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Weniger Firmen- aber mehr Privatinsolvenzen

KSV 1870 befürchtet keine Insolvenzwelle
KSV 1870 befürchtet keine Insolvenzwelle ©APA
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Zugenommen hat die Zahl der Privatkonkurse.

Im ersten Halbjahr 2021 wurden in Vorarlberg hochgerechnet lediglich elf Insolvenzverfahren bei Unternehmen eröffnet, sieben wurden mangels kostendeckendem Vermögens nicht eröffnet. Dies entspricht im Vorjahresvergleich einem Minus von fast 60 Prozent.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist österreichweit im ersten Halbjahr 2021 auf 1.000 gesunken, das entspricht einem Minus von rund 48 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020.

Im selben Zeitraum sind in Vorarlberg die Firmenpleiten sogar um 59,1 Prozent zurückgegangen, und das, obwohl der Vergleichszeitraum auf Grund des Pandemiebeginns bereits kein „normales“ Halbjahr gewesen ist.

Insolvenzsituation repräsentiert nicht tatsächlichen Zustand

Österreichs Unternehmen geht es aus finanzieller Sicht allerdings weniger gut als die aktuell niedrigen Zahlen vielleicht vermuten ließen, warnt der
"Kreditschutzverbandes von 1870". „Viele Unternehmen wähnen sich aufgrund der zahlreichen staatlichen Eingriffe in einer trügerischen Sicherheit, die gefährlich ist. Sobald die Hilfsgelder und Fördermaßnahmen gestoppt werden, wird es für viele Unternehmen ein böses Erwachen geben“, warnt Victoria Schuchlenz, Leiterin des KSV1870 in Vorarlberg.

Auch die geplante „Safety Car Phase“ für Steuerschulden wird aus Sicht des KSV1870 daran nichts ändern, da die Rückzahlung der Schulden dadurch nur hinausgezögert würden und der Schuldenberg der Firmen weiter steigt.

Massiver Rückgang bei Passiva

Aber nicht nur die Insolvenzzahlen selbst, sondern auch die Höhe der Passiva sind in Vorarlberg massiv gesunken. Waren es im Vorjahreszeitraum noch rund 93 Mio. Euro, belaufen sich die Verbindlichkeiten im heurigen ersten Halbjahr auf 10 Mio. Euro. Das entspricht einem Rückgang von 89,2 Prozent. Damit liegt Vorarlberg sogar deutlich über dem österreichweiten Durchschnitt.

Dies liegt nicht nur an den ausbleibenden Insolvenzen selbst, sondern auch daran, dass es im Vergleichszeitraum 2020 etliche Großinsolvenzen gab, die die Passiva in die Höhe getrieben haben. Die größte Insolvenz des ersten Halbjahres 2021 in Vorarlberg war das Sanierungsverfahren der „Das Schäfer Berghotel GmbH“, dessen Verbindlichkeiten das Gros der Passiva ausmachen.

Keine Insolvenz-Schockwelle

Aus heutiger Sicht scheint klar zu sein, dass es weder in Vorarlberg noch österreichweit zu einer plötzlich eintretenden Insolvenzwelle kommen wird. Der KSV1870 rechnet im zweiten Halbjahr diesen Jahres zwar mit einem Anstieg der Insolvenzzahlen, die „Safety Car Phase“ und die nach wie vor andauernden Unterstützungsmaßnahmen werden einen rasanten Anstieg jedoch abfedern. „Mit einer Rückkehr zu „normalen“ Insolvenzzahlen kann voraussichtlich im Jahr 2022 gerechnet werden“, so Schuchlenz.

Privatkonkurse gestiegen

Im ersten Halbjahr 2021 wurden in Vorarlberg hochgerechnet 175 private Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Dies entspricht einem Plus von fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Parallel dazu sind auch die Passiva um fast zwei Drittel gestiegen.

Die Zahl der Privatkonkurse ist österreichweit im ersten Halbjahr 2021 um 4,2 Prozent gesunken. Auch bei den Passiva gibt es ein Minus von 15,2 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit weicht Vorarlberg deutlich vom österreichischen Durchschnittswert ab. Im westlichsten Bundesland Österreichs wurden 175 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren gezählt, neun Verfahren wurden mangels kostendeckendem Vermögens nicht eröffnet.

Steigerung der Passiva

Im Vergleich zu ganz Österreich sind in Vorarlberg die Passiva deutlich gestiegen. Der Anstieg liegt vor allem darin begründet, dass über drei ehemalige Selbstständige mit Passiva in Millionenhöhe Privatkonkurse eröffnet wurden. Im Bundesländervergleich weist Vorarlberg das deutlichste Plus auf.

Ausblick für das zweite Halbjahr 2021

Der KSV1870 erwartet im zweiten Halbjahr aus heutiger Sicht bei den privaten Schuldenregulierungsverfahren zwar eine Steigerung, jedoch keinen massiven Anstieg.

(red)

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