucher findet immer noch Exponate, Urkunden (von Mitgliedern der einstigen Jüdischen Gemeinde), Fotografien, erfährt die Geschichten, die diese bezeugen, aber unmittelbar. „Die Ausstellung erzählt von Menschen“, erklärt Hanno Loewy und zeigt ein Foto von Nanette Landauer.

Sie ist Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert, dann aber doch in Hohenems gelandet, wo sie Wirtin des Gasthofs „Zur Frohen Aussicht“ wurde. Man hat als jüdische Familie sehr liberal gelebt, gelegentlich zur Schlachtpartie geladen.

Angefangen zu leben

Hanno Loewy hat auch einige Menschen getroffen, die aus dem KZ befreit werden konnten und nach der Nazizeit als sogenannte DPÑs nach Hohenems kamen. „Wissen Sie, was das heißt, 37 Kilo?“, fragt Saul Hutterer, der heute in Antwerpen wohnt und sich dort noch immer mit jenen Menschen trifft, mit denen er damals in Hohenems „wieder angefangen hat zu leben“.

Das umgebaute Jüdische Museum in Hohenems wird am 29. April eröffnet.

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