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Wienerkinder im Ländle

Zwei „Wienerkinder“ mit ihrer Freundin aus Hörbranz (rechts) im Jahre 1951.
Zwei „Wienerkinder“ mit ihrer Freundin aus Hörbranz (rechts) im Jahre 1951.
Hörbranz. Im November 1945 - nur wenige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges - verfügte die französische Militärbehörde, dass 2000 Kinder aus Wien „zur Überwinterung" im Ländle eintreffen werden.

Der Bregenzer Bezirkshauptmann Dr. Seeberger gab den Bürgermeistern zu bedenken, dass diese Kinder aus Wien evakuiert werden, „weil sie den Unbilden des Winters in Wien mangels vorhandener Wohnungen” ausgesetzt seien. Zudem fehle in vielen Wohnungen das Fensterglas und die Ernährungslage sei äußerst prekär. Für den 15. Februar 1946 waren die ersten „Wienerkinder” angekündigt – weitere folgten. Auch in Hörbranz fanden immer wieder ausgehungerte Kinder liebevolle Aufnahme.

Horst Rupp, Jahrgang 1940, erinnert sich: „Für uns Buben waren zwei Wiener Mädchen, die bei einer Nachbarfamilie wohnten, eine Sensation. Sie kamen aus dem fernen Wien und redeten ganz anders. Diese Mädchen kamen dann einige Jahre später wieder nach Vorarlberg. Noch heute bestehen zwischen dem Ländle und Wien Freundschaften, die schon rund 60 Jahre andauern.” „Wienerkind” Friedl Klativa erinnert sich: „Meine Schwester und ich verbrachten immer wieder herrliche Sommermonate in Vorarlberg und waren auch mit den Hörbranzer Kindern viel unterwegs.”

Im August 1946 begleitete der 19-jährige Helmut Zilk seine Mutter nach Hörbranz: Diese hatte freiwillige Sozialarbeit geleistet, indem sie für arme, hungernde Kinder aus Wien Ferienaufenthalte organisierte. Herma Hutter erinnert sich an die Sommergäste aus Wien, die in ihrem Elternhaus logierten: „Helmut Zilk ist mir noch gut in Erinnerung. Vor allem, weil er sich gleich am ersten Tag seines Aufenthaltes verletzte. Er hatte sich beim Baden im Bodensee seinen Kopf angestoßen und eine blutende Wunde davongetragen. Ich habe heute noch deutlich vor Augen, wie Helmut in unserem Haus aufrecht in seinem Bett saß und einen riesigen turbanartigen Kopfverband trug.”

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