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Wenn die Bürger entscheiden

Josef Moosbrugger tritt nicht mehr an. Sein Nachfolger in Bizau wird via Mehrheitswahl gesucht: „Das ist die demokratischste Art überhaupt.“
Josef Moosbrugger tritt nicht mehr an. Sein Nachfolger in Bizau wird via Mehrheitswahl gesucht: „Das ist die demokratischste Art überhaupt.“
Mehrheitswahl beispielsweise in Bizau: „Jeder kennt jeden.“

Gemeindewahl. In Bizau endet in Bälde eine politische Ära. Josef Moosbrugger, seit einem Vierteljahrhundert politisch tätig und davon 15 Jahre Bürgermeister, tritt bei der Wahl am 14. März nicht mehr an. „Ich habe nichts verbrochen“, schmunzelt der 60-Jährige, „es genügt jetzt einfach, ich habe meinen Dienst für die Gemeinde gemacht.“ In Lingenau ist die Situation die gleiche. Auch hier tritt ein langjähriger Bürgermeister ab. „Ich werde heuer 65“, sagt Peter Bereuter, „ich kandidiere nicht mehr.“ Wer aber folgt den beiden nach, wer wird Ortschef in Bizau, wer in Lingenau?

Mehrheitswahlsystem

In den beiden Wälder Kommunen sowie in weiteren Vorarlberger Kleingemeinden wird diese Frage via Mehrheitswahl geklärt. 2005 fanden in insgesamt 14 Vorarlberger Kleingemeinden Mehrheitswahlen statt – von Reuthe bis Raggal. Wie viele es diesmal sein werden, lässt sich nach Auskunft der Landeswahlbehörde erst nächste Woche definitiv sagen. Das System selbst ist simpel: Wird beim Gemeindeamt bis zum betreffenden Stichtag keine Liste angemeldet, kommt die Mehrheitswahl. Dabei wählen die Stimmberechtigten am Wahlsonntag die ihrer Ansicht nach am besten geeigneten Gemeindevertreter. Und die wählen aus ihrem Kreis wiederum den Bürgermeister. Wobei in aller Regel derjenige Bürgermeister wird, der am Wahlsonntag am meisten Stimmen erhält – und den Job auch annehmen will. Moosbrugger nennt diese Art, Politiker zu küren, die demokratischste überhaupt: „Wir haben bewusst keine Liste erstellt. Weil eben Verlass ist auf die Wähler.“

„Jeder kennt jeden“

In einer kleinen Gemeinde kenne eben jeder jeden. Und die Mehrheitswahl biete einen weiteren Vorteil: „Die Bürger sind keiner Partei verpflichtet, nur der Sache.“ Somit gebe es erst gar keinen Fraktionszwang. Ergo, sagt der 60-Jährige, „ist die Mehrheitswahl die beste Form in einer Kleingemeinde.“ Bereuter legt nach. „Die Bevölkerung wird entscheiden, wer der beste Kandidat ist.“

Widrigkeiten vorhanden

Im Übrigen sind beide recht zuversichtlich, dass ein geeigneter Nachfolger gefunden wird. Obwohl die Sache mit der Nachfolge nicht unproblematisch ist, wie die VN berichteten. Denn gerade Bürgermeister von Kleingemeinden sind nur allzu oft größeren Widrigkeiten ausgesetzt, die der Job mit sich bringt. Beispiele? Die sozialversicherungsrechtliche Absicherung ist ungenügend, das öffentliche Image nicht das beste, die Anforderungen werden immer größer. Gerade in Kleingemeinden hat ein Orts­chef ein Generalist zu sein, da er kaum Personal hat. Der Verdienst? In aller Regel sind Bürgermeister kleiner Gemeinden gezwungen, nebenher zu arbeiten. Und wenn‘s mit der Politik vorbei ist? Dann kommt es darauf an, ob der Betreffende ein Rückkehrrecht in den alten Job hat. Walter Schwärzler, Bezauer Bürgermeister, hatte einst sein Unternehmen aufgegeben, um Bürgermeister zu werden. Als Schwärzler nicht wiedergewählt wurde, konnte er noch nicht in Pension gehen. Er musste Ende der 80er noch zwei Jahre arbeiten. Und das tat er dann – als Hilfsarbeiter in einem Sägewerk.

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