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Was im geheimen Corona-Bericht des Landes steht

Lehren aus der Corona-Pandemie: Was das Land Vorarlberg heute anders machen würde.
Corona-Bericht nun doch veröffentlicht

Das Land Vorarlberg wollte den "Corona-Bericht" - die Neue berichtet zuerst - eigentlich nicht veröffentlichen. VOL.AT liegt der Bericht nun ebenfalls vor. Unter Berücksichtigung des aktuellen Wissensstandes und basierend auf dem "Corona-Bericht" des Landes Vorarlberg sind verschiedene Aspekte hervorgehoben worden, bei denen das Land Vorarlberg im Rückblick auf die Corona-Pandemie anders gehandelt hätte.

Der Bericht hebt auch die erfolgreichen Maßnahmen und bewährten Ansätze hervor, die während der Krise zum Tragen kamen.

  • Eine der Haupterkenntnisse ist, dass flächendeckendes Distance Learning an Schulen nicht mehr durchgeführt würde. Stattdessen wäre es das Ziel, das Vereinsleben für Kinder und Jugendliche aufrechtzuerhalten, da die Auswirkungen des Verzichts auf ihren Lebensraum, wie Kindergarten, Schule und Vereine, enorm waren. Darüber hinaus sollte es keine strengeren Maßnahmen für Schulen geben als für andere Bereiche der Gesellschaft.
  • Die Einführung einer Impfpflicht oder die Ausgrenzung von Einzelpersonen hätte nachweislich negative Folgen gehabt. Die allgemeine Impfpflicht als Alternative für einen weiteren Lockdown habe mehr Schaden angerichtet als genutzt. Die Inkraftsetzung einer Impfpflicht war erst möglich, als das Gesundheitssystem bereits am Limit war, was zu großem Widerstand in der Bevölkerung und Verunsicherung führte. Ebenso haben spezifische Maßnahmen, wie ein "Lockdown für Ungeimpfte", zu viel Widerstand, Unverständnis und Spaltungen in der Bevölkerung geführt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die verbesserte Kommunikation während einer Krise.

  • Klarere Regeln und vertrauenswürdige Informationsquellen sind von großer Bedeutung. Die Einrichtung einer zentralen und verlässlichen Kommunikationsplattform, die die gültige Rechtslage, entsprechende Bestimmungen, FAQs, die aktuelle Lage und operative Tools bereitstellt, wäre ein wichtiger Schritt. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Informationen verständlich, verfügbar und gefiltert sind, um eine Überflutung zu vermeiden.

Expertenstab

Der Bericht schlägt vor, einen dauerhaften Expertenstab im Bereich Gesundheit einzurichten, der die Landesregierung berät und auch Gegenargumente und Alternativen sammelt und sorgfältig prüft. Klare zentrale Ansprechpartner sollten für Gemeinden, Sozialpartner und andere relevante Gruppen eingerichtet werden.

Gesundheitskompetenz

Des Weiteren sollte die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gestärkt werden, um eigenverantwortliches Handeln und ein besseres Verständnis für medizinische Forschung zu ermöglichen. Statt Ressourcen im Gesundheitssystem vorzuhalten, sollte die Resilienz der Strukturen gestärkt und bei Bedarf schnell reagiert werden, um die Regelversorgung bestmöglich aufrechtzuerhalten.

©Foto: Mit KI generiert

Was nicht effektiv war

Im Rückblick wurde erkannt, dass die Quarantänestellung von Gemeinden oder Gebieten ineffektiv war, um die Ausbreitung einzudämmen. Auch die Unterteilung innerhalb von Gemeinden mit unterschiedlichen Regelungen für die Bevölkerung war nicht nachvollziehbar. Daher würde man von solchen Maßnahmen absehen.

Unterstützung für das Gesundheitspersonal

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Unterstützung des Gesundheitspersonals. Es sollte mehr Fokus auf die Belastungen gelegt werden, denen die Mitarbeiter in allen Systemen ausgesetzt sind. Eine dynamische Personalplanung und Dienstplanflexibilität sowie eine gute Kommunikation mit allen Beteiligten wären dabei entscheidend. Zusätzlich sollten Hilfsangebote wie Supervision bereitgestellt werden, und alternative Maßnahmen zu betrieblichen Lockdowns sollten geprüft werden.

