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Wellenklau am Bodensee

©VOL.AT/Bitriol/Canva
Mit einem selbstgebauten Board und viel Leidenschaft hat sich Jurij Scheibler aus Wolfurt auf die Surf Foil World Tour gekämpft – eine junge Sportart, die kaum jemand kennt – noch.

Fünf Jahre ist es her, dass ein Internetvideo das Leben des heute 21‑Jährigen schlagartig veränderte: „Ich sah dieses Video und habe mir gedacht: Das muss ich auch lernen.“ Der erste Blick auf die Preise für ein fertiges Foilboard war jedoch ernüchternd, also wünschte sich Scheibler kurzerhand zu Weihnachten einen Bausatz.

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Fliegen auf dem Wasser

Pump‑Foilen ist eine Sportart, bei der man mit einem Tragflügel‑Board über das Wasser gleitet, ganz ohne Wind oder Wellen – allein durch Muskelkraft. Ein spezieller Unterwasserflügel (Hydrofoil) hebt das Board, sobald der Fahrer durch eine rhythmische Auf‑und‑Ab‑Bewegung, das sogenannte „Pumpen“, Vortrieb erzeugt.

„Das Ganze funktioniert ähnlich wie bei einem Flugzeug: Durch Vortrieb erzeugt der Flügel Auftrieb. Sobald ich ‚fliege‘, hat das System kaum noch Widerstand, und ich kann mich mit verhältnismäßig wenig Energieaufwand fortbewegen“, erklärt Scheibler. „Man Startet von einem Steg oder Stein und los geht’s. Beim Pumpen entlastet man den Flügel, dann steigt er nach oben, lenkt ihn anschließend nach unten und belastet ihn wieder – so entsteht Vortrieb.“

Tüftler aus Leidenschaft

Dass sich der Unterländer bei internationalen Rennen gleich auf Anhieb behauptete, war fast ein Zufall. Im Jänner fuhr er zu seinem ersten World‑Tour‑Einsatz nach Düsseldorf – ursprünglich auf der Suche nach einer Praktikumsstelle bei einem Foil‑Hersteller – und schrammte mit Platz 4 nur knapp am Podest vorbei.

Ende Juni stand er erneut am Start: Am Gardasee sicherte er sich den starken zweiten Platz. Der nächste Tour‑Stopp findet vom 5. bis 7. September am heimischen Traunsee (OÖ) statt. Je nach Kurs und Bedingungen geht es oft im direkten Duell oder auf Zeit durch einen Parcours.

Jurij Scheibler (links) bei der Siegerehrung des World-Tour-Bewerbs am Gardasee. ©Privat

Maximale Geschwindigkeit, minimaler Aufwand

Was heute klein ist, soll groß werden – und dazu gehört auch das sogenannte „Wake Thieving“. Dabei nutzt man die Wellen vorbeifahrender Motorboote und gleitet mit diesen kilometerweit über den See. „Das ist wie Surfen, nur nicht am Meer, sondern vor der Haustür“, sagt Scheibler mit einem Lächeln. „Wenn man außer Atem ist, setzt man einfach ab, wartet auf die nächste Welle und fährt zurück.“

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Auch technisch kennt sich der begeisterte Wassersportler bestens aus. Beim Wake‑Thiefing verwendet man kein typisches Surfbrett, sondern ein sogenanntes Downwind‑Board, ähnelnd einem Kajak. Ziel ist es, mit minimalem Energieaufwand maximale Geschwindigkeit zu erzielen, um auch direkt aus dem Wasser starten zu können.

Ein großer Teil seiner Ausrüstung ist Eigenbau: „Ich mache so viel wie möglich selbst. Das spart Kosten, denn die eigenen Komponenten sind leider nicht besonders billig. Außerdem habe ich so volle Kontrolle und kann genau das Fahren, was ich mir ausdenke“, erklärt Scheibler. Neben dem täglichen Training auf dem Wasser tüftelt er am Computer, entwirft neue Flügel und Boards. Ab Herbst wird er in Wien Bioressourcenmanagement studieren und hofft parallel auf eine Entwicklungsstelle bei einem Foil‑Hersteller. Sein größter Wunsch: den Sport am Bodensee bekannter zu machen.

Gemeinsam auf derselben Welle

Trotz wachsender Beliebtheit bleibt Foilen am Bodensee eine Nischensportart. Der ehrgeizige World‑Tour‑Starter will das ändern – mit Kursen, Schnuppertagen und Öffentlichkeitsarbeit. „Ich hoffe, dass in zehn Jahren viele Leute gemeinsam übers Wasser gleiten. Am besten alle auf derselben Welle.“

(VOL.AT)

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