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Weltuntergangsgefahr durch neuen Teilchenbeschleuniger?

Das Atomforschungszentrum CERN hat Befürchtungen zurückgewiesen, sein neuer Teilchenbeschleuniger könne eine Gefahr für die Menschheit darstellen.

Auch wenn in dem Large Hadron Collider (LHC) ab Mittwoch Schwarze Löcher erzeugt werden könnten, würden diese “mikroskopisch” klein sein und sich praktisch sofort wieder auflösen, schrieben CERN-Physiker in einer am Freitag veröffentlichten Studie im Fachblatt des Londoner Instituts für Physik.

Die Energie reicht demnach nicht aus, um die Schwarzen Löcher wie im All zu hungrigen Monstern werden zu lassen, die alles um sich herum verschlingen. Auch die Befürchtung, sogenannte seltsame Materie könne die Erde zu einem undefinierbaren Klumpen machen, sei unbegründet.

Der LHC ist in einem 27 Kilometer langen Tunnel an der schweizerisch-französischen Grenze installiert. Am Mittwoch sollen in dem Beschleuniger als erste Stufe der Inbetriebnahme erstmals Protonen ausgesendet werden. Dabei wird ein Strahl im Uhrzeigersinn und der zweite in Gegenrichtung auf die Reise geschickt. An vier Stellen in dem Ring können supraleitende Magneten die Strahlen ablenken, um die Protonengruppen in riesigen Kammern aufeinanderprallen zu lassen.

Die Physiker wollen dabei erforschen, was im subatomaren Bereich bei solchen Kollisionen passiert. Die entstehenden Trümmer können laut CERN einige der großen Fragen der Physik klären: Was die Masse in Teilchen ausmacht, die Schwerkraft und ob es Dimensionen außerhalb unserer erfahrenen Wirklichkeit gibt.

Gegner des Projektes um den Tübinger Biochemiker Otto Rössler befürchten jedoch unkontrollierte Reaktionen, die bis zu einem Weltuntergang führen könnten. Sie hatten versucht, den LHC-Start in letzter Minute durch eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu stoppen. Die Straßburger Richter verwarfen die Beschwerde jedoch am 29. August.

“Jede Kollision eines Protonenpaars im LHC wird so viel Energie freisetzen, wie beim Zusammenstoß von zwei Mücken entsteht”, schreiben die CERN-Experten. Folglich würden die im LHC erzeugten Schwarzen Löcher deutlich kleiner sein, als diejenigen, die aus dem Weltall bekannt seien. Und was die “seltsame Materie” angehe, belegten Daten aus dem Relativistic Heavy-Ion Collider am Brookhaven National Laboratory in New York, dass diese bei Teilchenkollisionen nicht entstehen werde.

Letztlich fänden Ereignisse wie in dem Teilchenbeschleuniger ständig auf der Erde statt, wenn diese auf ihrem Weg durch den Weltraum auf hochenergetische kosmische Strahlung stoße, hieß es in der Studie. “Die Natur hat bereits die Entsprechung von Hunderttausend LHC-Testprogrammen auf der Erde durchgeführt und der Planet ist noch immer da.”

Eine Gruppe von CERN-Experten hatte die Sicherheitsfrage schon im Jahr 2003 eingehend untersucht und dann grünes Licht gegeben. Frankreich hatte unabhängig davon seine Atomaufsicht mit einer Prüfung beauftragt und war zu demselben Ergebnis gekommen.

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