"Wieso wir viel wichtigere Themen hätten, als Till Lindemanns Geschlechtsteil"

VOL.AT: Ihr seid ja schon öfter in unserer Region gewesen, wie fühlt es sich an, wieder hier zu sein? Poolbar, Sohm, Szene, Bregenz – wird Vorarlberg quasi zum Heimspiel für die Sportfreunde Stiller?
Rüdiger "Rüde" Linhof: Ich erinnere mich an viele einzigartige Konzerte, egal ob im Conrad Sohm oder hier auch auf dem Szene Openair. Oder beim Poolbar Festival, dort kann ich mich noch an einen einzigartigen, aus Holz gefertigten Backstage-Bereich erinnern.
Die Atmosphäre war einfach großartig. Wir fühlen uns hier sehr wohl und freuen uns immer wieder, zurückzukommen. Und gerade Vorarlberg ist uns ans Herz gewachsen, auch das Publikum und die Fans hier.

VOL.AT: Sportfreunde auf Tour: Wie schafft ihr es, so viel Zeit miteinander zu verbringen, ohne einander auf die Nerven zu gehen?
Rüdiger "Rüde" Linhof: Das ist eine interessante Frage. Es ist tatsächlich eine Herausforderung, aber wir haben gelernt, damit umzugehen. Jeder Tag auf Tour ist ein neues Abenteuer. Wir treffen viele neue Menschen und erleben viele verschiedene Dinge. Natürlich gibt es auch stressige Momente, aber wir versuchen, uns auf das Positive zu konzentrieren. Das Schöne überwiegt definitiv. Und ja, wir haben auch unsere Differenzen, aber wir haben gelernt, diese zu überwinden und uns auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Und wir haben uns als Band neu gefunden.
VOL.AT: Hat die Pandemie euch als Band ebenfalls wieder näher zusammengebracht?
Rüdiger "Rüde" Linhof: Ich würde sagen, dass die Pandemie uns auf eine Art und Weise zusammengebracht hat, die wir nicht erwartet hätten. Wir haben eine dreijährige Pause gemacht und uns dann wieder getroffen. Es war ein wunderschönes Wiedersehen. Wir haben uns in einem Café getroffen und es war einfach so nett und lustig. Wir haben erkannt, dass wir eine Band sind und das etwas ganz Besonderes ist. Es hat uns daran erinnert, warum wir Musik machen und warum wir zusammen sind.

VOL.AT: Ihr zeigt gerade auch in der aktuellen Zeit politische Haltung. Wie viel Punkrock steckt noch in den Sportfreunden Stiller?
Rüdiger "Rüde" Linhof: Wir sind sehr politisch und sozial interessiert. Wir glauben, dass es wichtig ist, Haltung zu zeigen und sich für das einzusetzen, was man für richtig hält. Gerade in der heutigen Zeit, in der faschistische Systeme wieder Angriffskriege führen, ist es wichtiger denn je, Kante zu zeigen und die Demokratie zu schützen. Wir sehen es als unsere Pflicht an, uns zu engagieren und unseren Bekanntheitsgrad dafür einzusetzen, Missstände aufzuzeigen.

VOL.AT: Ihr engagiert euch auch für die Ukraine. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
Rüdiger "Rüde" Linhof: Ja, wir fühlen uns der Ukraine sehr verbunden. Wir arbeiten mit dem Verein "Bamberg:UA" zusammen, der uns hilft, auf effiziente Weise Unterstützung zu leisten. Im vergangenen Jahr haben wir drei große Projekte durchgeführt, darunter die Spende eines Rettungswagens und die Lieferung von Medikamenten. Dieses Jahr planen wir eine noch größere Aktion. Als Band haben wir das Privileg, viele Menschen kennenzulernen und in vielen Netzwerken aktiv zu sein. Dadurch können wir viel bewirken. Und wenn sich schon Deutschland zu wenig klar positioniert, dann wollen wir umso mehr zeigen, dass wir diesen schrecklichen Angriffskrieg in keiner Weise so hinnehmen.

VOL.AT: Wie geht ihr mit der Diskussion um Till Lindemann und Rammstein um?
Rüdiger Linhof: Ehrlich gesagt, halte ich die Diskussion für absurd. Es gibt so viele wichtigere Themen, über die wir sprechen sollten. Wir sollten uns auf die wirklichen Probleme konzentrieren und nicht auf solche Nebensächlichkeiten, wie den "Pimmel" von Till Lindemann.
VOL.AT: Spielt ihr lieber auf großen Bühnen oder in kleinen Clubs?
Rüdiger "Rüde" Linhof: Beides hat seinen Reiz. Es ist immer ein besonderes Erlebnis, auf einer großen Bühne zu stehen und vor Tausenden Menschen zu spielen. Aber auch die intimen Konzerte in kleinen Clubs haben ihren eigenen Charme. Es ist immer wichtig, dass der Abend schön wird, egal, wie viele Leute da sind. Aber natürlich wollen wir auch eine große Band sein, und deshalb ist es auch wichtig, dass wir auf großen Bühnen spielen.

VOL.AT: Natürlich muss man den Sportfreunden auch Fragen über die wichtigste Nebensache der Welt stellen. Wie siehst du den aktuellen Zustand des deutschen Fußballs?
Rüdiger "Rüde" Linhof: Ich glaube, was dem deutschen Fußball fehlt, ist Haltung. Vielleicht spiegelt sich hier auch die aktelle Lage in der Gesellschaft wider, wie schon vorher in Bezug auf die Ukraine angesprochen. Manchmal muss man einfach zubeißen und eine klare Richtung einschlagen. Ich denke, dass es wichtig ist, eine klare Vision und einen starken Willen zu haben, um erfolgreich zu sein.
VOL.AT: Gibt es Songs, die du besonders gern live spielst?
Rüdiger "Rüde" Linhof: Es gibt viele Songs, die ich gerne live spiele. Von den neuen Liedern spiele ich wahnsinnig gerne "Wächter". Es ist ein sehr persönliches Lied, das ein wichtiges Thema anspricht. Aber auch ein Lied wie "Du bist eine Bank" macht immer Spaß. Es ist ein klassischer Popsong, der eine wichtige Botschaft vermittelt. Lieder wie "Hymne auf dich" mag ich persönlich weniger, "Ein Kompliment" hat aber über die Jahre für mich nie seinen Reiz verloren.
(VOL.AT)
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