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"Flüchtling werden - iPhone holen. Mit diesem Trick klappt es!“

Seit Dienstag zeigt es solche Werbungen auf Facebook an.
Seit Dienstag zeigt es solche Werbungen auf Facebook an. ©Screenshots Facebook
Wer zurzeit durch seinen Facebookfeed scrollt, dem könnten Sätze begegnen wie: "Flüchtling werden -  iPhone holen. Mit diesem Trick klappt es“, "Migrantenkinder sind Schuld an Österreichs schlechten PISA-Ergebnissen" oder "Ausländerkinder tragen die Gewalt in unsere Schulen“.
Wächter der Wahrheit

Verbreitet werden diese Statements von einer Seite, welche sich selbst “Wächter der Wahrheit” nennt. Wenn man dann dem Link im Post folgt, landet man auf einer Webseite bei dem einem der Schriftzug: “Jetzt einen Euro spenden und einen Flüchtling abschieben! Eine Abschiebung kostet 3000 Euro. Für die nächste Abschiebung fehlen nur noch 642 Euro.”

Alles nur “Fake”?

Weiter unten in einer kleineren Schrift: “Du hast es nicht geglaubt, oder? Wir schieben niemanden ab. Aber deine Spende kann etwas viel Besseres …” Also alles nur Satire? Wer auf weiterlesen klickt erkennt schnell, dass es sich um eine Seite des Roten Kreuzes handelt. Weitere Fakten auf der Seite titeln mit Gratis-Smartphones für Flüchtlinge oder mit dem Verschwinden der deutschen Sprache von den österreichischen Straßen. Auf Facebook erhält die Seite durchaus Kritik aufgrund von Hetze. (Update: der betreffende Post wurde inzwischen gelöscht.)

Rotes Kreuz betreibt Seite

Hinter der Fake-Fake-News-Seite steht das Österreichische Rote Kreuz, wie auch im Impressum der Seite ausgewiesen wird. Seit Dienstag testet man nun, wie die Seite bei der Zielgruppe ankommt. “Wir haben nicht den Anspruch, Millionen an Nutzer zu erreichen, sondern herauszufinden, ob dies ein Zugang zu Faktencheck sein kann”, erklärt Gerald Czech vom Onlineteam des Roten Kreuz. Man werde zwar kaum Verschwörungstheoretiker überzeugen, aber eventuell jene erreichen “die nicht wissen, was richtig oder falsch ist, jene, die sagen ‘vielleicht stimmt es, vielleicht auch nicht'”.

Zweifelnde Menschen zu erreichen

Es gab bereits mehrere Versuche, hate speech und Fake News mit Faktenseiten zu bekämpfen. Ein solcher Versuch war die Stammtisch-App, die Fakten zu den üblichen  liefern sollte. Erstellt wurde die App von einer breiten Allianz von Hilfsorganisationen. “Wir haben aber festgestellt, dass wir damit nur jene Personen erreichen, die diese Informationen bereits schon haben.” Ähnliches gilt auch für die Informationen auf den eigenen offiziellen Webseiten.

Pilotprojekt im Test

“Wächter der Wahrheit” stelle nun ein Pilotprojekt dar, mit der nun neue Änsatze versucht werden sollen. “Alle Themen sind Dinge, die so bereits kursieren”, betont Czech. Diese würde man überspitzt in der Optik und Stil von ähnlichen Seiten aufgreifen, jedoch mit Verweis auf Quellen wie Nachrichtenseiten. “Uns ist wichtig, nicht mit dem Zeigefinger zu kommen, sondern die Informationen aus unserer Sicht mit den Quellen darzustellen.”

Caritas Vorarlberg: Unkonventionelle Wege zum Dialog

claudio-tedeschi
claudio-tedeschi
Bei der Caritas Vorarlberg, die in Vorarlberg das Gros der Flüchtingsunterkünfte betreut, sieht man den Versuch durchaus positiv. “Es passiert schnell, dass man etwas weiterverlinkt, ohne die Quelle zu hinterfragen”, betont Caritassprecher Claudio Tedeschi. “Es ist wichtig, Menschen zu sensibilisieren und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Das erfordert auch, durchaus unkonventionelle Wege zu gehen.” Aus seiner Sicht versuche die Seite nicht, ihre Leser hinters Licht zu führen. Er ist neugierig, welche Reaktionen die Seite hervorrufen wird.
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