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Vorarlberg: Vermisster schon vor Monaten tot aufgefunden

Die Gerichtsmediziner in Innsbruck führen monatlich 2000 neue polizeiliche DNA-Analysen durch.
Die Gerichtsmediziner in Innsbruck führen monatlich 2000 neue polizeiliche DNA-Analysen durch. ©APA
Feldkirch - Warum eine Familie über das Schicksal ihres Angehörigen trotzdem monatelang im Ungewissen blieb.

Von Jörg Stadler (NEUE am Sonntag)

Knapp fünf Monate lang gilt Thomas R.* als abgängig. Für die Angehörigen des 36-jährigen Feldkirchers eine schier endlose Zeit quälender Ungewissheit. Bis zuletzt hoffen sie, ihren geliebten Sohn und Bruder lebend wiederzusehen. Dabei hat man ihn längst gefunden. Schon einen Tag nach Eingang der Vermisstenanzeige, in der Nähe von Konstanz – keine hundert Kilometer von hier. Trotzdem vergehen weitere 142 Tage bis die Eltern vom Schicksal ihres Sohnes erfahren. Die NEUE hat den Fall rekonstruiert. Er zeigt, dass die Identifizierung von Personen auch im Zeitalter der internationalen Datenvernetzung und treffsicheren DNA-Analysen mitunter länger dauern kann.

Jene, die sich tagtäglich mit der Suche nach Vermissten beschäftigen, schätzen die Dauer von Ermittlungen naturgemäß ganz anders ein. Herbert Metzler, Fahndungsleiter im Landeskriminalamt Vorarlberg. bezeichnet es als „glückliche Fügung“, dass man Thomas R. „überhaupt so schnell gefunden hat, anhand der DNA eindeutig identifizieren und die Angehörigen zeitnah von ihrer Ungewissheit erlösen konnte“. Der Chefinspektor weiß, wovon er spricht. Auf seinem Tisch landen jährlich vier- bis fünfhundert Abgängigkeitsanzeigen, die er mit seinem dreiköpfigen Team bearbeitet – meist zur Unterstützung der Sachbearbeiter in den Dienststellen vor Ort. Die vielen Aktenordner in seinem Büro erzählen Geschichten von Menschen, die mitunter nicht mehr nach Hause gekommen sind. Etwa von einem Bergläufer, der wahrscheinlich tödlich verunglückte, aber bis heute nicht gefunden werden konnte. Von einem jungen Mädchen, das immer wieder Reißaus nahm, 50 Mal im Jahr. Von einem Drogensüchtigen, dessen Leiche nach einer Überdosis von einem Kollegen aus dem Auto geschmissen wurde und jahrelang in einem Feld lag. Von Männern und Frauen, die ihr altes Leben und alles was dazugehört hinter sich lassen wollten. Von einem Verzweifelten, der auf einem unzugänglichen Felsvorsprung Schlaftabletten mit Weinbrand runterspülte und nicht gefunden werden wollte. „Kein Fall gleicht dem anderen“, sagt der erfahrene Kriminalist Metzler, das mache die Sache eben so schwierig.

>>Die ganze Geschichte und ein Interview mit dem Leiter der Fahndung im LKA, Herbert Metzler, lesen Sie heute in der NEUE am Sonntag.<<

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