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"Wenn das Samenkorn nicht stirbt" - Pathosgeladenes Streben nach Glück

Ein Gute-Laune-Sommer-Film ist "Wenn das Samenkorn nicht stirbt" nicht gerade: Düster, voll Elend und trügerischer, kleiner Funken Hoffnung gestaltet sich die serbisch-österreichische Koproduktion von Drehbuchautor und Regisseur Sinisa Dragin, die ab Freitag (19. August) im Kino zu sehen ist. Hier geht's zum KinotrailerAlle Spielzeiten auf einen Blick
Im Mittelpunkt steht die Suche zweier im postkommunistischen Rumänien lebender Männer, die mit Hilfe des Fährmanns Hans über die Donau nach Serbien reisen, um ihre erwachsenen Kinder zu finden. Beinahe wie eine zutiefst menschliche Sozialreportage erscheint der Film, wäre da nicht das surreale Element einer “Geisterkirche”, deren Sage den Rahmen des Streifens formt.

Wien. Eine Holzkirche, so erzählt der einen illegalen Grenzhandel betreibende Fischer Hans (Franz Buchrieser) seinen Passagieren, wurde im 18. Jahrhundert einst von orthodoxen Kleinbauern übers Land ins Österreich-Ungarn zugehörige Rumänien mit Ochsenwägen über das Land gezogen, da sie keine eigene Kirche bauen durften. So entschlossen die Gläubigen damals ob ihres Wunsches nach einem eigenen Gotteshaus, so entschlossen sind auch der in Rumänien lebende Serbe Igorvan (Mustafa Nadarevic) und der Rumäne Nicu (Dan Condurache), das Eiserne Tor – jenes Durchbruchstal der Donau, das die Grenze von Rumänien zu Serbien bildet – zu passieren.

Igorvan will mit Patensohn Prle (Milo Tanascovic) die Leiche seines bei einem Autounfall verunglückten Sohnes Milan zurückholen, und Nicu seine Tochter, die von Menschenhändlern in Sarajevo zur Prostitution gezwungen wird. Begleitet wird Nicu von der freizügigen, sexsüchtigen Nora (Simona Stoicescu), die zum wiederholten Male ihrem Vater und dem strikten Rumänien entflohen ist, um ihr Glück im Kosovo zu finden. Während Igorvan bei seinem aberwitzigen Plan, den Sarg seines Sohnes nach Rumänien zu überführen, auf skurrile Charaktere trifft, führt Nicus Reise in den hoffnungslosen Untergrund Sarajevos.

Beide wollen sie ihre Vergangenheit hinter sich bringen und eine hoffnungsvollere Zukunft starten. Am Ende sollen Geisterkirche und Protagonisten auf wundersame Weise am Fuße der Donau aufeinandertreffen. Es sind vor allem die mit sakralen Klängen unterlegte Geschichte rund um die sagenumwobene Kirche und der die Protagonisten umgebende Pathos, der “WenndasSamenkorn nicht stirbt” das Potenzial nimmt, das es hätte haben können. So authentisch die Locations und einzelne Darsteller – bis auf die übertrieben irritierende, sich ständig entkleidende Nora – auch sind, so oft bleiben Geschichten in der Luft hängen und werden nicht erzählt.

Während die anfängliche Reise über die Donau überhaupt innerhalb maximal einer Minute abgehandelt wird, bleibt es später bei nur kurzen Ausflügen in die Welt der Korruption, der Prostitution und der Politik nach Tito und Ceausescu. Nur äußerst selten scheint schwarzer Humor in dem als Tragikomödie titulierten Werk durch. “Wenndas Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht”, heißt es am Ende des nach dem Bibelzitat benannten Films. Weniger Geister der Vergangenheit und mehr Brisanz der Gegenwart hätten diesem gut getan.

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