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Wie wir wirr sind

©Ulrich Gabriel

Es war schon ziemlich spät, als ich mich aufs Sofa warf und zu zappen begann. Hängen blieb ich auf 3-Sat, weil Willkommen Österreich hereinflimmerte. Nicht dass ich ein Anhänger der beiden Stromkassiere wäre. Danke Wasserkraft. Als ich die Verbund Verbündeten das erstemal elektrisch betteln sah, dachte ich mir, sie haben einen Kurzen oder die ziemlich besten Freunde brauchen Geld. ORF-Promis werben ohne Genierer. Mirjam und Hannes jausnen z.B. auf dem Bio-Sesselift SPAR-Natur. Pumm sagt pur. 30 Sekunden Werbung können unerträglich sein. Weiter. Als Gäste sind DJ Ötzi und Armin Thurner angesagt. Potz Blitz. Da hat es aber weit heruntergeschneit. Kein Faschingsscherz. Alles lustig wie immer. Band Russkaja schmettert ein Kurzstück nach dem andern. Zwei Stühle links, daneben ein Schreibtisch, ModeRatorenfüße gucken unten raus. Jetzt kommt Gerry, Friedle feiert 20 Jahre DJ Ötzi mit einer neuen Fan Box. „I bin so schön, i bin so toll. He heey baby, ohh, ahh.“ Gerry ist trotzdem nett, Bärli, ein richtiger Sympi, macht seine Rolle als Musik-Söldner gut. Es kommt besser: „Una mattina, mi sono svegliato“ Was? Bella Ciao, das Widerstandlied als Partykracher? Das singt der auch? Ja. Das singt er auch. Genauso gut wie der Konstantin Wecker schlecht, die Fäschtbänkler, El Professsor und unzählige Andere. Alles egal. Wir sind Partisanen. Wir sind Opernball. Wir sind Haus des Geldes. Wir sind wirr. Es kommt besser: Ötzi schenkt den Stromkassieren ein weißes Strickkäppi. Jetzt grinsen alle drei Willkommenen als weiße Eierköpfe in die Röhre. Danke Gerry, danke Wasserkraft. So lustig sein können 3 Österreichi. Nr. 4 kommt hinzu: Armin Thurnher, Österreich Versteher Nr. 1. Brav und scheu wie ein Bodenseebrünzler, der seinen Dialekt schon in den 70-ern entsorgt hat, weil er in Wien nicht als Gsiberger oder Schweizer identifiziert werden wollte, erzählt er verfaltert und naturbescheiden von seinen Taten: Wie er mit Klima per du wurde, wie er mit Dichand fightete, warum man sich freuen soll, wenn Gabalier „Falter-Trotteln“ sagt, wie er geklagt wurde, über sein Tennis Talent, dass er kaum Sport betreibt, aber doch Schilehrer ist, Rad fährt – und, dass Kurz dem Falter kein Interview gibt. Auch Kochrezepte und Amerikabuch schreibt er. Und ein begnadeter Klavierspieler sei er auch, wissen die zwei Stromkassiere. Dann spendet Thurnher auf Wunsch von Mannomann seine aktuelle Politbotschaft: Österreich müsse „in Europa Vorreiter der Menschlichkeit und nicht Vorreiter der Unmenschlichkeit sein.“ So. Faltert die Hände. Zu guter (?) Letzt machen sich alle über die Musik her. Armin begleitet Gerry am Klavier, Russkaja rumpelt hinterdrein, Ötzi brüllt, Thurnher klimpert und alles zusammen ergibt „Einen Stern, der deinen Namen trägt“. Ich gebe W.Ö.!

©Ulrich Gabriel
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