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Wasserfälle im "Big Apple" sind Touristenmagnet

Wer erinnert sich nicht an die safrangelben Stoffbahnen, mit denen die Künstler Christo und Jeanne-Claude den Central Park von New York 2005 in ein Paradies der Fantasie verwandelten?

Jetzt will die ehrgeizige Millionenmetropole mit einem neuen Mammutprojekt an diesen Erfolg anknüpfen. Der in Deutschland lebende dänische Künstler Olafur Eliasson hat in der Stadt vier riesige künstliche Wasserfälle installiert. Bis zum 13. Oktober sollen sie die Spannung zwischen dem Lebenselement Wasser und der Betonwüste Manhattans symbolisieren, einen neuen Blick auf die von Meer und Flüssen umschlossene Stadt ermöglichen – und vor allem Touristen anlocken.

“Die New Yorker haben Wasser immer für selbstverständlich gehalten”, sagt der mehrfach preisgekrönte Aktionskünstler. “Jetzt können sie sich auf so etwas Episches wie einen Wasserfall einlassen, den Wind sehen und seine Schwerkraft spüren.” Und Bürgermeister Michael Bloomberg, der am Donnerstag gemeinsam mit Eliasson den Startschuss für die Aktion gab, sprach von einem Signal auch für Künstlergeneration von morgen. “New York ist ein Platz, an dem man große Ideen umsetzen kann.”

Seit zwei Jahren hat Eliasson mit einem ganzen Stab von Ingenieuren, Wissenschaftlern, Tauchern und Umweltexperten die vier gewaltigen Gerüste geschaffen, von denen dank eines umweltfreundlichen Pumpsystems die sprühenden Wasserkaskaden herunterfallen – insgesamt mehr als 150.000 Liter pro Minute. Die beiden höchsten Anlagen sind mit über 35 Metern etwa so hoch wie die Freiheitsstatue und nur gut um ein Viertel niedriger als die Niagara-Fälle. Die Installationen stehen an vier verschiedenen Orten am East River vor dem Südzipfel Manhattans. Sie sollen täglich von früh bis spät laufen und nach Sonnenuntergang beleuchtet werden. Sogar die legendäre Brooklyn Bridge bekam ihren eigenen Wasserfall.

Etwa 15 Millionen Dollar (fast 10 Millionen Euro) kostet das Projekt, das die gemeinnützige Kunstorganisation Public Art Fund gemeinsam mit der Stadt angeschoben hat. Das Geld kommt überwiegend von privaten Spendern, auch Bloombergs Finanzdatenkonzern hat sich kräftig beteiligt. Im Gegenzug erhofft sich die Stadt einen Touristenansturm, der mindestens 55 Millionen Dollar Mehreinnahmen in die Kassen bringen soll. “Das Projekt verspricht einen großen Schub für unsere lokale Wirtschaft”, meint Bloomberg. “Und das Geld wird direkt in die Taschen der hart arbeitenden New Yorker wandern.”

Ob die Rechnung aufgeht, muss sich zeigen. Kritiker fürchten, die Wasserfälle könnten weit weniger Magnetwirkung auf Bürger und Besucher haben als vor drei Jahren das safrangelbe Fahnenmeer im Central Park. Damals waren schätzungsweise 254 Millionen Dollar zusätzlich in die Stadtkassen geflossen. Auch diesmal will die Tourismusbranche mit speziellen Wasserfall-Reisen, Boots- und Radtouren für den notwendigen Marketing-Wirbel sorgen.

Der Name Eliasson sichert der Stadt jedenfalls Aufmerksamkeit. Der 1967 geborene Däne hat schon mehrfach mit gigantomanischen Aktionen für Schlagzeilen gesorgt. So färbte er bei dem Projekt “Green River” (1998 bis 2001) mehrere Flüsse weltweit mit grünem Farbstoff ein. Sein “Wetter-Projekt” 2003 im Londoner Kunsttempel Tate Modern, bei dem er eine künstliche Sonne und Nebelschwaden schuf, zog innerhalb von einem halben Jahr mehr als zwei Millionen Besucher an. Die Wasserfälle seien ein Stück öffentliche Kunst, sagte er bei der Eröffnung. “Jetzt ist es nicht mehr mein Kunstwerk. Jetzt ist es ein Teil der Stadt.

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