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Wenn aus Freundschaft für 90 Minuten Rivalität wird

©Paulitsch
Ein Blick vom Gebhardsberg, zwei Geschichten, ein Derby: Am Samstag (14.30 Uhr) steigt das 36. Aufeinandertreffen zwischen Schwarz-Weiß Bregenz und Austria Lustenau. Raul Marte und Mario Vucenovic blicken mit besonders vielen Emotionen auf diese Partie, weil sie beide Seiten kennen.

Der Ort für das Treffen mit Mario Vucenovic und Raul Marte könnte symbolträchtiger nicht sein. Hoch oben auf dem Gebhardsberg blicken die beiden hinunter auf Bregenz und Lustenau.

Raul Marte (l.) und Mario Vucenovic freuen sich auf das Duell mit ihren Ex-Klubs. ©Paulitsch

Für beide Fußballer sind diese Orte viel mehr als bloß Koordinaten auf der Landkarte. Es sind Stationen ihrer Karriere und jetzt auch Schauplätze einer sportlichen Trennung auf Zeit. "Das Spiel bedeutet mir sehr viel", sagt Mario Vucenovic. "Viele Freunde spielen noch in Bregenz. Mit einigen habe ich noch täglich Kontakt. Ich freue mich jetzt darauf, auch einmal in einem Match gegen sie zu spielen und nicht nur im Training. Das wird ein besonderes Spiel."

"Ich bin nie zufrieden"

Der 26-jährige Offensivspieler wechselte im Sommer 2024 vom SV Lafnitz nach Vorarlberg – zuerst nach Bregenz, dann weiter zur Austria. Für Schwarz-Weiß Bregenz absolvierte er in einer Saison 31 Spiele, erzielte neun Tore und bereitete acht weitere vor. Eine starke Bilanz, die seinen schnellen Wechsel zur Austria Lustenau nicht weniger emotional macht.

Am Samstag will er im grün-weißen Trikot endlich sein erstes Derby gewinnen: "Wir sind als Team auf einem richtig guten Weg und brauchen die drei Punkte für unser Saisonziel. Ich glaube, dass wir im Derby extrem motiviert auftreten und die nächsten drei Punkte holen werden."

Vucenovic war in dieser Saison bislang nur siebenmal im Einsatz, fünf Ligaspiele und zwei Cup-Partien verpasste er verletzungsbedingt. Ein Tor in 149 Minuten – das ist solide, aber nicht genug für den ehrgeizigen Niederösterreicher: "Ich bin ein Spieler, der nie zufrieden ist. Ich will Stammspieler werden, Tore schießen, Verantwortung übernehmen."

Über den Dächern von Bregenz haben die beiden verraten, warum sie am Samstag als Sieger vom Platz gehen. ©Paulitsch

Persönliche Verbindung zwischen den beiden

Auch Raul Marte geht mit viel Feuer in das Duell. Der 23-Jährige kennt das Gefühl, gegen seinen Ex-Klub zu spielen. Das Derby am Samstag wird sein insgesamt sechstes. Er lief schon für Austria Lustenau, den FC Dornbirn und jetzt für SW Bregenz auf, die Emotionen bleiben: "Gegen den Ex-Klub zu spielen ist immer speziell – und dann noch in einem Derby. Ich freue mich extrem."

Zwischen den beiden Spielern besteht nicht nur sportlicher Respekt, sondern auch eine persönliche Verbindung. "Mario und ich hatten eine starke Beziehung in unserer gemeinsamen Zeit in Bregenz", erinnert sich Marte. "Aber auch auf andere Spieler wie Pius Grabher oder Matthias Maak freue ich mich. Von denen habe ich viel gelernt."

Außenseiter mit Kampfgeist

Beide erzählen von der besonderen Stimmung in der Derby-Woche. "Natürlich wird in der Kabine mehr gescherzt, auch über mich als Ex-Bregenzer", sagt Vucenovic schmunzelnd. "Aber die Vorbereitung ist dieselbe wie bei jedem Spiel, nur das Drumherum ist größer." Marte ergänzt: "Man weiß, dass viele Zuschauer kommen, dass es Choreos geben wird. Da ist die Spannung schon speziell."

Mario Vucenovic will sich bei der Lustenauer Austria zum Stammspieler entwickeln. ©GEPA

Und dann ist da noch die sportliche Lage. Bregenz ist Tabellenletzter, wartet seit über 20 Ligaspielen auf einen Sieg. Austria Lustenau liegt auf Rang drei und kämpft um den Aufstieg. Doch gerade im Derby gelten andere Regeln. "Klar, unsere Situation ist nicht schön", sagt Marte. "Aber wir wissen, was wir können. Wenn wir unsere Fehler abstellen, dann holen wir uns den ersten Dreier der Saison – und das genau im Derby."

Raul Marte ackert Woche für Woche auf der rechten Abwehrseite der Bregenzer. ©GEPA

90 Minuten – dann wieder Freunde

Auch mit seiner eigenen Entwicklung zeigt er sich zufrieden: "Ich habe in den letzten zwei, drei Jahren fast jedes Spiel gemacht. Natürlich geht immer mehr – aber ich merke, dass es stetig nach oben geht."

Trotz aller Rivalität bleibt der gegenseitige Respekt spürbar. Die Freundschaft wird auch nach dem Derby noch aufrecht sein, am Samstag wird sie aber für 90 Minuten pausieren.

(VOL.AT)

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