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Was du nicht siehst

Der Wald ist düster, die Seele auch und die Stimmung sowieso: Der 17-jährige Anton (Ludwig Trepte) reist mit seiner Mutter (Bibiana Beglau) und deren Lebensgefährten (Andreas Patton) an den Atlantik - der Versuch einer Annäherung nach dem Selbstmord des Vaters. Im Gepäck reisen jedoch die Dämonen der Vergangenheit mit an die Küste.
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Mit “Was Du nicht siehst” legt der 1970 in Amstetten geborene Regisseur Wolfgang Fischer sein Spielfilmdebüt vor, an seiner Seite mit Martin Gschlacht einer der renommiertesten Kameramänner Österreichs. Ab Freitag in den heimischen Kinos.

Vor Ort werden die Reisenden von wildromantischer Landschaft empfangen, die sie aus einem Mies-van-der-Rohe-Pavillon heraus betrachten. Gschlacht inszeniert einen lichtdurchfluteten, stilisierten Wald und raue Strandszenerien, die im seltsam unverorteten Ferienhaus ihr Pendant finden. Der damit eröffnete Kontrast wird prolongiert in der Gegenüberstellung jung-rebellischer Energie mit der ruhigeren, leicht sterileren Welt der Erwachsenen.

Die eigentlichen Konflikte zwischen den Protagonisten und jene, welche die Personen jeweils mit sich selbst ausfechten müssen, bleiben allerdings unausgesprochen. Die bewegliche Kamera bleibt an den Figuren, zeigt diese in ruhiger Muse, verwehrt jedoch vermeintlich den Blick auf das Wesentliche, auf das was man nicht sieht. “Was Du nicht siehst” bleibt aber nicht lange verborgen.

So trifft Anton schließlich das Paar David (Frederick Lau) und Katja (Alice Dwyer), das sich im Nachbarbungalow eingenistet hat. Wild, brutal, unberechenbar, mutig – David ist all das, was Anton nicht ist und vermisst, während Katja dies potenziert und mit erotischer Nähe auflädt, zumal dann, als sich herauskristallisiert, dass beide Geschwister sind. Die Gewalt lässt allerdings nicht lange auf sich warten. Somit setzt Fischer in mehrfacher Hinsicht das altbekannte Motiv des bösen Zwillings in die lakonisch gestaltete Landschaft.

Auf Schockeffekte verzichtet die Inszenierung dabei weitgehend. Wenn es gruselig wird, bereitet Komponist Wilhelm Stegmeier den Zuschauer mit ätherischem Knabenchor darauf vor. Passend zu Beginn der Urlaubssaison kommt mithin ein luftiger Sommerthriller, ein dunkel-symbolistisches Psychogramm und eine lapidare Gewaltstudie in einem ins Kino. “Was Du nicht siehst” ist nichts, was man so nicht schon gesehen hat – aber auch nichts, was man nicht sehen sollte. (APA)

www.was-du-nicht-siehst.de

 

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