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Vorarlberger Mediziner können Sterberisiko bei Herzerkrankungen abschätzen

Mit der von Vorarlberger Medizinern entwickelten Methode kann die Sterbewahrscheinlichkeit bei Herzerkrankungen abgeschätzt werden.
Mit der von Vorarlberger Medizinern entwickelten Methode kann die Sterbewahrscheinlichkeit bei Herzerkrankungen abgeschätzt werden. ©Symbolbild: AFP PHOTO / PIERRE-PHILIPPE MARCOU
Bei Patienten mit Diabetes und einer koronaren Herzkrankheit ist vom geschädigten Herzmuskel vermehrt gebildetes proBNP (pro natriuretisches Peptid Typ B) ein wichtiger prognostischer Marker für kardiovaskuläre Todesfälle. Das hat eine von Vorarlberger Kardiologen durchgeführte Studie ergeben, die beim Europäischen Kardiologenkongress (ESC) in Barcelona vorgestellt worden ist.

“Die Prognose dieser Patienten ist deutlich besser bei niedrigerem proBNP (im Blut; Anm.), bei hohem proBNP sterben über sechs Jahre hinweg etwa ein Viertel der Patienten”, berichtete Christoph Säly vom VIVIT-Institut in Feldkirch. “ProBNP ist bereits jetzt ein Routine-Parameter, der in jedem größeren Labor bestimmt werden kann. Von unseren Ergebnissen können Ärzte und Patienten deshalb bereits jetzt profitieren: Durch die Bestimmung des proBNP kann das individuelle Risiko besser abgeschätzt werden.”

Das pro B type natriuretic peptide (proBNP) ist ein vom Herzmuskel gebildeter Biomarker (Hormon), der im Blut bestimmt werden kann und derzeit vor allem zur Diagnose und Therapiekontrolle bei Patienten mit chronischer Herzschwäche verwendet wird. Das Peptid hat einen Gefäß erweiternden Effekt und wird bei Herzschwäche als Kompensationsmechanismus gegen den dabei auftretenden Überlastungsstress für das Herz produziert.

Studie mit mehr als 2.000 Teilnehmern

Saely sagte: “Unklar war, ob proBNP auch bei Patienten mit der Kombination von Diabetes und Herzkranzgefäßerkrankung die Herzkreislaufsterblichkeit vorhersagen kann. Das ist sehr wichtig, weil Patienten mit dieser Kombination von Diabetes und Herzkranzgefäßerkrankung ein besonders hohes Risiko für Herzkreislaufereignisse haben.”

Am VIVIT-Institut wurde im Rahmen einer großen wissenschaftlichen Untersuchung mit mehr als 2.000 Teilnehmern bei 600 Patienten mit im Herzkatheter nachgewiesener Verengung der Herzkrankgefäße das proBNP bestimmt. Diese Patienten wurden über einen Zeitraum von sechs Jahren beobachtet. Das Auftreten von Herzkreislaufereignissen wurde erfasst.

Laut den Ergebnissen war der proBNP-Spiegel im Blut bei Studienbeginn höher bei Patienten mit Diabetes als bei jenen, die kein Diabetes hatten. Todesfälle durch Herz-Kreislaufereignisse traten bei 14 Prozent der Herzpatienten mit Diabetes und bei sechs Prozent der Herzpatienten ohne Diabetes auf – das Risiko von Diabetespatienten war also insgesamt mehr als doppelt so hoch wie jenes von Patienten ohne Diabetes.

Weitere Studien folgen

Sowohl bei Patienten mit als auch bei Patienten ohne Diabetes stieg das Risiko für durch Herzkreislauferkrankungen bedingte Todesfälle mit steigendem proBNP. Während Diabetes-Patienten im untersten Drittel der proBNP-Werte nur ein zweiprozentiges Risiko hatten, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben, lag diese Gefährdung bei Diabetes-Patienten mit proBNP-Werten im höchsten Drittel bei 23 Prozent. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich bei Patienten ohne Diabetes.

Jetzt muss herausgefunden werden, ob eine optimierte Behandlung eventuell die proBNP-Werte und damit das Mortalitätsrisiko beeinflussen könnte bzw. ob eine Senkung der Konzentration des Marker-Peptids im Blut einen positiven Effekt hat.

(APA)

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