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Wien ist seit 1945 in roter Hand: Das sind die acht bisherigen Bürgermeister

Seit 1945 stellte die SPÖ alle acht Bürgermeister.
Seit 1945 stellte die SPÖ alle acht Bürgermeister. ©APA
Seit Ende des Zweiten Weltkriegs hat Wien kontinuierlich sozialdemokratische Bürgermeister, wobei der derzeitige Amtsinhaber Michael Ludwig seit 2018 in dieser Position ist und als achter Stadtchef eine langjährige Tradition fortführt.
"Wien bleibt Gegenmodell"
Ludwig vs. der Rest

In Wien regieren seit 1945 ausnahmslos sozialdemokratische Bürgermeister - wenn man von einem wenige Tage dauernden kommunistischen Intermezzo unmittelbar nach Kriegsende absieht. Der derzeitige Amtsinhaber Michael Ludwig ist seit Mai 2018 im Amt. Der bisher längst dienende Stadtchef war sein Vorgänger Michael Häupl, der es in dieser Funktion auf exakt 23 Jahre, sechs Monate und 18 Tage brachte.

Amtsinhaber Ludwig ist der achte vom Gemeinderat gewählte Bürgermeister seit dem Zweiten Weltkrieg. Vor ihm waren das Theodor Körner (1945 bis 1951), Franz Jonas (1951 bis 1965), Bruno Marek (1965 bis 1970), Felix Slavik (1970 bis 1973), Leopold Gratz (1973 bis 1984), Helmut Zilk (1984 bis 1994) und Michael Häupl (1994 bis 2018). Drei von ihnen wechselten aus dem Wiener Rathaus in Spitzenfunktionen im Bund: Körner und Jonas wurden Bundespräsident, Gratz Außenminister.

Die Wiener Bürgermeister seit 1945 im Kurzporträt

THEODOR KÖRNER (geboren 1873 in Uj Szönyi, Ungarn, gestorben 1957 in Wien): Als er am 17. April 1945 provisorisch das Amt des Wiener Bürgermeisters übernahm (und den von der Widerstandsgruppe O5 nominierten Kommunisten Rudolf Prikryl ablöste), stand Körner bereits im 73. Lebensjahr. Am 14. Februar 1946 wurde Körner offiziell zum Bürgermeister gewählt. Er amtierte sechs Jahre lang, bis er im Mai 1951 die Nachfolge des verstorbenen Karl Renner als Bundespräsident antrat.

FRANZ JONAS (geboren 1899 im damals noch nicht eingemeindeten Floridsdorf, gestorben 1974 in Wien): Der gelernte Schriftsetzer und Buchdrucker verdiente sich als Bezirksvorsteher von Floridsdorf und Stadtrat für Ernährungsangelegenheiten seine Sporen. Im Juni 1951 zum Bürgermeister gewählt, hatte er dieses Amt 14 Jahre lang inne. Er schlug für die SPÖ drei Wahlen. Auch Jonas zog 1965 aus dem Rathaus in die Hofburg um.

BRUNO MAREK (geboren 1900, gestorben 1991 in Wien): Der ehemalige Leiter der Wiener Messe AG war bereits 16 Jahre lang Präsident des Wiener Landtages, als er im Juni 1965 Bürgermeister wurde. Herausragendes Ereignis seiner Amtsperiode war der im Jahr 1968 erfolgte Grundsatzbeschluss des Gemeinderates über den Bau der U-Bahn und der tatsächliche Baubeginn im darauf folgenden Jahr. Im Dezember 1970 legte er sein Amt aus Altersgründen zurück.

FELIX SLAVIK (geboren 1912, gestorben 1980 in Wien): Er gab von 1970 bis 1973 ein "Kurzgastspiel" im Rathaus. Slavik scheiterte an der geplanten Verbauung des Sternwarteparks in Währing. Die von ihm veranlasste Volksbefragung - die erste ihrer Art und noch ohne gesetzliche Grundlage - brachte über 57 Prozent "Nein"-Stimmen. Im Juni 1973 legte er nach knapp zweieinhalb Jahren sein Amt als Bürgermeister zurück.

LEOPOLD GRATZ (geboren 1929, gestorben 2006 in Wien): Der Jurist mit SPÖ-Parteikarriere war 1970 Unterrichtsminister, ab 1971 Klubchef im Nationalrat. Als Bürgermeister musste er 1976 den Einsturz der Reichsbrücke hinnehmen. In seine Amtszeit fielen aber auch der Start für die Neugestaltung des Donaubereiches und die Fertigstellung des U-Bahn-Grundnetzes. Im September 1984 tauschte Gratz den Bürgermeistersessel gegen den des Außenministers im Kabinett Sinowatz.

HELMUT ZILK (geboren 1927, gestorben 2008 in Wien): Entgegen aller Erwartungen wurde 1984 der ehemalige Lehrer, Journalist, ORF-Programmdirektor, Ombudsmann, Kulturstadtrat und Unterrichtsminister als neuer Bürgermeister auserkoren. Mit der ihm eigenen Vehemenz widmete er sich den Angelegenheiten des einzelnen Bürgers. Dennoch fiel in seine Amtszeit der Verlust der absoluten SPÖ-Stimmenmehrheit. Im Dezember 1993 wurde Zilk Opfer eines Attentats der ersten Briefbombenserie.

MICHAEL HÄUPL (geboren 1949 in Altlengbach, NÖ): Bereits seit 1993 Wiener SPÖ-Chef, löste der Biologe im November 1994 Zilk als Bürgermeister ab. Nach dem Verlust der absoluten Mandatsmehrheit beim ersten Urnengang seiner Amtszeit konnte Häupl diese 2001 wiedererringen und 2005 verteidigen. 2010 ging sie erneut verloren, woraufhin Häupl mit dem inzwischen legendären Sager "Man bringe den Spritzwein" die österreichweit erste rot-grüne Koalition besiegelte. Sie wurde 2015 neu aufgelegt. Im Mai 2018 kehrte der wortmächtige Sozialdemokrat dem Rathaus und somit auch der Tagespolitik den Rücken.

MICHAEL LUDWIG (geboren 1961 in Wien): Der studierte Politikwissenschaftler und Historiker stellt sich am 27. April zum zweiten Mal der Wahl, nachdem der Urnengang, der plangemäß erst im Herbst auf dem Programm gestanden wäre, von den Koalitionsparteien SPÖ und NEOS vorgezogen worden ist. Ludwig ist seit 1994 in der Politik aktiv, zunächst als Bezirksrat. 2007 wurde der Floridsdorfer schließlich Teil des Stadtregierungsteams, als er die Wohnbauagenden des späteren Kanzlers Werner Faymann übernahm. Im März 2009 stieg Ludwig zudem zum Vizebürgermeister auf. Diesen Titel musste er allerdings bei der Erstauflage von Rot-Grün im Jahr 2010 an die damalige Neo-Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne) abtreten. Anfang 2018 obsiegte Ludwig in einer Kampfabstimmung gegen den damaligen geschäftsführenden Parlaments-Klubchef Andreas Schieder um den Vorsitz der Wiener SPÖ, einige Monate später wurde er zum Wiener Bürgermeister gewählt. Bei der vergangenen Wahl im Jahr 2020 fuhr er für die SPÖ leichte Zugewinne ein (plus 2,03 Prozentpunkte) und machte die Sozialdemokraten mit 41,62 Prozent zur klar stärksten Kraft. Als Koalitionspartner holte er sich die NEOS ins Boot. Die selbst ernannte "Fortschrittskoalition" hielt die gesamte Legislaturperiode.

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(APA/Red)

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