Rückzahlung von Verwaltungsstrafen?

Im Bericht wird auch die Frage der Rückzahlung von Verwaltungsstrafen angesprochen. Vorarlberg plant keine Rückzahlungen von Strafen, auch nicht für Verordnungen, die nachträglich aufgehoben wurden. Es wird jedoch empfohlen, die Verordnungspolitik des Bundes zu überdenken.

Starker Zusammenhalt und starke Netzwerke in Vorarlberg

Neben den genannten Aspekten wurden auch die Erfolge und bewährten Ansätze während der Pandemie hervorgehoben. Der Zusammenhalt in Vorarlberg, die Kooperationskultur und die starken Netzwerke haben sich als enorm wertvoll erwiesen. Die eigenen Strukturen des Landes, insbesondere die Landesverwaltung, zeichneten sich durch hohes Engagement und Lösungskompetenz aus.

Modellregion Vorarlberg

Die Vorarlberger Modellregion hat sich als sehr erfolgreich erwiesen, da regionale Spielräume genutzt wurden. Es wird empfohlen, einen Lösungswettbewerb durch den Föderalismus zu ermöglichen. Die Stabsstruktur, bestehend aus dem landesweiten Krisenstab und den Fachstäben, hat sich ebenfalls bewährt, und es wird empfohlen, regelmäßige Krisenszenarienübungen durchzuführen.

Task Forces und Fachstäbe

Die Flexibilität in Beratungs- und Entscheidungsstrukturen hat sich als besser erwiesen als starre Pläne. Der Einsatz von systemübergreifenden Task Forces und Fachstäben, insbesondere in Krankenhäusern und im niedergelassenen Bereich, ermöglichte einen laufenden Austausch über Videokonferenzen, um flexibel auf die jeweilige Lage reagieren zu können. Stufenpläne, die bestimmten Maßnahmen bei erreichten Belagszahlen zugeordnet waren, sowie eine zentrale Koordination von Intensivbetten haben sich als hilfreich erwiesen.

Impfen, Testen ...

Die Vorarlberger Strukturen im Bereich Impfen, Testen, Medikamentenabgabe und mobile Teams haben sehr gut funktioniert. Das breite und niederschwellige Testangebot hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen. Darüber hinaus wurden die Daten im Gesundheitsbereich ausgebaut, um laufende Auswertungen zu ermöglichen.

Kooperation mit Tirol

Die Einrichtung regionaler Ein- und Ausreisestationen für Nachweise von Testungen und Impfungen hat die Inanspruchnahme der Bevölkerung erhöht, solange das Gebiet nicht zu groß gewählt wurde. Die Kooperation mit Tirol bei der Einrichtung einer Long-Covid-Koordinationsstelle war erfolgreich.

Erfolgsfaktor

Ein weiterer großer Erfolgsfaktor war die enorme Hilfsbereitschaft und Einsatzbereitschaft von Freiwilligen und Systempartnern. Die Bereitschaft zur Unterstützung war eine große Stärke in Vorarlberg. Besonders hervorzuheben ist die zentrale Versorgung von Infrastrukturen wie Alten- und Pflegeheimen sowie Behinderteneinrichtungen. Diese Maßnahme war notwendig und hat sich positiv ausgewirkt.

Der Bericht schließt mit dem Appell, aus den Erfahrungen der Corona-Pandemie zu lernen und die identifizierten Lehren in zukünftige Krisenbewältigungsstrategien zu integrieren. Das Land Vorarlberg erkennt den Wert des Zusammenhalts, der Flexibilität und der regionalen Spielräume und möchte diese Elemente auch in Zukunft stärken.

Transparente Kommunikation

Es ist klar geworden, dass eine transparente Kommunikation, klare Regeln und verlässliche Informationsquellen von entscheidender Bedeutung sind. Zudem sollten Entscheidungen in enger Zusammenarbeit mit Expertengremien getroffen werden, die verschiedene Standpunkte berücksichtigen und Alternativen prüfen.

Vorarlberg hat bereits einige Maßnahmen umgesetzt, um auf zukünftige Krisen besser vorbereitet zu sein, aber der Bericht gibt weitere Impulse, um die Resilienz und Effektivität der Krisenbewältigungsstrategien weiter zu steigern.


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