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VW-Dieselskandal schlägt immer höhere Wellen

Offenbar Software zum Bestehen der Abgastests entwickelt
Offenbar Software zum Bestehen der Abgastests entwickelt
Die Affäre um manipulierte Abgastests bei VW-Dieselwagen in den USA schlägt immer höhere Wellen. Die Talfahrt der Volkswagen-Aktie setzte sich auch am Dienstag unvermindert fort. Bis zum späten Vormittag sackte die Vorzugsaktie der Wolfsburger an der Börse in Frankfurt um weitere knapp sechs Prozent ab. Die Affäre zwang Europas größten Autobauer zu Mittag zu einer Gewinnwarnung.
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VW-Chef und Aktie unter Druck
VW gibt Abgasmanipulation zu

Deshalb würden im dritten Quartal rund 6,5 Milliarden Euro “ergebniswirksam zurückgestellt”, teilte VW am Dienstag in Wolfsburg mit. Dadurch werde das Ergebnis im laufenden Jahr geschmälert, kündigte der Konzern an. Die Ergebnisziele würden entsprechend angepasst. Die Software zur Manipulation der Abgaswerte ist nach Angaben des Volkswagen-Konzerns auch in weiteren Dieselfahrzeugen eingebaut. Weltweit seien elf Millionen Fahrzeuge betroffen, erklärte Volkswagen am Dienstag.

US-Medien: Strafrechtliche Folgen möglich

Bereits am Montag hatte der Aktienkurs von Europas größtem Autobauer 18,6 Prozent eingebüßt – ein Börsenwert-Verlust von etwa 14 Mrd. Euro für den Konzern. Laut US-Medien sind nun auch strafrechtliche Folgen möglich. Und der Imageverlust nährt inzwischen auch Sorgen vor möglichen Konsequenzen für die Arbeitsplätze.

Das US-Justizministerium ermittle, ob VW kriminelle Machenschaften vorzuwerfen seien, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf zwei mit der Untersuchung vertraute Personen. VW selbst war zunächst nicht für eine Reaktion zu erreichen. In Kriminalfällen können US-Ermittlungen Monate oder Jahre andauern, ergebnislos enden, aber auch zu heftigen Strafen führen. Das Justizministerium in Washington wollte sich gegenüber Bloomberg nicht zu dem Fall äußern.

“Amerikanisches Volk verdient Antworten”

Mit dem Skandal wird sich auch ein Ausschuss des US-Kongresses befassen. Das kündigten die beiden US-Politiker Fred Upton (Energie-und Handelsausschuss des Repräsentantenhauses) und Tim Murphy (Untersuchungs-Unterausschuss) an. In den kommenden Wochen wird demnach eine Anhörung zu Vorwürfen der Umweltbehörde EPA angesetzt.

“Das amerikanische Volk verdient Antworten und Zusicherungen, dass dies nicht wieder passiert”, heißt es in der Erklärung der beiden US-Kongressmitglieder. Am Vortag hatte der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) eine Anweisung ans Kraftfahrt-Bundesamt angekündigt, bei VW-Dieselmodellen jetzt strenge spezifische Nachprüfungen durch unabhängige Gutachter zu veranlassen.

Imageverlust für “Made in Germany”?

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnte vor einer Beschädigung des Qualitätsbegriffs “Made in Germany”. DIW-Präsident Marcel Fratzscher sagte der “Bild”-Zeitung, darüber hinaus könnten “auch andere deutsche Exporteure Schaden nehmen, denn VW war bisher ein Aushängeschild für Produkte ‘Made in Germany'”.

Es müsse nun dringend “um Schadensbegrenzung für VW und für deutsche Exporteure allgemein gehen”. Ähnliche Sorgen hatte am Montag auch der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel geäußert, am Dienstag forderte auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (beide SPD) eine schnelle Aufklärung im VW-Skandal.

VWs Amerika-Chef: “Wir haben Mist gebaut”

Michael Horn, VWs Amerika-Chef, gab bei der Präsentation eines neuen Passat-Modells am Montagabend (Ortszeit) in New York einen schweren Fehler des Unternehmens zu und meinte: “Wir waren unehrlich zur Umweltbehörde EPA, wir waren unehrlich zu den Behörden in Kalifornien und, am schlimmsten von allem, wir waren unehrlich zu unseren Kunden. Um es auf gut Deutsch zu sagen: Wir haben Mist gebaut.”

Strafzahlungen von bis zu 16 Mrd. Euro drohen

Neben einem Imageverlust drohen Volkswagen Strafzahlungen von bis zu 18 Mrd. Dollar (16,00 Mrd. Euro), Rückrufkosten, strafrechtliche Folgen sowie mögliche Regressansprüche von enttäuschten Kunden und Aktionären.

Die EPA wirft VW Manipulation von Schadstoffmessungen bei Dieselautos vor. Die Wolfsburger haben Fehlverhalten eingeräumt und versprochen, mit der Behörde zu kooperieren. Der Konzern stoppte den Verkauf der betreffenden Modelle in den USA. Vorstandschef Martin Winterkorn hat eine externe Untersuchung und eine rasche Aufklärung zugesagt.

Am Mittwoch will sich der innerste Zirkel des Aufsichtsrats bei einem Krisentreffen mit dem Thema beschäftigten, verlautete aus VW-Kreisen. Zwei Tage später steht bei der VW-Aufsichtsratssitzung Winterkorns bereits angekündigte Vertragsverlängerung an.

(APA)

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