AA

"Wir dachten, wir tun etwas Gutes": Warum der Automat beim Nenzinger "Rössle" für Aufsehen sorgte

Riccarda Borg vor dem Verkaufsautomaten. Er sorgt für Diskussionen.
Riccarda Borg vor dem Verkaufsautomaten. Er sorgt für Diskussionen. ©VOL.AT/Mayer
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Ein neuer Verkaufsautomat in Nenzing sorgt für Aufregung. Eine Anwohnerin kritisiert sowohl das Sortiment als auch den Standort in unmittelbarer Nähe zu einer Schule. VOL.AT war vor Ort.

Ein neuer Verkaufsautmat sorgt aktuell in Nenzing für Diskussionen. Eine besorgte Nenzingerin wandte sich an VOL.AT. Der Automat sei "kritisch zu betrachten", meint sie. Sowohl das Sortiment als auch der Standort seien "absolut unangemessen". VOL.AT war vor Ort und hat sich selbst ein Bild gemacht.

Dieser Automat steht seit Februar im Zentrum von Nenzing. ©VOL.AT/Mayer

Leserin stört sich an Platzierung und Sortiment

Der Automat steht beim Seiteneingang des "Gasthaus Rössle". In unmittelbarer Nähe befinden sich sowohl die Volks- als auch die Mittelschule der Gemeinde. Daran stört sich die VOL.AT-Leserin: "Während vielerorts Maßnahmen ergriffen werden, um Kinder und Jugendliche von übermäßigem Zuckerkonsum abzuhalten, bietet der Automamt eine breite Palette an Süßigkeiten, Knabberwaren, zuckerhaltigen Getränken Energiedrinks und sogar Zigaretten an", schildert sie.

Energiedrinks und Cola werden genauso angeboten wie Mineralwasser und zuckerfreie Getränke. ©VOL.AT/Mayer

"Ursprünglich wurden sogar alkoholische Getränke verkauft." Diese wurde mittlerweile aus dem Sortiment entfernt - "nachdem der Betreiber mit rechtlichen Konsquenzen rechnen musste". "Die Gemeinde duldet den Automaten weiterhin", so die Nenzingerin. "Es ist absurd, dass wir auf der einen Seite Zuckersteuer und gesündere Schulverpflegung diskutieren, und dann so einen Automaten direkt vor einer Schule stehen lassen."

Das pinke Gebäude im Bild ist die Volksschule. Direkt daneben das Gasthaus mit dem Automaten. ©VOL.AT/Mayer

Video: Riccarda Borg über ihren Automaten

"Wir dachten, wir tun etwas Gutes"

Aufgestellt wurde der Automat laut Rössle-Gastgeberin und Betreiberin Riccarda Borg bereits im Februar. "Wir haben eigentlich gedacht wir tun etwas Gutes", meint sie. Die Grundidee war, für Hausgäste an Ruhetagen und außerhalb der Öffnungszeiten als Zusatzangebot Getränke und Co. anzubieten. Neben Tabak finden sich auch Snacks, Getränke, Sandwiches und Landjäger. "Eigentlich wollten wir den Automaten im Haus aufstellen", verrät die Geschäftsführerin. Verschiedene Standorte wurden geprüft, doch das alte Gebäude bot nicht viele Möglichkeiten. Schlussendlich wurde der alte Seiteneingang für Hotelgäste ausgebaut und der Automat fand dort Platz - gut sichtbar für die Gäste, aber auch für Wanderer und Touristen.

Riccarda vor dem Automaten beim Gasthaus. ©VOL.AT/Mayer

"Damit habe ich wirklich nicht gerechnet"

"Dass es so ausartet, dass er nicht angenommen wird und dass es jetzt einen Trubel um das Ganze gibt, war nicht geplant", gibt Riccarda Borg zu verstehen. "Damit habe ich wirklich nicht gerechnet, es tut mir auch leid." Anfangs fanden Hausgäste im Automaten auch Bier und Prosecco. Die alkoholischen Getränke wurden nach einem Hinweis aus der Gemeinde entfernt, wie Gastgeberin zu verstehen gibt. "Wir haben viele Arbeiter hier. Am Abend möchten sie ein kühles Bier haben. Das war eigentlich die Idee", schildert sie. "In der Nähe von Schulgebäuden verstehe ich vollkommen, dass es nicht unbedingt positiv ist." Nach der Beschwerde einer Mutter wurde der Alkohol entfernt.

Neben Snacks gibt es auch Zigaretten und "Velo" Nikotinbeutel. ©VOL.AT/Mayer

Keine Energydrinks und Tabak unter 18 Jahren

Die Bedenken von Eltern zu Energiedrinks bei Schulkindern seien berechtigt: "Das verstehe ich auch. Ich bin auch Mama", erklärt sie. Die Energiedrinks und Tabakwaren sind am Automaten nicht einfach so verfügbar: "Ohne gültige Bankomatkarte ab 18 Jahre können die Kinder keine Tabakwaren und keine Energydrinks rauslassen", betont Riccarda Borg. Darauf, ob Kinder Süßigkeiten holen, habe sie jedoch keinen Einfluss. "Das hast du als Elternteil sowieso nicht", meint sie. Es gebe in der nahen Umgebung auch Lebensmittelgeschäfte, in denen Schüler problemlos Süßes und zuckrige Drinks einkaufen könnten. "Es gibt überall Automaten", ergänzt sie. "Auch an Bahnhöfen." Hier müsse man etwas Vertrauen in die jüngere Generation haben. Sie finde die Diskussion auch etwas lächerlich, meint sie: "Wir haben wirklich alles gemacht, damit es für jeden recht ist und ich hoffe, dass das Ganze jetzt ein Ende hat."

Der Automat liegt bewusst direkt neben dem Eingang für Hausgäste. ©VOL.AT/Mayer

"Wir kommen gerne jedem entgegen"

Bevor der Automat aufgestellt wurde, holte das Team des "Gasthaus Rössle" alle nötigen Bewilligungen von der Bezirkshauptmannschaft und anderen Behörden ein. "Wir haben die Gemeinde gefragt, den Bürgermeister", gibt die Geschäftsführerin zu verstehen. "Klar, es ist unser Privatgrund in dem Sinn, aber es auch ein öffentlicher Zugang da." Der Automat sei bewilligt worden und man sei rechtlich abgesichert, meint sie. "Wir kommen gerne jedem entgegen der irgendwelche Anregungen hat. Aber schlussendlich bleibt nichts mehr übrig im Automat, wenn wir für jeden etwas rausnehmen." Das Sortiment bleibe, wie es sei. Riccarda Borg hofft weiterhin auf das Verständnis aus der Gemeinde - auch was die Intention hinter der Automaten angeht.

Die Volksschule Nenzing liegt direkt neben dem Gasthaus. ©VOL.AT/Mayer

(VOL.AT)

  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Nenzing
  • "Wir dachten, wir tun etwas Gutes": Warum der Automat beim Nenzinger "Rössle" für Aufsehen sorgte