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Wer wird nächster Vorarlberger Bischof?

(VN) Feldkirch - Bis spätestens 6. Oktober 2011 muss Bischof Elmar Fischer den Papst um die Versetzung in den Ruhestand bitten. An diesem Tag wird Fischer 75 Jahre alt. Was dann geschieht? Da brodelt die Gerüchteküche.

Es scheint, der Vatikan sei vorsichtig geworden. 2009 ist die versuchte Installierung des Windischgarstener Pfarrers Gerhard Maria Wagner als Linzer Weihbischof am Widerstand der Gläubigen gescheitert. Wagner musste zurückziehen. Rom stimmte zähneknirschend zu. Die Ernennung des langjährigen Sekretärs der Bischofskonferenz, Ägidius Zsifkovics, zum Nachfolger von Paul Iby, lässt das Burgenland nicht zur Ruhe kommen. Die Proteste ebben nicht ab. Die Entscheidung in Graz ist anders. Sie fiel ungewöhnlich rasch. Kapellari wurde erst am 12. Jänner 75. Für Rom eine geradezu aberwitzige Geschwindigkeit, nahm doch die Nachfolge für Klaus Küng noch über ein halbes Jahr in Anspruch. Und was steht nun in Feldkirch an?, fragt man sich. Wer wird in die Villa am Hirschgraben einziehen, die Elmar Fischer übrigens bis heute nicht bewohnt, weil ihm seine kleine Mansardenwohnung aus Generalvikars-Zeiten einfach genügt? Sein heutiger Stellvertreter Benno Elbs steht bei vielen auf dem Wunschzettel. Er galt bereits 2005 als Favorit. Gemeinsam mit Pastoralamtsleiter Walter Schmolly hat Elbs die Diözese in den vergangenen Jahren wesentlich gestaltet. Der Seelsorgeprozess trägt seine Handschrift. Bischof Fischer ließ ihn gewähren. Elbs dankte die Handlungsfreiheit mit Loyalität. Der gebürtige Langener erschien 2005 als Nachfolger für Klaus Küng vielen noch zu jung. Inzwischen ist er 51 Jahre alt. Er ist kein Revoluzzer, aber er steht für eine liberale Kirche, die im Heute verankert ihren Weg geht. Doch Elbs ist nicht der einzige Kandidat.

„Geistliche Familie“

Seit Jahresbeginn wird in katholischen Kreisen hartnäckig kolportiert, Rom habe sich in Wahrheit bereits für einen anderen entschieden. Name fällt keiner. Aber vom „Werk“ im Bregenzer Thalbach ist die Rede. Diese „geistliche Familie“ wurde 1938 von der Belgierin Julia Verhaeghe gegründet. Schwestern- und Priestergemeinschaft sind international tätig. Niederlassungen gibt es in England, Irland, USA, Italien, den Niederlanden, Belgien, Slowenien, Frankreich, Israel und Ungarn. Die Priester werden in Rom ausgebildet. Das eigene Priesterseminar „Collegium Paulinum“ kann über Nachwuchssorgen nicht klagen.

Persönliche Beziehungen

Das Werk gilt als vollkommen linientreu. Der zentrale Punkt der Spiritualität besteht nach eigenen Angaben in der Liebe zur Kirche als „Mystischen Leib Christi“ und „Familie Gottes“. Das beeindruckt auch Benedikt XVI. Als er noch Kardinal war, haben ihn nach dem Tod seiner Schwester Maria eine Schwester vom Werk betreut. Den 2005 verstorbenen Kardinal Leo Kardinal Scheffczyk, das wohl berühmteste Mitglied vom Werk, bezeichnete Papst Benedikt XVI. 2007 in einem seiner seltenen Interviews als „Freund“ und theologischen Bruder im Geiste. Das Interview führte Johannes Nebel, ebenfalls Priester beim Werk. Die Diözese Feldkirch würde die Bestellung eines Werk-Priesters zum Bischof in beachtliche Turbulenzen stürzen. Feldkirch hat 2010, bestärkt durch verunglückte Äußerungen des scheidenden Bischofs Elmar Fischer, niederschmetternde Austrittszahlen hinnehmen müssen. Ob Rom ausgerechnet hier eine umstrittene Bischofsernennung durchzudrücken versucht? Die zeitlich befristete Verlängerung von Egon Kapellari in Graz-Seckau spricht eine andere Sprache. Zwar gilt auch Kapellari als konservativ, hielt aber mit Kritik gerade im Kontext der Missbrauchsaffären nicht hinterm Berg. Er hat sich gegen eine Vereinnahmung der Kirche durch die Politik ausgesprochen. Und man darf wohl annehmen, dass seine Amtszeitverlängerung auch dem Wunsch von Kardinal Christoph Schönborn entspricht, dessen Stimme in Rom mittlerweile wieder aufmerksamer gehört wird. Vielleicht kündigt all das einen entspannten Herbst für die Diözese Feldkirch an. Aber wissen können das derzeit nur zwei: Benedikt XVI. und jene letzte Autorität, der alle gleichermaßen verpflichtet sind.

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