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Wanda-Manager Stefan Redelsteiner im Interview: "Es geht ja nur um Musik"

Der Erfolg von Wanda nahm seinen Lauf.
Der Erfolg von Wanda nahm seinen Lauf. ©EPA
Sie waren das heimische Popphänomen des Jahres: Die Wiener Band Wanda hat mit zwei Alben die Hitparaden dominiert, ausverkaufte Konzerte landauf, landab gespielt und mit ihrem Schmäh nicht zuletzt Deutschland erobert. Mitverantwortlich dafür war auch Stefan Redelsteiner - der Manager der Band im Gespräch über "Indie-Diktatur", Erfolge und kommende Pläne.
Wanda 2016 in der Burg Clam
Wanda live in der Arena Wien

Der Manager freut sich klarerweise über den Erfolg, hält gleichzeitig aber auch fest: “Es geht ja nur um Musik.” Diese Worte richtet der frühere Betreiber von Problembär Records, wo mit “Amore” das Debüt von Wanda erschienen ist, an die “Indie-Diktatur-Verfechter, die, sobald man mehr als 1.000 Tickets verkauft, beginnen, ihre eigenen Fans zu hassen”.

Solch starren Ansichten kann Redelsteiner nichts abgewinnen. “Man sollte das alles nicht so ernst nehmen.” Für ihn stehen nach wie vor die Musik und der Spaß im Fokus, betonte er. “Ich habe das Label damals ja nicht aus Geldgründen gestartet, sondern um mein Hobby als Musik-Nerd zu befriedigen.”

Pop-Entdeckungen aus Wien

Zu den ersten “Entdeckungen” gehörte etwa der Nino aus Wien, weitere Acts folgten. “Das hat alles viel schneller viel besser funktioniert, als ich mir am Anfang gedacht habe”, blickte Redelsteiner auf den Beginn von Problembär zurück. “Natürlich ist es nun mein Hauptberuf geworden und auch Geld spielt eine Rolle. Aber umso mehr sollte man sich auf seinen Riecher verlassen. Jetzt ist es eben ein Business.” Vor allem ein erfolgreiches: Wanda sind mittlerweile beim Major Universal Music gelandet, Redelsteiner hat eine Managementagentur gegründet. Zuvor hieß es neben der Tätigkeit für sein Label meist nur “Callcenter oder AMS”, wie er grinsend anmerkte.

Angesprochen auf die Rahmenbedingungen in Österreich, als er 2007 das Label startete, meinte Redelsteiner knapp: “Es war Wilder Westen. Vielleicht ist es immer noch so, nur dass man sich daran gewöhnt hat. Aber es gab keine Regeln.” Ein paar Anmeldungen und jeder könne dabei sein. “Was man daraus macht, ist wieder eine andere Frage.” In den ersten Jahren sei das bei ihm auch im “Kleinstunternehmerbereich” gewesen, “daher war vom wirtschaftlichen Know-how und buchhalterisch nicht viel zu wissen. Das alles ist modulartig mehr geworden – wie in einem Computerspiel, wo man in das nächste Level mit einem schwereren Endgegner kommt. Per Crashkurs bin ich dann in den letzten Jahren zu einem Menschen geworden, der sich mit Wirtschaft auskennt.”

Die Erfolgsgeschichte Wanda

Muss man wohl auch, immerhin haben Wanda mit ihren Alben Gold- und Platinauszeichnungen eingeheimst – keine ganz alltägliche Angelegenheit für heimische Acts. “Natürlich habe ich gerechnet, dass es erfolgreich werden kann”, rekapitulierte Redelsteiner seine erste Begegnung mit der Band im Club Celeste. “Ob in dieser Dimension, ist wieder eine andere Frage. Sie haben aber schon damals ‘large than life’ geklungen und ausgesehen. Da waren alle Hits da. Und ich dachte nur: He Stefan, halt dich fest. Dein Leben wird sich verändern.”

Von Beginn an habe es zwischen der Band und ihm einen Konsens gegeben: Der Sprung in den Mainstream war das Ziel. “Wir hätten alles andere als ein Scheitern angesehen. Es ging uns um die erste Liga, um Bands wie Ja,Panik! einzuholen. Sonst wären wir enttäuscht gewesen. Das ist ja nicht blanker Karrierismus oder Opportunismus, der Wanda von Indie-Leuten oft vorgeworfen wird. Aber die realistische Planung, dass es erfolgreich werden kann, die hatten wir”, so Redelsteiner. “Weil wir keine Idioten sind!”

Und so setzen sich Band und Manager mittlerweile neue Ziele: Am 22. April konzertiert man in der Wiener Stadthalle, was das ausverkaufte Gasometer-Konzert noch mal deutlich in den Schatten stellen dürfte. “Wir haben diese kalte, sterile, große Location mit einem so schönen Geist gefüllt, dass ich dachte, das müssen wir jetzt toppen.” Ansonsten werde man das Tempo aber ein bisschen drosseln, wie Redelsteiner angesprochen auf das dritte Album sagte. “Nur weil es schon fast fertig ist, wollen wir das nicht sofort nachschießen. Der Plan wäre, es im Frühjahr 2017 rauszubringen.”

Der “Vibe” muss stimmen

Der knappe Abstand zwischen “Amore” und “Bussi” von gerade mal zwölf Monaten sei aber sehr wohl Absicht gewesen. “Unsere Taktik war, die Leute mit offenem Mund dastehen zu lassen. Zack, zack, zack!”, schmunzelte Redelsteiner. Zudem seien die Songs quasi zum selben Zeitpunkt entstanden, “es wirkte wie ein Nachschlag”. Für Album Nummer drei darf man sich aber einen neuen Sound erwarten: “Es wird anders klingen, weshalb wir auch ein bisschen länger warten wollen.” Und das Vertrauen zwischen Band und Manager scheint jedenfalls zu passen. “Beim ersten Treffen ging die Tür zum Proberaum auf und der Gitarrist hat mich sofort, extrem betrunken mit einer halb leeren Flasche Whiskey in der Hand, umarmt und geküsst. Das hat den Vibe vorgegeben, den wir bis heute haben.”

(Christoph Griessner/APA)

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