Neue Analyse warnt: Vorarlbergs Flüsse verlieren dramatisch an Wasser

Besonders Vorarlbergs Flüsse Lech, Rhein und Ill sind von dieser Entwicklung betroffen, mit Wasserrückgängen zwischen 10 und 16 Prozent. Die Auswertung von über 78.000 Messwerten aus 18 Flüssen offenbart einen beunruhigenden Trend, der weitreichende Folgen für Ökosysteme und Wasserversorgung haben könnte.
Die Untersuchung vergleicht die Sommermonate zweier Zeiträume: 1977 bis 1999 und 2000 bis 2022. Das Ergebnis ist eindeutig – in 15 von 18 untersuchten Flüssen hat die Wassermenge abgenommen. Besonders dramatisch zeigt sich die Situation bei den niedrigsten Wasserständen: In der Ill sind die sommerlichen Minimalwerte um etwa ein Viertel gesunken, im Rhein um ein Fünftel und im Lech um rund 17 Prozent.
Der Rhein verliert deutlich an Wasservolumen
Der Rhein, der die Grenze zwischen Vorarlberg und der Schweiz bildet, ist für das Bundesland von zentraler Bedeutung. Fast 90 Prozent der Landesfläche liegen in seinem Einzugsgebiet, wodurch der Großteil des Regen- und Schmelzwassers aus Vorarlberg in ihn fließt.
An der Messstelle "Lustenau" zeigt sich der Rückgang besonders deutlich: In den Sommern zwischen 1977 und 1999 flossen durchschnittlich etwa 311 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Im Vergleichszeitraum 2000 bis 2022 waren es nur noch rund 273 Kubikmeter pro Sekunde – ein Minus von etwa zwölf Prozent.
Noch alarmierender sind die Monatstiefststände, die um rund 21 Prozent zurückgegangen sind. Dies stellt den viertgrößten Rückgang aller untersuchten Flüsse bei den monatlichen Mindestwerten dar.
Die Ill verzeichnet erhebliche Wasserrückgänge
Die Ill, der längste Fluss innerhalb Vorarlbergs, entspringt in der Silvrettagruppe und mündet unterhalb von Feldkirch in den Rhein.
An der Messstelle "Gisingen" zeigt sich ein ähnlich besorgniserregender Trend: In den Sommern von 1977 bis 1999 flossen durchschnittlich etwa 89 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. In den Sommern zwischen 2000 und 2022 sank dieser Wert auf rund 79,5 Kubikmeter pro Sekunde – ein Rückgang von etwa zehn Prozent.
Besonders dramatisch erscheinen die Monatstiefststände, die um rund 25 Prozent zurückgegangen sind. Das bedeutet, dass die Ill an ihren Niedrigstwassertagen seit 2000 nur noch drei Viertel der Wassermenge führt, die sie in den Jahrzehnten zuvor an vergleichbaren Tagen hatte. Dies ist der drittgrößte Rückgang unter allen untersuchten Flüssen.
Der Lech verliert 16 Prozent seiner Wassermenge
Auch der Lech, der in Vorarlberg entspringt und über Tirol nach Deutschland fließt, zeigt einen deutlichen Wasserrückgang. An der Messstelle "Steeg" flossen in den Sommern zwischen 1977 und 1999 durchschnittlich 18,35 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.
Im Zeitraum 2000 bis 2022 sank dieser Wert auf 15,41 Kubikmeter pro Sekunde – ein Minus von etwa 16 Prozent. Dies stellt den drittgrößten Rückgang aller untersuchten Flüsse bei den Tagesmittelwerten dar. Auch die Monatsminima zeigen einen ähnlichen Rückgang von rund 16 Prozent.
Die Bregenzerach als positive Ausnahme
Im Gegensatz zu den anderen Flüssen zeigt die Bregenzerach eine positive Entwicklung. Als zweitlängster Fluss innerhalb Vorarlbergs entspringt sie im Lechquellengebirge und mündet zwischen Bregenz und Hard in den Bodensee.
An der Messstelle "Kennelbach" flossen in den Sommern zwischen 1977 und 1999 durchschnittlich etwa 46 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Im Vergleichszeitraum 2000 bis 2022 waren es sogar leicht mehr – rund 46,5 Kubikmeter pro Sekunde, ein Anstieg um 1,4 Prozent. Bei den Monatstiefstwerten zeigt sich sogar eine deutlichere Zunahme um etwa 19 Prozent.
Folgen für Ökosysteme und Handlungsbedarf
Thomas Hein von der BOKU warnt vor den negativen Auswirkungen auf die Lebewelt in Fließgewässern. Steigende Wassertemperaturen bei gleichzeitig abnehmenden Durchflüssen in den Sommermonaten stellen eine ernst zu nehmende Bedrohung für die aquatischen Ökosysteme dar.
"Diese Änderungen treffen die Regionen Österreichs unterschiedlich, der Trend wird sich in den nächsten Jahrzehnten fortsetzen. Daher müssen wir als Gesellschaft jetzt entschlossen handeln", betont Hein.
Greenpeace fordert von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) die rasche Umsetzung eines Maßnahmenpakets. Dazu gehören ein Transparenzregister für Wasserentnahmen, eine ambitionierte Wasserstrategie und beschleunigte Renaturierungsprojekte.
Das Ziel ist klar: Flüsse sollen auch in trockenen Zeiten mehr Wasser in der Region halten können, um ökologische Schäden zu minimieren und die Wasserversorgung nachhaltig zu sichern.
(VOL.AT)
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