Es ist schön zu beobachten, wie Jürgen Stemer in seiner „früheren Wirkstätte“, der Ludescher Firma Martin GmbH begrüßt wird: Von allen Seiten ein herzliches „Hallo“ und „Bisch oh wieder amol do?“, „Magsch an Kaffee?“ Der 60-Jährige freut sich sichtlich über diese Wertschätzung. Denn nach 36 Jahren in der Firma ging Jürgen Stemer mit August in Pension, es ist das erste Mal, dass er seither bei seinen früheren Arbeitskollegen zu Besuch ist. Der Bludenzer, der im Rahmen eines integrativen Arbeitsplatzes beschäftigt war, erzählt von seinen Aufgabengebieten in „seiner Firma“: „In der Brennschneiderei habe ich die einzelnen Teile geputzt, damit sie weiterverarbeitet werden konnten.“ Zu Jürgens beruflichem Alltag gehörten zusätzlich Aufräumarbeiten in der Halle.
Auch Rainer Hartmann, ehemaliger Abteilungsleiter der Schweißerei, sowie Turgay Keskin, jetziger Abteilungsleiter der Brennschneiderei, haben sich Zeit für ein Gespräch mit ihrem früheren Mitarbeiter genommen. Sie waren über viele Jahre die Vorgesetzten von Jürgen Stemer. „Jürgen kann durchaus temperamentvoll sein. Die Zusammenarbeit mit ihm erforderte Klarheit und Verständnis“, erzählt Rainer Hartmann. „Und wenn mal deutliche Worte erforderlich waren, konnte er durchaus auch mal einige Tage schweigen“, fügt er mit einem herzlichen Lächeln hinzu. Als Vorgesetzter war es ihm wichtig, alle Mitarbeitenden gleich zu behandeln. Auch die Frage, ob gerade in der Metallbranche – die Martin GmbH ist einer der führenden Hersteller für Schnellwechselsysteme und Baggeranbautechnik – der Ton unter den Mitarbeitenden oft rauer ist, negiert Rainer Hartmann: „Das Material ist vielleicht hart, aber der Kern ist weich“, beschreibt er seine Arbeitskollegen.
„Sehr vieles hat sehr gut gepasst …“
Von Seiten der „Kompass Assistenz“ – einem Angebot der Caritas Vorarlberg zur Integration von Menschen mit Lernschwierigkeiten, beziehungsweise kognitiver Beeinträchtigung in den allgemeinen Arbeitsmarkt – war Caritas-Mitarbeiterin Martina Klinger eine verlässliche „Brücke“. Sie ist voll des Lobes für Jürgens langjährigem Arbeitgeber: „Es ist eine Besonderheit, wenn ein Arbeitsverhältnis über so viele Jahre andauert. Da muss schon sehr viel stimmen. Rainer Hartmann war als Mentor ein sehr wichtiger Faktor für den Erfolg. Er hat im Bedarfsfall still im Hintergrund viele Wogen geglättet.“
Auch für das Unternehmen selbst war das Arbeitsverhältnis mit Jürgen Stemer bereichernd, wie Marketingleiter Mag. Christian Gohm beschreibt: „Schon der Lehrling sieht und lernt den Umgang mit anderen Menschen, für Menschen mit Beeinträchtigung können wir Chancen eröffnen und Stabilität bieten. Wir sehen uns als Team, in dem eine bunte Vielfalt an verschiedensten Menschen Platz hat.“ Christian Gohm vergleicht dabei die Arbeitswelt mit einer Fußballmannschaft: „Ein Team braucht einen Mix verschiedenster Spieler-Charaktere. Gäbe es beispielsweise nur Stürmer oder Tormänner, ginge jedes Spiel verloren.“
Kompass Assistenz: Integrativer Arbeitsplatz
Mit dem Programm Kompass Assistenz der Caritas wird Menschen mit Lernschwierigkeiten, beziehungsweise kognitiver Beeinträchtigung ein direkter Einstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht. Firmenpraktika ermöglichen ein Ausprobieren verschiedener Berufe und ein gegenseitiges Kennenlernen. Die Kompass-Assistent*innen unterstützen auch während des Arbeitsprozesses - so lange, wie dies gewünscht ist.
Unternehmen werden durch Lohnkosten- und Mentor*innenzuschüsse des Landes finanziell unterstützt. Zudem entfällt für Firmen die Ausgleichstaxe über 25 Mitarbeiter*innen, die keine Menschen mit Beeinträchtigung eingestellt haben.
Infos und Kontakte: kompass@caritas.at oder www.caritas-vorarlberg.at/kompass
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