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Vorarlberger Landestheater startet mit drei Premieren in Saison 19/20

Ralph Blase, Nina Fritsch, Stephanie Gräve
Ralph Blase, Nina Fritsch, Stephanie Gräve ©Anja Köhler
Bregenz - Das Vorarlberger Landestheater rückt in der Spielzeit 2019/20 die gesellschaftlichen Bruchlinien - historische wie aktuelle - in den Mittelpunkt.

Der Start in die Saison erfolgt mit gleich drei Premieren und einem insgesamt fünfstündigen Spektakel, wie Intendantin Stephanie Gräve am Freitag bei der Programmvorstellung bekannt gab. “Die große Frage unserer Zeit ist jene der Demokratie”, so Gräve.

In der ersten Spielzeit sei ja alles neu und aufregend, sagte die seit August 2018 in Bregenz arbeitende Intendantin: “Aber wie eröffnet man die zweite?” Die Antwort gab Gräve gleich selbst – nämlich mit der Aufführung von drei Stücken an einem Abend. Unter dem Titel “Cold Songs: Rom” zeigt das Landestheater zunächst William Shakespeares “Coriolanus” (18.30 Uhr), ehe um 20 Uhr der Monolog “Die weißgestrichene Kälte der Revolution” von Bettina Erasmy uraufgeführt wird. Anschließend folgt wiederum ein Shakespeare-Werk, nämlich “Julius Caesar”.

Gräve bedauerte, dass das Landestheater in Bregenz noch nicht der “kulturelle, gesellschaftliche, diskursive Mittelpunkt des Landes” sei und wollte gerade mit der Eröffnung der Spielsaison 2019/20 am 21. September – am Abend vor der Vorarlberger Landtagswahl – einen Beitrag zur entsprechenden Veränderung leisten. Wer den Monolog von Erasmy auslassen möchte, habe die Möglichkeit, im und vor dem Haus ein Picknick mit künstlerischem Programm zu genießen. “Wir freuen uns auf die gesellschaftspolitische Debatte”, so Gräve, es sei ein Versuch der Öffnung über Publikumsgespräche. “Cold Songs: Rom” kommt bis 5. Oktober insgesamt sieben Mal zur Aufführung.

“Antigone” und “Antoine Capet”

Als weitere Uraufführungen in der kommenden Spielzeit kündigte die Intendantin gemeinsam mit Chefdramaturg Ralph Blase und Theaterpädagogin Nina Fritsch “Antigone :: Comeback” von Mikesa/Althoff/Kittstein (Premiere: 15. Oktober) sowie “Antoine Capet. Die Österreicherin” von Niklas Ritter (Text) und Tilman Ritter (Musik) mit der Premiere am 14. November an. Im nächsten Jahr uraufgeführt werden “Hollenstein, ein Heimatbild” von Thomas Arzt (Premiere: 6. März 2020) sowie “Bitte nicht schütteln! Ein konfliktscheues Theater mit viel Gesang” (Premiere: 21. März).

Während es in “Antigone :: Comeback” um eine Theaterprobe mit Bertolt Brecht und Helene Weigel geht, nähert sich “Antoine Capet. Die Österreicherin” der letzten Königin Frankreichs, Marie-Antoinette – die als Erzherzogin Maria Antonia Josepha Johanna von Österreich geboren wurde. “Hollenstein, ein Heimatbild” von Thomas Arzt fängt das Leben der 1886 geborenen Lustenauer Malerin Stephanie Hollenstein ein, die offen lesbisch lebte und früh Mitglied der NSDAP wurde. “Bitte nicht schütteln!” hingegen begibt sich auf theatralische Harmoniesuche.

“La Clemenza di Tito”

Sowohl “Bitte nicht schütteln!” (u.a. mit dem Schweizer Theater Marie) als auch “Antigone :: Comeback” (produziert von “Raum+Zeit” und dem Theater Chur) finden in Co-Produktion statt. Ein weiteres Gemeinschaftswerk ist – wie in jeder Saison – die gemeinsam von Landestheater und Symphonieorchester Vorarlberg erarbeitete Aufführung einer Oper, dieses Mal “La Clemenza di Tito” von Wolfgang Amadeus Mozart (Premiere: 31. Jänner 2020). Auch “Das Jahr des magischen Denkens” von Joan Didion (Premiere: 12. Oktober) findet in Co-Produktion statt, nämlich mit dem Theater an der Effingerstraße (Bern). In dem Bühnenmonolog beschreibt die Autorin “den Tod ihres Mannes und wie sie damit umgeht”, erklärte Gräve.

“Die Frau vom Meer”

Abgeschlossen wird die Spielsaison im Bregenzer Kornmarkttheater mit “Die Frau vom Meer” von Sibyl Kempson nach Henrik Ibsen (Premiere: 30. April 2020) sowie “Die Schutzflehenden” des griechischen Dichters Aischylos (Premiere: 20. Mai). Kempson werde verschiedene Frauenfiguren von Ibsen in das Stück einfließen lassen, kündigte Gräve an. In “Die Schutzflehenden” flüchtet eine Gruppe nordafrikanischer Mädchen nach Europa, um der Zwangsverheiratung zu entkommen. Werden sie Asyl erhalten?

“Vevi”

Als Familienstück – auch das ist Tradition am Vorarlberger Landestheater – wird in diesem Jahr “Vevi” nach dem Roman von Erica Lillegg (Fassung: Berenice Hebenstreit, Premiere: 26. November) gezeigt. Während das Familienstück der aktuellen Saison – “Oliver Twist” – in Sachen Zuschauerzuspruch ausgelassen habe, sei es ansonsten “ganz gut gelaufen hier”, nahm Gräve Stellung zur aktuellen Auslastung. Man werde aufgrund des Familienstücks die Gesamtzahlen des Vorjahrs nicht erreichen, obwohl “der Abendspielplan besser angenommen wird als in der Vorsaison”, sagte die Intendantin.

Es sei aber gelungen, “das Vorarlberger Landestheater auf die Landkarte zu bringen”, man werde mittlerweile auch jenseits der Grenzen wahrgenommen und geschätzt. In die nächste Spielsaison werde man wie gehabt mit acht fix angestellten Schauspielerinnen und Schauspielern gehen (“Wir sind ein kleines Ensemble”) und wieder mit “wiederkehrenden Gästen” arbeiten.

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