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WienPop - Fünf Jahrzehnte Musikgeschichte erzählt von 130 Protagonisten

"WienPop" erzählt über 50 Jahre Wiener Musikgeschichte
"WienPop" erzählt über 50 Jahre Wiener Musikgeschichte ©APA
Geht es um die Musik Wiens, fallen Namen wie Mozart, Strauss oder Mahler. Dass auch die Populärmusik der Stadt Wien einiges zu bieten hat, stellt nun das Buch "WienPop - Fünf Jahrzehnte Musikgeschichte erzählt von 130 Protagonisten" unter Beweis. "WienPop" erscheint am Mittwoch, dem 12. Juni 2013.

Die Idee zu “WienPop” ist schon vor Jahren entstanden, als Inspirationsquelle dafür diente das deutsche Äquivalent “Verschwende deine Jugend” von Jürgen Teipel, das die deutsche Punk- und New-Wave-Szene thematisiert, wie “Falter”-Journalist Gerhard Stöger darlegt.  Aus dieser anfänglich “diffusen Idee” ist das Konzept für eine “Oral History” über Wiens musikalische Subkulturen entstanden.

130 Protagonisten

Das als Ein-Mann-Projekt gestartete Vorhaben wurde nach jahrelanger Vorarbeit gemeinsam von Gerhard Stöger, Walter Gröbchen, Florian Obkircher und Thomas Mießgang.

Die Arbeit selbst lasse sich rückblickend “In einen schönen Teil, der am Schluss kommt, und einen hässlichen Teil, der am Anfang steht” unterteilen, so Mießgang. Besonders ist, dass die Autoren nur marginal in die Erzählung eingreifen und zum größten Teil den Protagonisten in Form von Interviewaussagen das Wort lassen.

Neuer Blickwinkel auf die Musikgeschichte

Willi Resetarits, Wolfgang Ambros, Kruder und Dorfmeister, Christian Fennesz, Austropop, Indie, Punk, Elektronik – ausgelassen wird hier Nichts. “Es ist keine Alternativgeschichte der Wiener Popmusik, sondern einfach ihre Geschichte”, betont Stöger. Manche Interviews waren zwar nicht möglich, etwa mit Falco, dennoch wurde er nicht außenvorgelassen.

in “WienPop” werden Verbindungen hergestellt, die bis dato nicht so offensichtlich waren. Etwa der Kontakt von Gruppen wie Novak’s Kapelle mit dem Wiener Aktionismus oder die Bedeutung von Szenen und Infrastrukturen, die hinter Hits wie Ambros’ “Da Hofa” standen. “Der ist ja nicht vom Himmel gefallen, der hat sich nur als potentestes, kommerziellstes Produkt herausgeschält”, hält Mießgang fest.

Ausdifferenzierung der Musikstile

Der Schlusspunkt wird von Fennesz gesetzt, mit den elektronischen Ausdifferenzierungen Anfang der 2000er. Für die Zeit danach fehle noch die notwendige Distanz zur Beurteilung, meint Stöger.
Gleichzeitig sei es schwieriger geworden, die Szenen zu fassen. “Die große Erzählung ist eigentlich mit Techno vorbei. Du hast jetzt so viel Quantität wie nie zuvor, vielleicht auch so viel Qualität, aber andererseits hat sich die Bedeutung der Popmusik verschoben.” Für Mießgang bestimmen nun “Solitäre” das Geschehen anstelle von Szenen.

Doch kein Wiener Popwunder 

“Die viel besprochene Demokratisierung der Produktionsmittel spielt dabei eine Riesenrolle”, verweist Stöger auf die Umstände des digitalen Zeitalters. “Und was von vielen derzeit als Wiener Popwunder beschrieben wird, hat eigentlich nie stattgefunden. Was man jetzt erlebt, ist eine Normalisierung, wie sie global zu beobachten ist.” So habe man in jedem Genre nicht nur einige wenige, sondern eine Vielzahl von guten Musikern, denen es teils aber an Relevanz fehle.

“Und dann kommt so jemand wie Soap & Skin, die wieder alles toppt.” Über Anja Plaschg zu schreiben, wird aber wohl die Aufgabe von jemand anders werden, Stöger und Co haben vorerst genug vom aufwendigen Projekt. “So etwas macht man nur einmal im Leben”, lacht Mießgang.

(Walter Gröbchen, Thomas Mießgang, Florian Obkircher, Gerhard Stöger: “WienPop – Fünf Jahrzehnte Musikgeschichte erzählt von 130 Protagonisten”, Falter Verlag, 400 Seiten, 39,90 Euro)

(APA/Red)

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