Wem gehört die Mezquita in Cordoba? Um die imposante Moschee-Kathedrale in der südspanischen Metropole ist ein Streit entbrannt. Die katholische Kirche hatte das Bauwerk 2006 – gegen eine Gebühr von 30 Euro – als ihr Eigentum registrieren lassen.
Dieser Vorgang blieb jahrelang von der Öffentlichkeit unbemerkt, bis nun eine Bürgerinitiative Protest erhob. Sie sieht in der Eintragung des Sakralgebäudes als Eigentum der Kirche eine “widerrechtliche private Aneignung eines öffentlichen Guts”. Die Initiative verlangt, die Mezquita in öffentlichen – also staatlichen – Besitz zu überführen. Sie sammelte für ihr Anliegen in wenigen Tagen mehr als 100.000 Unterschriften, darunter die von Schriftstellern wie Antonio Gala oder Jose Manuel Caballero Bonald sowie des früheren Unesco-Generaldirektors Federico Mayor Zaragoza.
“Regierung will Mezquita enteignen”
Die Regionalregierung von Andalusien, eine Koalition von Sozialisten (PSOE) und Vereinter Linker (IU), lässt in einem Rechtsgutachten prüfen, ob eine Überführung des architektonischen Juwels in staatliches Eigentum möglich ist. “Die andalusische Regierung will die Mezquita enteignen”, titelte die rechtsliberale Online-Zeitung “Libertad Digital”.
Der Bischof von Cordoba, Demetrio Fernandez, hüllt sich zu dem Zwist bisher in Schweigen. Das Domkapitel äußerte sich “überrascht” vom Vorgehen der Regionalregierung. Die Kirche verwalte den Gebäudekomplex seit fast 800 Jahren, und nie sei ihr Eigentum infrage gestellt worden, heißt es in einem Kommunique.
“Kathedrale” statt “Mezquita”
Die Bürgerinitiative hält dem Bistum vor, das Bauwerk vor allem als katholisches Gotteshaus zu präsentieren und muslimische Elemente zurückzudrängen. Der Begriff Mezquita (das spanische Wort für Moschee) verschwand aus der offiziellen Bezeichnung, das Bauwerk heißt nur noch “Kathedrale”.
Damit bringe die Kirche den Titel des Weltkulturerbes in Gefahr, den die Unesco der Mezquita 1984 zusammen mit der Altstadt von Cordoba verliehen hatte, meinte die Bürgerinitiative. Diese Auszeichnung habe Cordoba nicht nur wegen seiner architektonischen Schätze erhalten, sondern auch dafür, dass die Stadt als ein Symbol für das Zusammenleben von Religionen und Zivilisationen gelte.
Der konservative Bürgermeister Jose Antonio Nieto meinte, er sehe keinen Grund, an den Eigentumsverhältnissen zu rütteln. Mehrere Juristen, die von der konservativen Zeitung “ABC” befragt wurden, gaben der katholischen Kirche Recht. Nach der Rückeroberung Cordobas durch die Christen im Jahr 1236 habe König Ferdinand III. die Mezquita dem Bistum zugesprochen, betonten die Experten. Die Registrierung als kirchliches Eigentum entspreche der geltenden Gesetzgebung, die auch von der sozialistischen Regierung unter Jose Luis Rodriguez Zapatero (2004-2011) nicht angetastet worden sei.
(APA/dpa/red)
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