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Warth will Trendwende herbeiführen

Wo vor rund 120 Jahren der Warther Pfarrer Skifahren lernte, setzt die Gemeinde jetzt unterhalb des alten Pfarrhofs einen Meilenstein ihrer Entwicklung.
Wo vor rund 120 Jahren der Warther Pfarrer Skifahren lernte, setzt die Gemeinde jetzt unterhalb des alten Pfarrhofs einen Meilenstein ihrer Entwicklung.
Gemeinnütziger Wohnbau soll den dramatischen Bevölkerungsrückgang endlich stoppen.

Warth. (stp) Seit drei Jahren ist die ehemalige Volks- und Hauptschule Warth verwaist – statt Schulbeginn war im Herbst 2011 „Schulschluss“, nur noch sechs Kinder waren schulpflichtig und Besserung nicht in Sicht, denn der „Kinderschwund“ setzte sich auch im Kindergarten fort. Die seltsame „Eigenständigkeit“ von Lechleiten und Gehren (wo ebenfalls eine Kleinstschule mit einer Handvoll Kindern besteht) tat ein Übriges.

Diesmal nachhaltig

Viele Jahre lang besuchten auch die Kinder aus der Tiroler Nachbarschaft die Schule in Warth – das war sinnvoll, denn die Siedlungen Gehren und Lechleiten sind Ortsteile von Steeg – und Steeg liegt rund zehn Kilometer entfernt. Da war der Schulweg nach Warth einfacher. Bis in Lechleiten eine eigene Volksschule eingerichtet wurde. Ob mit oder ohne die Kinder aus der Tiroler Nachbarschaft – schwankende Schülerzahlen gab es in Warth immer wieder. In den 80er-Jahren unterrichtete der langjährige Bürgermeister und Schulleiter Meinrad Hopfner ein Jahr lang auch nur noch vier Kinder. Aber die Perspektiven waren günstig. So günstig, dass wenige Jahre später sogar eine Hauptschule eingerichtet werden konnte und ein neues Schulhaus samt Kindergarten gebaut wurde. Warth hatte damals über 200 Einwohner und als die Schule vor gut 20 Jahren eröffnet wurde, sorgten 40 Kinder im wahrsten Sinne für Leben im Haus. Doch es wurden stetig weniger, die Kinderzahl schrumpfte analog der Einwohnerzahl und aktuell gibt es keine Schule mehr, statt 214 Einwohner sind es noch weniger als 170 – eine dramatische Entwicklung, denn es zeichnet sich keine Besserung zum Guten ab, die Bevölkerungsentwicklung in Warth ist keine Wellenbewegung, kein stetes Auf und Ab mehr, sondern ein nachhaltiger dramatischer Rückgang, der die Alarmglocken schrillen lässt.

Wohnraum als Schlüssel

Die Gemeinde hat jetzt einen wichtigen Schritt zum Gegensteuern getan: Unterhalb des denkmalgeschützten alten Pfarrhofs entsteht eine kleine Wohnanlage mit acht Einheiten. Die VOGEWOSI errichtet ein für Warther Verhältnisse „gigantisches“ Mietwohnungsprojekt. Bezogen auf die Einwohnerzahl der Gemeinde bedeuten diese acht Wohnungen nämlich Wohnraum für mehr als ein Zehntel der aktuellen Bevölkerung – so als würde beispielsweise Dornbirn 5000 Mietwohnungen dazu bauen.

Familien: Hauptwohnsitze

Für den Warther Bürgermeister und die Gemeindemandatare geht es nicht nur darum, der Warther Jugend leistbares Wohnen in der Heimatgemeinde zu schaffen, man will vielmehr auch Familien von auswärts nach Warth holen. Arbeitnehmern, die bisher nach Warth gependelt sind, ganz nach Warth zu holen. Und hier gibt es ein riesiges Potenzial – bis zu 600 Mitarbeiter sind in den Tourismusbetrieben tätig. Angesichts deren Investitionspläne werden es schon in absehbarer Zeit noch um einiges mehr sein.

Ein erster Schritt

Voraussetzung dafür ist jedoch attraktiver und leistbarer Wohnraum – das jetzt in Angriff genommene Projekt der VOGEWOSI ist ein erster Schritt. Nicht umsonst hat sich für die Realisierung auch der Warther Pfarrkirchenrat mit seinem Obmann Hubert Strolz stark gemacht und es ermöglicht, dass die VOGEWOSI von der Pfarre den notwendigen Grund erwerben konnte. Es ist übrigens „historischer Boden“, denn hier hat Pfarrer Müller vor rund 120 Jahren auf dem Bühel unterhalb seines Pfarrhofs erste Gehversuche als Alpinskiläufer gemacht und damit den Skilauf an den Arlberg und Hochtannberg gebracht. Jetzt soll auf „Pfarrers Skibühel“ wieder ein Meilenstein gesetzt werden: Es soll der Start zu einer nachhaltigen Trendwende werden. Und noch eine Symbolik liegt in diesem Standort: praktisch in Rufweite steht das verwaiste Schulhaus samt Kindergarten. Die kleine Wohnanlage soll auch ein erster und wichtiger Schritt dazu sein, dass es in absehbarer Zeit auch möglich sein wird, Kindergarten und Schule wieder zu eröffnen.

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