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Wien Modern: Die 32. Auflage steht unter dem Motto "Wachstum"

Das Festival startet am 28. Oktober.
Das Festival startet am 28. Oktober. ©APA/Herbert Neubauer
Das Neue-Musik-Festival Wien Modern findet von 28. Oktober bis 30. November unter der Leitung von Bernhard Günther in Wien statt. Es stehen zahlreiche Veranstaltungen an 24 Spielstätten am Programm.

"Wachstum", aber nicht um jeden Preis: Diesen Zusatz könnte man dem Motto der 32. Auflage von Wien Modern verpassen. Denn das Neue-Musik-Festival unter der Leitung von Bernhard Günther hat zwar Großes im Sinn, versteht sich heuer aber auch darauf, Feinheiten auszuloten und der Reduktion nachzuspüren. Von 28. Oktober bis 30. November stehen 100 Veranstaltungen an 24 Spielstätten am Programm.

Wachstum als Thema für das Wien Modern-Festival

Der Vulkanausbruch, der am Programmfolder das Spielzeitmotto begleitet, sei ein "sehr geräuschhaftes Sujet", erklärte Günther bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. "Wachstum ist als Thema eigentlich schon überall, es ist ein Mantra nicht nur in Politik und Wirtschaft." Gerade aber in der Musik merke man schnell, das größer, höher, weiter nicht alles sein könne. "Es geht um Entwicklungen über die Zeit", so der Festivalleiter, "und wir haben hier alle möglichen Formen zwischen Minimalismus und Maximalismus."

Überdeutlich wird dies beim kürzesten und beim längsten Konzert: Einer 20-minütigen "Minimal Night Music" am 23. November (Andreas Eduardo Frank im Studio Moliere) stehen 15 Stunden aus der Feder von Michael Hersch gegenüber. Sein Werk "sew me into a shroud of leaves" wird am 9. November von Tagesanbruch bis in den Abend im Prunksaal der Nationalbibliothek erklingen und sei für das Festival "vermutlich unsere größter Herausforderung". Für Liegemöglichkeiten, Decken und Speisen werde man aber sorgen, versprach Günther.

Eröffnungskonzert am 31. Oktober

Ausufernd in punkto Lautstärke verspricht das Eröffnungskonzert am 31. Oktober zu werden: Jon Leifs' "Hekla" ist immerhin die Vertonung eines Vulkanausbruchs, das RSO Wien unter der Leitung von Marin Alsop bekommt es aber auch mit Peter Ablingers "4 WEISS" zu tun. "Was er in der Musik macht, sehen Sie sonst nur in der visuellen Kunst", schwärmte Günther über den Komponisten, dem man heuer mehrfach begegnet, nicht zuletzt im Abschlusskonzert am 30. November. Hier gibt es neben seinem "Wachstum, Massenmord" auch Mark Andres "über" sowie ein "Multiversum" von Peter Eötvös zu erleben. Am Pult der Wiener Symphoniker steht Leo Hussain. Auftakt und Abschluss sind jeweils im Konzerthaus angesetzt.

Alte und neue Ensembles im Wiener Konzerthaus

Und dazwischen? Gibt es Versuche, "die ganze Welt in eine Sinfonie zu packen" (Günther über Dieter Schnebels "Sinfonie X", 16. November im Musikverein), hört man dem Gras beim Wachsen zu (ein Hörspielprojekt von Liquid Penguin nimmt von 15. bis 24. November den Dschungel Wien in Beschlag) oder lässt sich das Innere der Brigittenauer Brücke erforschen, wenn unter dem Titel "Modified Grounds" zur musikalischen Wander-Performance geladen wird (2. November). Am selben Wochenende treffen alte und neue Ensembles im Konzerthaus aufeinander, wobei das 1958 gegründete Kammerensemble die reihe seinen Abschied gibt. Ein "Spiel mit erhöhtem Druck" und der Dringlichkeit des Punkrock ist laut Günther hingegen vom Black Page Orchestra zu erwarten. Ein Teil davon ist auch Mirela Ivicevic, die heuer mit dem Erste-Bank-Kompositionspreis ausgezeichnet wurde. Der ihr gewidmete Abend folgt am 13. November im Konzerthaus.

Spielstätten in 12 Wiener Bezirke

Dass das Festival gerne in die Stadt hinaus wandert, wie zuletzt mehrfach durch neue Locations deutlich wurde, merkt man auch heuer - sind die insgesamt 110 Ur- und Erstaufführungen doch auf Spielstätten in 12 Wiener Gemeindebezirken verteilt. Unter den Schlagwörtern "Stadt und Wachstum" geht es nicht nur in die Seestadt Aspern, wo das BG/BRG Seestadt zum Schauplatz für "Lautpoesie+Musik" wird, auch das Sonnwendviertel beim Hauptbahnhof soll zum Klingen gebracht werden. Am 14. November wird außerdem eine Ring-Straßenbahn kurzerhand in das "Circle Line Project" verwandelt und so zur "klingenden Endlosrille", wie es in der Beschreibung heißt.

Stärker präsent ist in der anstehenden Ausgabe zudem die Minimal Music und zwar mit einer zehn Abende umfassenden Reihe. Als Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen und der Neuen Oper Wien bringt man die zuletzt in Vorarlberg gefeierte "Reigen"-Version von Bernhard Lang in das Museumsquartier (ab 12. November), und anlässlich der Bestellung von Alsop zur RSO-Chefdirigentin sind Lectures mit Komponistinnen, eine Masterclass mit der US-Dirigentin selbst sowie eine Podiumsdiskussion über Gleichstellung in der Musik angesetzt.

Wien Modern hatte über 30.000 Besucher im Vorjahr

Bleibt noch ein Schwerpunkt, der in der letzten Festivalphase intensiv zum Vorschein tritt: Choreografinnen und Performerinnen wie Doris Uhlich, Rose Breuss oder Brigitte Wilfing bringen Bewegung ins Programm, wenn etwa "@solo.tänze." zu Clemens Gadenstätters Stücken aufgeführt werden (23. November im Studio Molière) oder Musik, Körper und Tanz im "Land of the Flats" (24./25. November im Reaktor) aufgehen. "Spread the word", wünschte sich Günther bei der Programmpräsentation abschließend und gab zu: "Es ist ungewöhnlich. Aber Wien Modern ist der Ort, um diese ungewöhnliche Musik vielen Menschen näher zu bringen."

Damit das gelingt, benötigt Wien Modern nicht nur den Zuspruch des Publikums, sondern auch der Subventionsgeber und Sponsoren. Für die 32. Ausgabe freut man sich über ein auf knapp 1,5 Mio. Euro gestiegenes Budget. Im Vorjahr gab es mit 31.491 Besuchern bei 124 Veranstaltungen einen neuen Rekord, einen Anstieg von 46 Prozent bei den Karteneinnahmen und letztlich einen Jahresüberschuss von 22,60 Euro. "Ein gewaltiges Polster", meinte Wien-Modern-Vorstand Thomas Angyan schmunzelnd. "Wir hoffen auch für 2019 auf ein ausgeglichenes Budget."

(APA/Red)

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