Das teilte die UN-Behörde am Freitag nach Beratungen mit Experten mit. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hatte zuvor schon Personen, die in den vergangenen zehn Tagen aus dem südlichen Afrika zurückgekehrt sind, dazu aufgerufen, sich bei einer neu eingerichteten Hotline der AGES unter 01/26 75 032 zu melden.
Dort erhalten sie Informationen, wohin sie sich wegen eines behördlichen PCR-Tests wenden können, damit sie auf die neu aufgetauchte Variante des Coronavirus B.1.1.529 getestet werden können. "Dies ist eine Vorsichtsmaßnahme, um eine etwaige Einschleppung der neuen Virusvariante so schnell wie möglich zu entdecken und weitere notwendige Schritte setzen zu können", sagte der Gesundheitsminister in einer Aussendung. Betroffen sind Rückkehrer aus den Ländern Südafrika, Lesotho, Botswana, Simbabwe, Mosambik, Namibia oder Eswatini.
Impfstoffanpassung wird geprüft
Experten befürchten, dass die Variante B.1.1.529 wegen ungewöhnlich vieler Mutationen hoch ansteckend sein und zudem den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte.
Das Pharmaunternehmen BioNTech prüft eine mögliche Anpassung seines mRNA-Impfstoffs. "Wir können die Besorgnis von Experten nachvollziehen und haben unverzüglich Untersuchungen zur Variante B.1.1.529 eingeleitet", sagte ein BioNTech-Sprecher am Freitag. "Die Variante unterscheidet sich deutlich von bisher beobachteten Varianten, da sie zusätzliche Mutationen im Spike-Protein hat." In spätestens zwei Wochen seien weiterführende Daten aus den Labortests zu erwarten. "Diese Daten werden uns Aufschluss darüber geben, ob es sich bei B.1.1.529 um eine Escape-Variante handeln könnte, die eine Anpassung unseres Impfstoffs erforderlich macht, wenn sich diese Variante international ausbreitet."
Erster Fall in Europa
Unterdessen ist die Variante in Europa angekommen. Belgien hat einen ersten Fall mit B.1.1.529 registriert. Das gab der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke bei einer Pressekonferenz am Freitag bekannt. Es sei Vorsicht erforderlich, aber keine Panik, sagte Vandenbroucke.
"Eine Reihe von Mutationen"
Auch dem Virologen Andreas Bergthaler bereitet die neue Variante Sorgen. Man habe es hier mit einem neuen Virus-Genom "mit einer Reihe von Mutationen, die man vorher in dieser Kombination nicht gesehen hatte" zu tun, sagte er am Freitag gegenüber der "Wiener Zeitung". Ob die Variante den Impfschutz durchbrechen kann, sei noch unklar: Dazu brauche es "starke epidemiologische Daten und Resultate aus dem Labor. In der Petrischale wurde bisher gezeigt, dass an einigen Mutationen die Antikörper schlechter binden, weswegen diese Variante den Immunschutz unterlaufen könnte".
B.1.1.529 sei aber kein Argument gegen eine Impfung. "Grundsätzlich ist diese neue Variante umso mehr ein Grund, sich jetzt die Auffrischungsimpfung oder endlich die Erstimpfung zu holen", so der Wissenschafter, der am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) die Entwicklung des SARS-CoV-2-Erregers verfolgt. Ob sich die neue Variante tatsächlich breiter durchsetzen wird, hänge von vielen noch schwer einzuschätzenden Faktoren ab.
(APA)
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