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Wiener Tiergarten Schönbrunn-Direktor beantragte Waffenpass

Am Donnerstag sorgte für Wirbel, dass der Direktor des Wiener Tiergarten Schönbrunn einen Waffenschein beantragt haben soll.
Am Donnerstag sorgte für Wirbel, dass der Direktor des Wiener Tiergarten Schönbrunn einen Waffenschein beantragt haben soll. ©APA/ALEX HALADA/CanvaPro (Sujet)
Der Direktor des Tiergarten Schönbrunn, Stephan Hering-Hagenbeck, beantragte im März 2021 beim Verwaltungsgericht einen Waffenpass und eine Ausnahmebewilligung zum führen einer Pumpgun.
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Die Behörden lehnten ab. Jetzt soll das Gericht eine Entscheidung fällen, eine Verhandlung am 30. Juni wurde auf unbestimmte Zeit vertagt, wie ein Bericht der Tageszeitung "Heute" gegenüber der APA bestätigt wurde.

Verfahren um Bewaffnung im Wiener Tiergarten Schönbrunn

Laut dem Medium soll Hering-Hagenbeck im März 2021 den Waffenpass und die Ausnahmebewilligung zum Führen einer großkalibrigen Schrot-Repetierflinte - einer sogenannten Pumpgun - sowie einer Faustfeuerwaffe .44 Magnum beantragt haben. Die Polizei lehnte laut "Heute" dies ab, weil "die Abwehr von gefährlichen Angriffen grundsätzlich bei den Sicherheitsbehörden und der Sicherheitsexekutive" liege. Bestätigt wurde dies vonseiten der Polizei gegenüber der APA nicht, da man keine Auskunft über personenbezogenen Daten gebe, so Sprecherin Barbara Gass.

Hering-Hagenbeck begründete Bewaffnung mit Ausbüxen von Tieren

Der Zoo betonte Donnerstagnachmittag auf seiner Homepage, es gebe ein Sicherheitskonzept im Tiergarten Schönbrunn und dieses werde laufend evaluiert. Situationsbedingt seien in diesen Sicherheitskonzepten auch Waffen miteinkalkuliert. In Zusammenarbeit mit der österreichischen Exekutive sowie Expertinnen und Experten werde darauf geachtet, in möglichen Notfallsituationen - wie etwa ein Tierausbruch - angemessen zu reagieren. Und es könne "in absoluten Notfällen und Ausnahmesituationen" sein, dass man eine effiziente Waffe brauche, wenn es darum geht, "Leib und Leben der Besucherinnen und Besucher und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen", heißt es im Statement. "Im Notfall kann es entscheidend sein, die handelnden Personen direkt vor Ort zu haben. Eine Waffe ist auch notwendig, um rasche und direkte Vergrämungsmaßnahmen umzusetzen. Das können nur Experten machen, die ihre Tiere einzuschätzen wissen. So können Gummigeschoße und Gummischrot verwendet werden, um das Tier zu vergrämen und nicht töten zu müssen. Nur ein Team aus geschulten Experten hat Zugang zur sicher gelagerten Waffe."

Polizei verfüge nicht über Waffen, um ein Großwild aufzuhalten

Derzeit gebe es laut Hering-Hagenbeck, wie er im ORF-Interview sagte, drei großkalibrige Waffen im Zoo, die sicher aufbewahrt sind und nur von jenen Mitarbeitern genutzt werden dürfen, die die dementsprechende Sachkunde haben. "Es geht gar nicht um meine Person, sondern es geht um den Tiergarten Schönbrunn." Zwar sei man im Zoo mit diesen Waffen "grundsätzlich gut aufgestellt", aber es gebe bestimmte Szenarien, wo eine großkalibrige Schrot-Repetierflinte universell und sicherer einsetzbar wäre. Der Zoo-Direktor betonte, dass es sich bei der Pumpgun um einen Vorderschaftrepetierer handelt, der mit unterschiedlicher Munition geladen werden könne, aber auch mit Gummigeschossen, um ein Tier zu vergrämen. Eine solche Waffe sei bereits bei seiner Tätigkeit in Hamburg "vorrätig" gewesen. Deshalb habe er den Antrag auch für den Wiener Tiergarten gestellt, sagte er im ORF-Interview. "Wir möchten unsere Tiere nicht töten müssen. Aber im Zweifel, wenn es um ein Menschenleben geht, muss es diese Option geben."

Seiner Meinung nach wären Polizeiwaffen technisch nicht dazu geeignet, großen Tieren Einhalt zu gebieten. Einsatzmöglichkeiten würden in Zusammenarbeit mit der Exekutive aber immer im Voraus durchbesprochen und abgestimmt. "Klarerweise gilt bei Einsätzen, auf alle Gefahrenpotenziale Rücksicht zu nehmen, und die Sicherheit von unseren Besucherinnen und Besuchern und Mitarbeitenden steht an erster Stelle", so der Tiergarten in seiner Stellungnahme. Hering-Hagenbeck begründete in der "Heute" die Genehmigung für besonders schwere Waffen damit, weil Großwild und Großraubwild, wie Löwen, Leoparden, Bären und Elefanten, im Falle eines Auskommens aus deren Gehege damit rasch gestoppt werden können. Er behauptete laut "Heute", die Polizei sei nicht in der Lage, schnell genug am Ort des Geschehens zu sein und würde sich im Zoo nicht zurechtfinden. "Die Polizei verfügt auch nicht über die zoologischen Kenntnisse, um beurteilen zu können, wann ein gefährliches Tier noch vergrämt werden kann und wann es rasch getötet werden muss."

Zoo-Direktor: Derzeit kein Bedrohungsszenario

Laut der Zeitung "Heute" begründete der Zoo-Direktor sein Ansinnen scheinbar "mit dem Risiko einer vorsätzlichen 'Tierbefreiung' durch Tierrechtsaktivisten". Auf Anfrage der APA, ob es derzeit ein Bedrohungsszenario gebe, wurde dies verneint und betont, dass Sicherheitskonzepte in Zeiten überarbeitet werden, wo nichts passiert. Dabei gehe nicht nur um Ausbruch von Tieren, sondern auch um Naturkatastrophen oder Energiekrisen.

Das Wirtschaftsministerium als Eigentümerressort des Tiergartens betonte am Donnerstagnachmittag, dass "die Erstellung des Sicherheitskonzepts in der Verantwortung des Tiergartens, der ein höchstmögliches Schutzniveau für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für seine Besucherinnen und Besucher sicherzustellen hat, liegt. Auch sämtliche damit in Zusammenhang stehende Antrags- und Genehmigungsverfahren sind in der Verantwortung des Tiergartens." Das Ministerium habe "vollstes Vertrauen in die bei den Sicherheitsbehörden und Gerichten angesiedelten Prozesse und Entscheidungsabläufe".

Derzeit wird zwischen Berlin und Potsdam mit einem Großaufgebot nach einer offenbar entlaufenen Löwin gesucht. Das Veterinäramt und der Stadtjäger sind alarmiert worden. Zahlreiche Beamte, eine ganze Hundertschaft, Drohnen und Hubschrauber mit Wärmebildkameras sind im Einsatz. Die Bevölkerung in den betroffenen Gegenden wurde dazu aufgerufen, Haus- und Nutztiere nicht ins Freie zu lassen. Unklar war noch, woher das Wildtier gekommen sein könnte.

(APA/Red)

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