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Wiener Bürgermeister Ludwig wurde Opfer von falschem Klitschko

Schlecht gelaufen für Wiens Bürgermeister Ludwig: Er wurde Opfer eines falschen Klitschkos. Ein "Bild"-Journalist hatte darauf hingewiesen.
Schlecht gelaufen für Wiens Bürgermeister Ludwig: Er wurde Opfer eines falschen Klitschkos. Ein "Bild"-Journalist hatte darauf hingewiesen. ©APA/GEORG HOCHMUTH (Symbolbild)
Es hätte besser laufen können für Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ): Er ist Opfer eines falschen Vitali Klitschkos geworden. Paul Ronzheimer, stellvertretender "Bild"-Chefredakteur, wies am Samstag auf Twitter darauf hin.
Ludwig falschem Klitschko aufgesessen?

Und auch Ludwig selbst räumte nach einer Schrecksekunde ein, bei einem Video-Gespräch getäuscht worden zu sein.

"Falter:" Außenministerium wusste über geplantes Gespräch Bescheid

Entgegen anderslautender erster Stellungnahmen war laut "Falter" auch Österreichs Botschaft in Kiew im Voraus von dem geplanten Gespräch informiert gewesen.

Laut Falter-Chefredakteur Florian Klenk hatte es aus Kreisen von Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zuerst geheißen, dass Ludwig und die Stadt Wien die Bundesregierung sowie das Außenministerium (BMEIA) nicht über das geplante Zoom-Meeting in Kenntnis gesetzt habe. Später wurde bekannt, dass diese Angaben nicht den Tatsachen entsprachen. Klenk veröffentlichte am Abend auf Twitter letztlich eine Stellungnahme des BMEIA, in der es hieß: "Der Botschafter in Kyiw wurde vom Büro des Wiener Bürgermeisters am 10. Juni über das bereits vereinbarte Gespräch informiert. Wir bedauern, dass dies in einer ersten Stellungnahme nicht erwähnt wurde, da diese Information der Zentrale vorerst nicht vorlag."

"Bild"-Journalist: Ludwig wurde Opfer von falschem Klitschko

Der Kiewer Bürgermeister selbst reagierte ebenfalls und mahnte, sich für Kontakte mit ihm an die offiziellen Kanäle zu halten.

Ludwig wurde wie Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und Madrids Stadtoberhaupt José Luis Martinez-Almeida Opfer eines mutmaßlichen Deepfakes. Während die beiden Amtskollegen aber misstrauisch wurden und die Gespräche abbrachen, soll Ludwig laut Ronzheimer die Täuschung bei dem Videocall am Mittwoch nicht bemerkt haben.

Kein Gespräch Klitschko-Ludwig

"Es gab kein Gespräch mit dem Wiener Bürgermeister", zitierte der "Bild"-Journalist Klitschko. Ludwig selbst ließ dann wissen, dass es sich "mutmaßlich um einen schweren Fall von Cyberkriminaliät" handle. "Es gab keine Indizien dafür, dass das Gespräch nicht mit einer realen Person geführt wurde u. es zu hinterfragen", wurde seitens der Stadt betont.

Gegenüber dem ORF meinte der Bürgermeister, der angebliche Kiewer Bürgermeister sei gegen Ende des Telefonats ungewöhnlich fordernd geworden. "Aber es hätte mich jetzt nicht dazu gebracht, jetzt irgendwie das zu hinterfragen", sagte er. "Nachdem in dem Gespräch keine verfänglichen Themen behandelt worden sind, ist das im konkreten Anlassfall sicher ärgerlich, aber kein großes Problem", meinte Ludwig.

Reaktion von Klitschko veröffentlicht

Ronzheimer publizierte in der Folge auch noch eine Video-Reaktion des Kiewer Bürgermeisters. Dieser sprach darin von einem "falschen Klitschko", der sich bei mehreren Bürgermeistern gemeldet und "absurde Dinge" von sich gegeben habe. "Das ist kriminelle Energie. Es muss dringend ermittelt werden, wer dahinter steckt", so das - hoffentlich echte - Oberhaupt der Hauptstadt der Ukraine.

"Bitte passt künftig auf", mahnte er und riet, sich für offizielle Gespräche an offizielle Kanäle zu halten. Für Gesprächspartner, die auf Deutsch oder Englisch mit ihm kommunizieren wollen, hatte Klitschko einen Hinweis parat: "Ich brauche nie einen Übersetzer."

Nepp: "Jetzt hat auch Ludwig sein Ibiza"

In Wien wurde das Missgeschick des Bürgermeisters mit Häme aufgenommen. "Jetzt hat auch Ludwig sein Ibiza", spottete FPÖ-Landeschef Dominik Nepp in einer Aussendung. Er verlangte die sofortige Veröffentlichung der gesamten Gesprächsaufzeichnung: "Es besteht der Verdacht, dass Ludwig vertrauliche Informationen weitergegeben und strategische Interessen Wiens verraten hat. Sollte sich dies bewahrheiten, ist sein sofortiger Rücktritt fällig."

"In den letzten Wochen wurde durch aktive Öffentlichkeitsarbeit auf die Möglichkeit von Deep Fakes hingewiesen", erklärte der Leiter der "Direktion Staatschutz und Nachrichtendienst" (DNS), Omar Haijawi - Pirchner, via Aussendung des Innenministeriums. "Dieses Phänomen ist nicht neu und durch den Ende Mai präsentierten Nationalen Aktionsplan werden gemeinsam mit der Justiz umfangreiche Maßnahmen - vor allem auch zur Sensibilisierung - gesetzt." Seine Behörde stehe im Vorfeld derartiger Gespräche gerne auch politischen Funktionsträgern beratend zur Seite. "Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man sich vor der Videokonferenz an den Staatsschutz wendet und kooperiert. In diesem Fall gab es keine Kontaktaufnahme mit dem Staatsschutz im Vorfeld", so Omar Haijawi - Pirchner.

(APA/Red)

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