Es ist wohl nicht übertrieben, wenn behauptet wird, dass Béla Guttmann in seiner Person die Weltgeschichte des Fußballs im 20. Jahrhundert verkörpere. 1899 in Budapest geboren, wächst Béla Guttmann in der liberalen und freizügigen Atmosphäre der Bohème der boomenden ungarischen Hauptstadt auf. Er beginnt dort seine Fußballkarriere, wird 1920 und 1921 mit der MTK Budapest ungarischer Meister, wechselt aber wegen eines Schwarzgeldskandals in der ungarischen Liga 1922 zur zionistischen Wiener Hakoah, dem damals wohl weltweit prominentesten jüdischen Sportverein. Der begnadete Techniker und Organisator führt die Fußballsektion der Hakoah, in deren Kader nicht weniger als sieben ungarische Internationale stehen, zum Gewinn der ersten österreichischen Profimeisterschaft. Zur Finanzierung ihres Profibetriebs ebenso wie zur Propagierung der sie leitenden Idee unternimmt die Hakoah ausgedehnte Tourneen nach England, Osteuropa, Ägypten, Palästina. 1926 wird die USA besucht, Guttmann ist begeistert und springt mit einem Großteil der Mannschaft ab, um in New York zu bleiben. Er heuert bei den New York Giants an. Als unter dem Druck der Wirtschaftskrise der Versuch, den europäischen Fußball in den USA heimisch zu machen, scheitert, geht Guttmann zurück nach Europa. Es ist unbekannt, wo und wie Béla Guttmann den Holocaust überlebt hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg startet er eine Weltkarriere: Er geht nach Italien zum AC Mailand, mit der Exilmannschaft von Honvéd Budapest 1956 nach Brasilien, wo er den FC Sao Paulo übernimmt, und schließlich nach Portugal, wo er mit Benfica Lissabon 1961 und 1962 den Europapokal der Landesmeister gewinnt und die über ein halbes Jahrzehnt währende Hegemonie Real Madrids durchbricht. Guttmann ist der weltweit innovativste und erfolgreichste, wohl auch psychologisch versierteste und sicherlich bestverdienende Fußballtrainer seiner Zeit.
Der Vereinsakt der Hakoah Wien ist derzeit im Wiener Stadt- und Landesarchiv ausgestellt. Die dortige Spezialausstellung “11 Biographien” ist Teil der gemeinsam mit der Wienbibliothek im Rathaus konzipierten Ausstellung “Die Eleganz des runden Leders – Wiener Fußball 1920- 1965”. Sie ist im Foyer des Wiener Stadt- und Landesarchivs im Gasometer D in Simmering (Zugang über Gasometer A) Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr zu besichtigen, der Eintritt ist frei.
“11 Biographien” Die Eleganz des runden Leders – Wiener Fußball 1920-1965 Ausstellung im Foyer des Wiener Stadt- und Landesarchivs Simmering, Gasometer D (Zugang über Gasometer A) Kurator: Wolfgang Maderthaner Ausstellungsdauer: bis 26. September 2008
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