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"Wir bluten langsam aus"

Dr. Günter Weiss, Infektiologe und Direktor der Inneren Medizin an der Uniklinik Innsbruck, spricht in der "ZiB 2" über die dramatische Lage in den Krankenhäusern.
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Am Donnerstag wurden in Österreich 9.262 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet und damit ein neuer Negativrekord erreicht. Die kritische Situation spiegelt sich auch in den heimischen Krankenhäusern wider, wie Infektiologe Dr. Günter Weiss im "ZiB 2"-Interview am Donnerstagabend angab.

"Können nicht noch vier Monate so weiterarbeiten"

Alleine in Tirol seien derzeit rund 60 Prozent der Intensivbetten belegt. Weiss gibt aber zu bedenken, dass sich die Zahl der Neuinfektionen erst in gut zwei Wochen in den Krankenhäusern niederschlagen wird. Vor zwei Wochen lag die Zahl der täglichen Neuinfektionen noch bei rund 4.500, also weniger als der Hälfte.

Das Problem sei aber nicht nur die Auslastung der Betten, sondern auch das Personal, welches sich seit rund acht Monaten nur mehr mit Corona beschäftige. "Die Menschen bluten langsam aus, sie werden mürbe", so Weiss. Die Mitarbeiter würden zunehmend krank werden, auch die Zahl des Personals mit einer Corona-Infektion steige stetig. "Auch wenn wir es schaffen das derzeitige Niveau einzufrieren, können wir so nicht noch vier Monate weiterarbeiten."

Auch 30-Jährige auf Intensivstation

Weiss gibt an, dass es in Zukunft möglich sei, dass Personen nach einem Unfall, Schlaganfall oder Herzinfarkt nicht mehr die gewohnte Versorgung bekommen könnten, sollte sich die Situation in den Spitälern nicht beruhigen. Weiters appelliert er auch an die "Corona-Leugner". Der Großteil der Betroffenen hätten zwar einen leichten Verlauf, doch es gebe auch 30-Jährige, die aufgrund einer Corona-Infektion auf der Intensivstation landen. "Es ist nicht immer der 80-jährige, multimorbide Patient, der im Krankenhaus landet."

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