Warum der Teller in der Mikrowelle oft heißer ist als das Essen – ein physikalisches Phänomen erklärt
Wer sich schon einmal die Finger am Teller aus der Mikrowelle verbrannt hat, während das Essen noch lauwarm oder gar kalt war, kennt das Problem: Das Gerät piept, der Hunger ist groß, doch der erste Bissen enttäuscht. Warum also wird der Teller so heiß – und das Essen nicht?
Mikrowellen: Wie sie funktionieren
Mikrowellen arbeiten mit elektromagnetischen Wellen, die eine Frequenz von rund 2,45 Gigahertz haben. Das Bundesamt für Strahlenschutz erklärt: Diese Strahlung bringt Wassermoleküle in Bewegung – je stärker die Moleküle schwingen, desto mehr Hitze entsteht. Dabei wird aber nicht das Essen als Ganzes erhitzt, sondern vor allem die darin enthaltene Flüssigkeit.
Physiker Dr. Kay-Michael Voit vom Max-Planck-Institut in Bonn bringt es gegenüber SWR3 auf den Punkt: "Die Wärme entsteht durch die Bewegung unzähliger winziger Teilchen." Das klingt einfach – führt aber in der Praxis oft zu ungleichmäßigem Erwärmen.
Warum ist der Teller heißer als das Essen?
Der Grund dafür liegt oft im Material des Tellers. Viele Teller aus Keramik oder Steingut haben mikroskopisch kleine Risse in der Glasur. In diesen feinen Spalten kann sich Wasser ansammeln – etwa aus dem Spülvorgang oder durch Restfeuchte aus der Herstellung. Laut SWR dringen Mikrowellenstrahlen genau in diese Risse ein und erhitzen das dort eingelagerte Wasser besonders schnell. Die Wärme verteilt sich anschließend rasch in der Keramik.
"Es braucht deutlich mehr Energie, um das Essen zu erwärmen als den Teller", so Dr. Voit weiter. Und genau deshalb kann das Geschirr schon brennheiß sein, während das Innere des Essens noch nicht einmal warm ist.
Warum bleibt das Essen oft kalt?
Die Mikrowellenstrahlung dringt nur wenige Zentimeter tief in Lebensmittel ein – meist zwei bis drei. Das führt dazu, dass sich zuerst die obersten Schichten erwärmen. Vor allem bei dichten oder gefrorenen Speisen wie Lasagne oder Aufläufen dauert es deutlich länger, bis die Hitze auch im Inneren ankommt.
Wer nicht umrührt oder das Essen nach dem Erwärmen kurz stehen lässt, läuft Gefahr, außen heiße und innen kalte Speisen auf dem Teller zu haben. Wärmeleitung braucht eben ihre Zeit – auch in der Mikrowelle.
Welches Geschirr eignet sich für die Mikrowelle?
Dr. Voit empfiehlt, auf das richtige Material zu achten:
- Glas oder Porzellan: Enthalten kaum Restwasser und erwärmen sich daher weniger stark.
- Keramik mit intakter Glasur: Unbedenklich, solange keine Risse vorhanden sind.
- Steingut: Besonders unglasiertes Steingut kann sehr heiß werden, da es viel Wasser speichert.
Die Apotheken Umschau warnt ausdrücklich davor, unglasiertes oder beschädigtes Steingut in der Mikrowelle zu verwenden. Im schlimmsten Fall kann das gespeicherte Wasser das Gefäß sogar sprengen.
So wird das Essen gleichmäßig warm
Der beste Trick gegen kalte Kerne: das Essen flach auf dem Teller verteilen und während des Erwärmens ein- bis zweimal umrühren. Nach Ablauf der Garzeit hilft es zudem, die Speise noch ein bis zwei Minuten ruhen zu lassen. So kann sich die Hitze besser im Inneren verteilen.
Das sorgt nicht nur für durchgehend warme Mahlzeiten – sondern schont auch die Finger beim Herausnehmen des Tellers.
(VOL.AT)
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