Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab es noch keinen Ausbruch. Allerdings wurden aus Auffanglagern im Süden Indiens trotz breit angelegter Immunisierungsmaßnahmen die ersten sporadischen Fälle von Masern und Windpocken unter Kindern gemeldet. Nach Angaben von Gesundheitssekretär P.K. Hota sei die Regierung darüber alarmiert.
Die UN haben am Samstag erneut vor Kindesentführungen aus den Flutgebieten gewarnt. Das Kinderhilfswerk (UNICEF) erklärte, es prüfe mindestens zwei Fälle von illegalen Adoptionen. Die nach dem Tsunami am 26. Dezember zu Waisen gewordenen Kinder müssten dringend registriert und unter die Obhut eines verantwortlichen Erwachsenen gestellt werden, forderte UNICEF-Direktorin Carol Bellamy.
Zu 404 Österreichern, die ihren Urlaub in einer der vom Tsunami betroffenen Regionen in Süd- und Südostasien verbracht haben, gab es am Samstag weiterhin keinen Kontakt. Das gab Astrid Harz vom Außenministerium bekannt. Am Freitag lag diese Zahl noch bei 488. In Thailand und Sri Lanka, wo die meisten Österreicher vermisst werden, hatte man nach aktuellem Stand noch von 257 Personen – gegenüber 313 von Freitag – weiterhin keine Nachricht (Thailand: 218, Sri Lanka: 39). Die Zahl der bestätigten Todesopfer lag bei zehn.
Auf Sri Lanka kam es erneut zu Spannungen zwischen der Regierung und den Rebellen der LTTE über die Kontrolle von Notlagern für Flutopfer. Die Rebellen wiesen energisch eine Entscheidung der Regierung zurück, Auffanglager im Norden und Osten unter die Kontrolle der Armee zu stellen, hieß es auf einer den Rebellen nahe stehenden Internetseite. Die Regierung hatte zuvor verkündet, das Militär mit der Verteilung von Hilfsgütern in den Lagern zu betrauen. Dabei hatte die Katastrophe anfangs die Differenzen zwischen Regierung und den Befreiungstigern von Tamil Eelam in den Hintergrund treten lassen.
Unterdessen versetzten Nachbeben die Überlebenden in Angst und Schrecken. Ein Beben der Stärke 5,2 auf der Richterskala erschütterte am Samstag die betroffenen Inseln der Nikobaren in Südindien. Über der Hauptstadt der Provinz Aceh ging am Samstagnachmittag ein schwerer Wolkenbruch nieder. Berge von Schlamm und Trümmern, die an den Straßenrändern aufgetürmt waren, fielen zusammen und rutschten auf die Fahrbahnen. Die Überlebenden in den Flüchtlingslagern suchten in Zelten Unterschlupf.
Die internationalen Hilfsbemühungen in den Katastrophenregionen gingen unvermindert weiter. Noch immer waren einige Regionen abgeschnitten. Durch verseuchtes Trinkwasser sind nach Meinung eines deutschen Experten über zwei Millionen Menschen in den Katastrophengebieten von einer Epidemie bedroht. Das Trinkwasser stellt für die Menschen in den Küstenregionen in den nächsten sechs bis acht Wochen eine akute Gefahr dar, sich anzustecken, sagte der Geologe und Hydrogeologe von der Universität Leipzig, Walter Gläßer.
Die Lieferung mit Trinkwasser, aufbereitet von Mitgliedern der Katastrophenhilfseinheit AFDRU (Austrian Forces Disaster Relief Unit) des Österreichischen Bundesheeres, in und um die Stadt Galle in Sri Lanka hat begonnen. Am Samstag wurde der erste Tankwagen befüllt, am Vortag brachten die Soldaten mit einem Geländeauto, auf dem ein Falttank errichtet wurde, Wasser in ein buddhistisches Kloster, berichtete Major Norbert Schartner vom Verteidigungsministerium. Insgesamt werden 77 Soldaten aus Österreich die Wasseraufbereitung sicherstellen. Zwei Anlagen laufen, zwei weitere werden demnächst installiert.
Am Samstag ist auch die Mammutaktion des Welternährungsprogramms zur Versorgung von bis zu zwei Millionen Überlebenden mit Nahrungsmitteln angelaufen, wie WFP-Direktor James Morris mitteilte. Bei der zunächst für sechs Monate angesetzten Aktion stünden Schwangere, stillende Mütter sowie Kleinkinder im Mittelpunkt. Wir werden die Lebensmittel mit Lastwagen, Kähnen, Schiffen, Hubschraubern und großen Flugzeugen verteilen, erklärte Morris.
Die von der Flutkatastrophe betroffenen Länder erhalten einen Schuldenaufschub. Das Moratorium der G7-Staatengruppe soll den Ländern umgerechnet etwa 4,3 Milliarden Euro an Rückzahlungen pro Jahr ersparen, sagte der britische Finanzminister Gordon Brown am Freitag dem Rundfunksender BBC. Großbritannien hat derzeit den Vorsitz der G7, zu denen auch Deutschland, die USA, Kanada, Frankreich, Italien und Japan gehören.
Unterdessen wurde Kritik laut, dass die Besuche ausländischer Würdenträger wie UN-Generalsekretär Kofi Annan und US-Außenminister Colin Powell die Arbeit der Hilfsorganisationen behindert hätten. Aus Sicherheitsgründen sei der einzige Flughafen in Banda Aceh wegen der Besuche vorübergehend geschlossen worden. Das habe Hilfslieferungen verzögert, erklärte der pakistanische Major Murad Khan, Sprecher eines 220 Mann starken Helferteams aus Militärärzten und Ingenieuren.
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